Nigerias Coach Gernot Rohr veränderte seine Startelf nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen Kroatien auf drei Positionen: Iheanacho, Musa und Omeruo spielten für Ighalo, Iwobi und Shehu (alle Bank). Taktisch wurde aus einem 4-2-3-1- ein 3-4-1-2-System.
Islands Trainer Heimir Hallgrimsson bleib seiner 4-4-2-Grundordnung treu, tauschte nach dem 1:1 gegen Argentinien aber zweimal Personal: Der Ex-Lauterer Bödvarsson sowie der aktuelle Sandhäuser Gislason begannen für Hallfredsson und Johann Gudmundsson (beide Bank).
Gylfi Sigurdsson gibt Gas
Die Wikinger interpretierten ihr System deutlich offensiver und machten von Anfang an Druck. Standard-Spezialist Gylfi Sigurdsson trat früh gleich zweifach in Erscheinung: Erst prüfte der Spielgestalter vom FC Everton Torwart Uzoho mit einem direkten Freistoß, dann mit einem 17-Meter-Schuss (6.). Erst nach knapp zehn Minuten tauten auch die Super Eagles allmählich auf, schraubten die Ballbesitzzahlen nach oben, aber kamen gegen gut geordnete und kompakt verteidigende Isländer nicht zum Abschluss.
Defensivschlacht
Gruppe D - 2. Spieltag
Bis zur Halbzeit entwickelte sich eine wahre Defensivschlacht. Die Westafrikaner stockten die Dreierkette gegen den Ball zur Fünferreihe auf und ließen aus dem Spiel heraus kaum etwas zu. Einzig durch Standards forcierten die Nordlichter ein wenig Torgefahr. Noch viel weniger brachte dagegen Nigeria aufs Papier: Im ersten Durchgang gelang kein einziger Torschuss - das schaffte bislang keine andere Nation bei der WM 2018! Island hielt die Abstände im 4-4-2-System sehr kurz und ließ sämtliche gegnerischen Angriffsversuche auf ein blaues Riff auflaufen. Torlos ging es folglich in die Pause.
Musa trifft mit dem zweiten Torschuss
Rohr reagierte mit Wiederbeginn und brachte mit Ebuehi für Idowu einen frischen Spieler. Im zweiten Abschnitt dauerte es dann nur zwölf Sekunden, ehe Nigeria seinen ersten Torschuss abgab: Etobos Flachschuss aus der Distanz war für Keeper Halldorsson allerdings kein Problem (46.). Der zweite Abschluss passte dann aber genau: Bei einem Konter nahm Musa eine Moses-Flanke mit viel Ballgefühl aus der Luft an und drosch die Kugel aus sechs Metern zum 1:0 in die Maschen (49.). Eine doppelt bittere Szene für Island, denn Gegenspieler Ragnar Sigurdsson wurde unmittelbar nach dem Treffer vom jubelnd abdrehenden Musa mit dem Knie am Hinterkopf getroffen, konnte aber trotz einer klaffenden Platzwunde am Hinterkopf noch elf Minuten mit einem Turban weitermachen. Erst in der 65. Minute musste er für Ingason weichen.
Island kommt nicht durch - Nigeria setzt Nadelstiche
Derweil mussten die Nordlichter aufmachen, entwickelten zunächst aber nur wenig Durchschlagskraft. Nach wie vor näherten sich die Wikinger lediglich nach ruhenden Bällen an. Und auch die Super Eagles versteckten sich nicht: Bei einem abgefälschten Distanzknaller von Ndidi musste Halldorsson sein ganzes Können aufbieten (57.). Die Begegnung blieb im weiteren Verlauf recht ausgeglichen, weil auch die Westafrikaner immer wieder Nadelstiche setzten. Hallgrimsson musste reagieren und brachte mit Sigurdarson für Bödvarsson einen neuen Stürmer (71.).
Musa legt nach
Die Offensivpower der Nordeuropäer sollte das aber nicht entscheidend ankurbeln. Vielmehr drängte Nigeria auf die Entscheidung: Musas 20-Meter-Schuss klatschte an die Latte (74.). Die darauf folgende Aktion brachte dann das 2:0: Musa startete nach einem langen Ball von Omeruo ein unwiderstehliches Solo, ließ Innenverteidiger Arnason und Torwart Halldorsson stehen wie Slalomstangen und vollendete aus sieben Metern (75.).
Sigurdsson verschießt Elfmeter
In der Schlussphase schöpften die Wikinger plötzlich wieder Hoffnung: Finnbogason wurde im Strafraum von Ebuehi getroffen. Schiedsrichter Matthew Conger aus Neuseeland ließ zunächst weiterlaufen, zog dann aber den Videobeweis zu Rate und entschied daraufhin auf Elfmeter. Gylfi Sigursson trat an, schoss aber drüber (83.). Diese Aktion kam einem Genickbruch gleich. Zwar verbuchte Finnbogason nochmal eine Möglichkeit, doch Uzoho parierte seinen Flachschuss sicher (88.). Nach sechs Minuten Nachspielzeit blieb es beim 2:0 für die Super Eagles.
Die Entscheidung in der Gruppe D fällt am kommenden Dienstag (20 Uhr). Nigeria trifft in Sankt Petersburg auf Argentinien. Gleichzeitig steigt in Rostow am Don das Duell zwischen Island und Kroatien.