Nordost

Ostklubs wollen neue Aufstiegsregelung in der Regionalliga

Außerordentlicher DFB-Bundestag angestrebt

Ostklubs wollen neue Aufstiegsregelung in der Regionalliga erzwingen

Nordost-Meister bleibt viertklassig: 2021/22 scheiterte der BFC Dynamo in den Aufstiegsspielen am VfB Oldenburg.

Nordost-Meister bleibt viertklassig: 2021/22 scheiterte der BFC Dynamo in den Aufstiegsspielen am VfB Oldenburg. IMAGO/osnapix

Die 4. Liga wird ihr Streitthema einfach nicht los: Seit Einführung der aktuellen Regionalliga-Struktur im Jahr 2012, bestehend aus fünf Staffeln, steigen die jeweiligen Tabellenersten am Saisonende nicht automatisch auf. Zwar wurde 2019 eine Modifizierung vorgenommen, die brachte aber nur für die Meister der Regionalligen West und Südwest signifikante Verbesserungen, die seitdem nach Beendigung der normalen Punkterunde nicht mehr in Aufstiegsspiele müssen, sondern automatisch aufsteigen.

Aus den anderen drei Staffeln steigt derzeit, jährlich wechselnd, jeweils nur ein Meister direkt auf, die anderen beiden müssen zwei Entscheidungsspiele um das letzte verbliebende Drittliga-Ticket bestreiten. Hier setzte sich 2021/22 der VfB Oldenburg gegen den BFC Dynamo durch. Die Berliner blieben dementsprechend viertklassig.

Aufstiegsspiele 2021/22

Jener BFC Dynamo hat sich jetzt mit einigen anderen Klubs aus der Regionalliga Nordost (unter anderem Carl Zeiss Jena, Energie Cottbus, Chemnitzer FC, Rot-Weiß Erfurt, SV Babelsberg, Viktoria Berlin, Lok Leipzig; laut MDR auch Chemie Leipzig) und der 3. Liga (FSV Zwickau, Hallescher FC; laut MDR auch Erzgebirge Aue) zusammengetan und beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) einen Antrag eingereicht. Dieser strebt an, dass der NOFV bei seinem 10. Ordentlichen Verbandstag am 19. November in Potsdam einen Beschluss fassen soll, der im weiteren Verlauf einen Außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) herbeiführt.

Wörtlich heißt es im Antrag an den NOFV: "Das [...] vertretungsberechtigte Präsidium wird beauftragt, einen Antrag zur Einberufung eines Außerordentlichen Bundestags [...] mit dem Tagesordnungspunkt 'Änderung des Paragraf 55b DFB-Spielordnung zur Einführung einer neuen Aufstiegsregel zur 3. Liga ab der Spielzeit 2023/2024, durch die alle Regionalligameister unter Wahrung der Grundsätze der Chancengleichheit sowie des Fairplay gleichbehandelt werden' zu stellen."

Einen konkreten Vorschlag unterbreiten die Vereine nach eigenen Angaben deswegen nicht, um in eine möglichst ergebnisoffene Diskussion um einen neuen Aufstiegsmodus zu gehen. "Unser Standpunkt ist seit Jahren unverändert. Wir erneuern lediglich unsere Forderung 'Meister müssen aufsteigen!", so Peter Meyer, Wirtschaftsratsvorsitzender des BFC Dynamo.

Arbeit "irgendwie weniger wert"

Auch Entscheidungsträger der weiteren Klubs haben sich schon zum Antrag geäußert. Claus-Dieter Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus, sagt: "Es erweckt den Eindruck, dass gewisse Leute zu glauben scheinen, dass die Arbeit, die wir und viele andere Vereine beispielsweise in der Regionalliga Nordost Jahr für Jahr leisten, irgendwie weniger wert sein soll als das, was andernorts getan wird. Fairplay ist das höchste Gut in unserem Sport, so dass 'Meister müssen aufsteigen' als ein geregelter Grundsatz für alle gelten muss."

Marc Arnold, Geschäftsführer Sport beim Chemnitzer FC, kritisiert: "Mit der aktuellen, eigentlich nur als Übergangslösung geltenden Regelung, kann bei den fünf deutschen Regionalligen nicht von einer Chancengleichheit zum Aufstieg in die 3. Liga gesprochen werden. Diese Chancengleichheit aller Regionalligameister sollte entsprechend der eigenen Satzung im Sinne des DFB sein."

Und stellvertretend für die beteiligten Drittligaklubs, schlägt Präsident Jens Rauschenbach vom Halleschen FC in einen ähnliche Kerbe: "Das Prinzip der Chancengleichheit und des Fairplay wird mit der bestehenden Regelung ebenso ad absurdum geführt wie der Grundsatz 'Meister müssen aufsteigen'."

Der NOFV hat sich bereits am Freitag kurz geäußert. Präsident Hermann Winkler sagte dem MDR: "Wir sind diesbezüglich mit den Vereinen in engem Austausch. Wir werden den Antrag jetzt eingehend prüfen und uns zu gegebener Zeit inhaltlich dazu äußern."

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Einberufen werden muss so ein Bundestag übrigens, wenn zwei Regional- oder sechs Landesverbände eine Einberufung "in gleicher Sache" beantragen. In diesem Fall ein realistisches Szenario, besteht der NOFV schließlich aus den sechs Landesverbänden Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Blickt man in die Satzung des DFB, könnte es womöglich schnell gehen. In Paragraf 29, Absatz 3, heißt es, dass ein Außerordentlicher Bundestag spätestens neun Wochen nach seinem Antrag auf Einberufung stattfinden muss. Eine Anpassung der Aufstiegsregelung bereits zur Saison 23/24 scheint also im Bereich des Möglichen - wobei das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist.

stw