Die "Rewe Group" will ab sofort nicht mehr im Kontext der Fußball-WM auftauchen. Am Dienstag teilte sie deshalb mit, aus dem langjährigen Partnerschaftsvertrag mit dem DFB auszusteigen. Als Begründung nennt der Handelskonzern das Verhalten der FIFA in den vergangenen Tagen.
"Fußball ist für uns unter anderem Fair Play, Toleranz und Zusammenhalt - diese Werte halten auch wir hoch", wird "Rewe"-Chef Lionel Souque zitiert. "Wir stehen ein für Diversität - und auch Fußball ist Diversität. Diese Haltung leben wir und diese Haltung verteidigen wir - auch gegen mögliche Widerstände. Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel."
Sammelalbum ab sofort gratis
Zwar habe man dem DFB - unabhängig von der WM in Katar - bereits im Oktober mitgeteilt, dass man die Kooperation nicht fortsetzen wolle, heißt es in der Mitteilung. "Nach den aktuellen Entscheidungen der FIFA sowie den Aussagen von FIFA-Präsident Infantino allerdings sieht sich das Unternehmen aufgefordert, sich in aller Deutlichkeit von der Haltung der FIFA zu distanzieren und auf seine Werberechte aus dem Vertrag mit dem DFB - insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft - zu verzichten."
Unter anderem wird "Rewe", das 2008 "Offizieller Ernährungspartner" des DFB geworden war, das derzeit erhältliche Sammelalbum ab sofort gratis abgegeben und die Kosten dafür tragen. Zusätzlich sollen die bisherigen Erträge des Albums vollständig gespendet werden. An wen, ist noch unklar.
Explizit ärgert sich "Rewe" über das FIFA-Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde als Zeichen für Diversität und Toleranz. Dass sich der DFB wie die anderen beteiligten europäischen Verbände dieser Entscheidung am Montag fügte, was mancher als "Einknicken" kritisierte, scheint bei dem Aus der Kooperation dagegen keine Rolle gespielt zu haben.
"Adidas" zurückhaltend - VW kritisiert FIFA
Mit "Adidas" hat auch ein großer FIFA-Sponsor auf die Entscheidung der FIFA reagiert und eine liberale Haltung gefordert. "Wir sind davon überzeugt, dass Sport offen für alle sein muss", teilte Sprecher Oliver Brüggen dem SID mit: "Wir unterstützen unsere Spieler*innen und Teams, wenn sie sich für positiven Wandel einsetzen. Sport bietet wichtigen Themen eine Bühne. Es ist unerlässlich, die Diskussion fortzuführen."
"Adidas" ist DFB-Sponsor, wie auch "Volkswagen", das ebenfalls keine Konsequenzen ziehen wird. "Wir beabsichtigen nicht, unser Sponsoring zu beenden", erklärte das Unternehmen auf dpa-Anfrage. "Es gab beim DFB in den letzten Monaten viele gute Entwicklungen. Und wir wollen auch zukünftig mit dem DFB gemeinsam an positiven Veränderungen im Fußball insgesamt arbeiten." Gleichwohl sei das Verhalten der FIFA "nicht akzeptabel": "Die Diskussionen und Reaktionen zeigen, dass sich im Weltfußball dringend etwas Grundsätzliches ändern muss."