DFB-Coach Stefan Kuntz sah nach dem 6:1 gegen Serbien erwartungsgemäß keine Notwendigkeit für Wechsel und vertraute der identischen Elf rund um die beiden Goalgetter Richter (3 Tore) und Waldschmidt (4 Tore).
Werner Gregoritsch hingegen tauschte nach dem 1:3 gegen Dänemark auf drei Positionen: Ingolitsch machte Platz für Ullmann, der auf die linke Abwehrseite ging, dafür rutschte Werders Friedl nach rechts. Balic ersetzte in der Offensive Honsak und Kalajdzic stürmte anstelle von Kvasina.
Die Ausgangslage der Deutschen war klar: Punkten sie gegen Österreich ist sowohl das Halbfinale als auch das Olympiaticket für 2020 gesichert. Die Österreicher hingegen mussten gewinnen, um die Chance aufs Halbfinale zu wahren. Anders als von vielen erwartet, nahm zunächst die ÖFB-Auswahl die Spielgestaltung in die eigene Hand. Vor allem mit langen hohen Bällen sollte der großgewachsene Kalajdzic in der Sturmspitze ins Spiel gebracht werden. Das DFB-Team fand nur schwer in die Partie. Oft musste Nübel in den Spielaufbau mit einbezogen werden, da die Österreicher extrem früh draufgingen und nicht viel Platz für Kreativität ließen. Die erste Großchance der Partie hatte dann auch die Elf aus der Alpenrepublik: Balic kam von rechts in den Strafraum, seine Hereingabe verpasste Kalajdzic am zweiten Pfosten nur haarscharf (13.).
Traumtor Waldschmidt, Nübel zu rustikal
Im direkten Gegenzug hatte Waldschmidt von der offensiven Tristesse offenbar genug und fasste sich aus 25 Metern ein Herz: Sein Schuss aus dem Stand passte punktgenau in den rechten Winkel - Traumtor zum 1:0 (14.). An der Spielweise der beiden Teams änderte die deutsche Führung wenig: Österreich ging früh drauf, schlug lange Bälle, die Deutschen versuchten es spielerisch. Der österreichische Ausgleich fiel - wie auch sonst - nach einem langen Ball: Horvath brachte einen Freistoß in den Strafraum, Keeper Nübel kam raus und pflückte ihn aus der Luft. Allerdings traf er dabei Kaljdzic mit dem Knie am Kopf, Schiedsrichter Andris Treimanis zeigte auf den Punkt. Eine vertretbare Entscheidung. Augsburgs Danso trat an und blieb eiskalt - 1:1 (24). Das dritte Elfmetergegentor der Deutschen im dritten Spiel.
Nach dem Ausgleich, durfte sich die DFB-Auswahl bei Keeper Nübel bedanken, der mit einer herausragenden Fußabwehr das 1:1 festhielt (34.). Die Deutschen kamen nicht zu ihrem gewohnten Umschaltspiel, stattdessen hatten die Österreicher vor der Pause noch eine Gelegenheit: Der Kopfball von Kalajdzic landete allerdings am Pfosten (45.+1).
Chancen in der zweiten Halbzeit Mangelware
Wer darauf gehofft hatte, dass die deutschen Jungs nach der Halbzeitpause mit einem anderen Gesicht aus den Katakomben kommen, wurde enttäuscht. Weiterhin wurde der Ball im Spielaufbau zu oft verloren, die Österreicher kämpften aufopferungsvoll. Torchancen waren auf beiden Seiten Mangelware, wenn, wurde es im deutschen Strafraum gefährlich. Nübel zeigte gegen Balic aber erneut sein ganzes Können und hielt sein Team so im Spiel (57.).
Richtig zwingend wurde es in der Schlussphase nur noch selten. Amiri (66. & 77.) sowie Öztunali (68.) hatten noch ein paar Halbchancen, wirkliche Torgefahr entstand jedoch nicht. Auch den Österreichern war anzumerken, dass ihnen am Ende die Luft ausging. Die DFB-Elf wollte dann nur noch das Remis halten, dies gelang.
Das 1:1 reichte der DFB-Auswahl zum Einzug ins Halbfinale. Sowohl der Gegner als auch die Spielzeit stehen bislang noch nicht fest. Sicher ist jedoch, dass die Europameisterschaft für Österreich beendet ist. Dänemark schließt die Gruppe B auf dem zweiten Platz ab, scheidet aber ebenfalls aus. Verzichten muss Stefan Kuntz am Donnerstag auf Benjamin Henrichs. Der Außenverteidiger kassierte kurz vor Schluss seine zweite Gelbe Karte des Turniers und ist somit gesperrt.