Bundesliga

Ovationen für Diego Maradona

Fülliger Maradona zeigte eine eindrucksvolle Darbietung seiner Jonglierkünste

Ovationen für Diego Maradona

Lothar Matthäus und Diego Maradona. Der eine war der Anlass, der andere das Ereignis eines großen Abends in München. Der (vorläufige) Abschied des einen vom und die (vorübergehende) Wiederkehr des anderen aufs Spielfeld. Franz Beckenbauer erhob sich von seinem Sitz und 47 000 Zuschauer standen mit Deutschlands Fußball-Kaiser Spalier, als Maradona sich in der 44. Minute als Kapitän des Bayern- Teams auswechseln ließ. Nach einer eindrucksvollen Darbietung seiner Dressur- und Jonglierkünste mit dem Ball, von Ovationen begleitet.

Er mag füllig geworden und mit seinem immensen Übergewicht nicht mehr wettkampffähig auf hohem Niveau sein. Doch am Ball ist der kleine Weltmeister von 1986 noch immer eine Klasse für sich. Wir haben ihn noch einmal spielen sehen, den wohl größten Ballzauberer des Weltfußballs. Mit einer Limousine war Maradona vor dem Anpfiff bis auf die Tartanbahn des Olympiastadions vorgefahren worden. Herzlich umarmt von seinem Freund und langjährigen Gegenspieler Matthäus, mit dem er die Nacht zuvor bis weit nach Mitternacht an der Hotelbar von alten Zeiten, aber auch vom Kampf gegen seine aktuellen Probleme erzählt hatte. In der Halbzeitpause standen die Stars des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft in der Kabine vor Diego Schlange, "um wie jugendliche Autogrammsammler seine Unterschrift auf irgendein Stück Papier zu ergattern", gab Thomas Strunz unumwunden zu. Nicht jeder konnte von dem Argentinier in der Kürze der Zeit bedient werden. Michael Ballack zum Beispiel musste unverrichteter Dinge abziehen.

Noch einmal ging ein Raunen durch das Stadion, als Maradona in der zweiten Halbzeit auf der Haupttribüne Platz nahm. Dann aber gehörte die Arena endgültig dem, zu dessen Ehren alle gekommen waren. Lothar Matthäus, während der ersten 45 Minuten im Team der Nationalelf, trug nach der Pause zum letzten Mal das Trikot des FC Bayern. In der 87. Minute ging dann auch er. Umjubelt und gefeiert von seinem Publikum, mit Tränen in den Augen beim letzten Hurra in München während der Ehrenrunde. Das Trikot, in dem er so viele Triumphe, aber auch manche sportliche Tragödie erlebt hatte, schenkte Matthäus bei der folgenden Abschiedsfete mit 600 geladenen Gästen in der Reithalle Maradona.

Bei der langen Party, garniert mit toller Musik von Zucchero und der bayerischen Band, kamen ehrende, lustige, aber auch nachdenkliche Worte von Bayern-Kapitän Stefan Effenberg und DFB-Präsident Egidius Braun nicht zu kurz. Die netteste Rede hielt die 14-jährige Alisa, seine älteste Tochter, die den Stolz auf und die Liebe zu ihrem Vater zum Ausdruck brachte, aber auch bemerkte: "Es gäbe noch viel zu erzählen, doch ich will dir keine Unannehmlichkeiten bereiten."

Bayern-Präsident Beckenbauer ernannte Matthäus schließlich zum Ehrenmitglied, verbunden mit dem Vorzug eines Stehplatzes im Olympiastadion auf Lebenszeit. Na denn: Servus Lothar!