Handball

Handball-WM 2023: Als der DHB letztmals im Viertelfinale stand

Vorwurf "gekaufter" Schiedsrichter im Januar 2015

Österreich teilt Heinevetters Wut: Als der DHB letztmals ein WM-Viertelfinale spielte

Schiedsrichter im Fokus: Österreichs Spieler und auch Silvio Heinevetter suchen das Gespräch mit den Unparteiischen.

Schiedsrichter im Fokus: Österreichs Spieler und auch Silvio Heinevetter suchen das Gespräch mit den Unparteiischen. imago images (3)

Wer nach der deutschen Nationalmannschaft und einem WM-Viertelfinale filtert, muss auf dem Zeitstrahl ein ganzes Stück zurückgehen. Die bis dato letzte Endrunde im Januar 2021 in Ägypten schloss die DHB-Auswahl mit einem ernüchternden 23:23 (11:12) gegen Polen ab - Platz zwölf bedeutete die schlechteste Platzierung der Verbandsgeschichte.

Bei der WM 2019, die Deutschland gemeinsam mit Dänemark ausrichtete, ging es nach der Hauptrunde direkt mit dem Halbfinale weiter. Das DHB-Team erreichte die Vorschlussrunde, verlor dort allerdings deutlich gegen Norwegen (25:31) und verpasste schließlich gegen Frankreich (25:26) auch knapp WM-Bronze.

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Als amtierender Europameister war Deutschland im Januar 2017 nach Frankreich gereist, wo bereits im Achtelfinale Katar (20:21) die Endstation bedeutete. Für Dagur Sigurdsson war es das vierte und letzte Turnier mit der DHB-Auswahl - sein Abschied gen Japan hatte allerdings schon Ende November 2016 festgestanden.

Man muss also schon fast auf den Tag genau acht Jahre zurückgehen, um ein WM-Viertelfinale mit deutscher Beteiligung zu finden. Es war der 28. Januar 2015, an dem die DHB-Auswahl in der Runde der letzten Acht an Gastgeber Katar (24:26) scheiterte. Deutschland hatte nicht seinen besten Tag erwischt, offenbarte vorne wie hinten zu viele Schwächen.

Schiedsrichter im Fokus - Rivera über den "Heimvorteil"

Die insgesamt 26 Treffer des Außenseiters erzielten allerdings auch sieben eingebürgerte Profis aus Ägypten, Bosnien, Frankreich, Kuba, Montenegro, Spanien und Tunesien. Kein einziges kam von einem der vier in Katar geborenen Spieler im Kader. Das Tor vernagelte mit Danijel Saric ein gebürtiger Bosnier.

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Hauptkritikpunkt war hinterher aber gar nicht die regelkonforme Einbürgerung hochbezahlter ausländischer Stars. So mancher hatte sich vielmehr auf die Schiedsrichter aus Nordmazedonien eingeschossen. Diese hatten vor rund 15.000 Zuschauern in Lusail keine wirklich glückliche Figur gemacht. 

Torhüter Silvio Heinevetter, für die WM 2023 nicht in den deutschen Kader berufen, polterte: "Wir konnten dieses Spiel nicht gewinnen. Jeder, der ein bisschen von dieser Sportart versteht, weiß, was ich meine." Gemeint waren Gjorgji Nacevski und Slave Nikolov. "Solange ich in diesem Land bin, muss ich aufpassen, was ich sage", schob Heinevetter hinterher und entschwand in die Katakomben.

Wenn dieses Spiel in Deutschland ausgetragen worden wäre, hätten es die Deutschen gewonnen.

Katar-Coach Valero Rivera

Auch für Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar sei klar gewesen, "dass die Deutschen fünf Tore besser sein müssen, um mit einem zu gewinnen". Heinevetter dürfe sich dennoch "nicht hinstellen und solche Äußerungen von sich geben". Trainer Valero Rivera, der Katar noch bis ins Finale führen sollte, hatte seine eigene Interpretation: "Der Heimvorteil ist im Handball enorm wichtig, das ist bekannt. Wenn dieses Spiel in Deutschland ausgetragen worden wäre, hätten es die Deutschen gewonnen."

Auch bei Österreich und Szilagyi brodelt es

Ein deutscher Nachbar teilte Heinevetters Wut: Im Achtelfinale, also nur eine Runde zuvor, war Österreich mit 27:29 an Katar gescheitert. Auch die ÖHB-Profis fühlten sich dabei "verschaukelt". Keeper Thomas Bauer war bei Abpfiff beispielsweise derart erbost, dass er auf die kroatischen Unparteiischen zustürmte - und noch von den Mitspielern eingefangen werden musste.

Österreichs Kapitän Viktor Szilagyi, heute Geschäftsführer beim deutschen Rekordmeister THW Kiel, nahm nach Schlusspfiff kein Blatt vor den Mund: "Gegen uns wurden in der zweiten Hälfte so viele Offensivfouls gepfiffen wie im ganzen Turnier zuvor zusammen. Da hat Katar scheinbar gut gedeckt. Vielleicht muss man das erwarten. Ich kann das schwer akzeptieren."

Wenn Deutschland am Mittwochabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Rekordweltmeister Frankreich trifft, wird mit Sicherheit wieder der Sport im Fokus stehen. Einen anderen Ausgang als 2015 würde sich Bundestrainer Alfred Gislason auch wünschen.

msc

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