Champions League

Neymar führt nicht nur Mbappé jetzt etwas "anders" an

PSG-Coach Tuchel schwärmt von seiner Mannschaft

Neymar führt nicht nur Mbappé jetzt etwas "anders" an

Besonderes Duo, besonderes Verhältnis: Neymar (l.) und Kylian Mbappé.

Besonderes Duo, besonderes Verhältnis: Neymar (l.) und Kylian Mbappé. Getty Images

Aus Lissabon berichtet Jörg Wolfrum

Ein K.-o.-Spiel liegt hinter ihnen, das 2:1 vergangenen Mittwoch im Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo. Sieg in der Nachspielzeit. Das Halbfinale gegen RB Leipzig steht an. Aus Paris-Sicht und natürlich auch aus Sicht von Thomas Tuchel soll dann am Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) noch das Endspiel folgen im Da Luz gegen den Sieger aus dem Duell vom Mittwoch zwischen Bayern München und Olympique Lyon.

"Wir haben es uns verdient, hier zu sein im Halbfinale. Wir haben eine super Champions-League-Saison gespielt, wir haben viele Monate auf hohem Niveau hinter uns", unterstreicht Tuchel. Ja, es sei "ein historischer Moment". Aber solche Momente müsse man sich das "Jahr hindurch erschaffen". Etwa mit dem Ausschalten von Borussia Dortmund im Achtelfinale.

"Wir haben Hunger. Jetzt ist Halbfinale. Wir treten an, um dieses Spiel zu gewinnen." Und, auch das schickt er angesichts von Superkünstlern im Team wie Neymar und Kylian Mbappé voraus: "Wir können auch leiden." Ob der zuletzt angeschlagene Weltmeister Mbappé von Anfang an spielen werde oder, wie gegen Bergamo, eingewechselt wird, wollte Tuchel nicht verraten. "Ja, er könnte wohl anfangen. Aber wir werden noch das Training abwarten."

"Julian hat seinen Stil geändert und ich auch"

Und dann war es doch, kurz, da, das Déjà-vu, die Personalie Nagelsmann: "Ich bin demütig und glücklich, dass wir beide im Halbfinale stehen", erklärte Tuchel am Dienstag mit Blick auf das Duell mit seinem ehemaligen Spieler Julian Nagelsmann. Über ein Jahrzehnt liegt die gemeinsame Zeit in Augsburg zurück. Doch sie ist Teil des Duells im Da Luz.

Allerdings, da solle sich keiner täuschen: "Julian hat seinen Stil geändert und ich auch." Die Vorbereitung auf ein Spiel gegen RB mit einem Taktikfuchs als Trainer wie Nagelsmann sei im Übrigen "schwieriger, als ein Spiel gegen Atletico vorzubereiten", wo man sich mehr oder weniger auf ein 4-4-2 verlassen könne. Doch Tuchel hebt sofort den verbalen Zeigefinger: "Vorsicht, das heißt nicht, dass ein Spiel gegen Atletico weniger schwierig geworden wäre."

Der Schlüssel ist, bei uns selbst zu bleiben und unsere Stärken durchzusetzen.

Thomas Tuchel

Es gehe in diesem Punkt nur um das Taktikpuzzle im Vorfeld. Und das sei gegen RB schwieriger zu vervollständigen. Der Grund: "Weil so viel Qualität und Variablen im Spiel sind." Wichtig, so Tuchel, sei daher letztlich: "Der Schlüssel ist, bei uns selbst zu bleiben und unsere Stärken durchzusetzen." Und davon haben sie mit Neymar und Kylian Mbappé und all den anderen ja allerhand.

Aber, weiß auch Tuchel: "Die Beziehung zwischen Kylian und Neymar ist klar unsere Stärke." Er meint den "Mix", den die zwei Superstars offerierten: "Neymar der Dribbler, der ins 1:1 geht, und Kylian ist sehr schnell, hat dazu das Timing und den Hunger, auf das Tor zu gehen." Nicht falsch verstehen: Nicht, dass Neymar letzteres nicht habe oder wolle.... So oder so: "Die Beziehung zwischen beiden ist außerordentlich."

Zumal jetzt, wo sich Neymar zum Leader entwickelt habe. Wobei: "Neymar war immer ein Leader", unterstreicht der Deutsche und betont: "Vielleicht aber derzeit ein anderer, als er das vorher war." Vor seinen Verletzungen, vor der Corona-Pause, vor der großen Chance, mit noch zwei Siegen die Champions League zu gewinnen.

Neymar bald auch Weltfußballer?

Titelverteidiger Lionel Messi dürfte dieses Jahr definitiv nicht von der FIFA erneut als Weltfußballer ausgezeichnet werden. Cristiano Ronaldo vermutlich auch nicht. Bleiben wenig Anwärter: Bayerns Robert Lewandowski zum Beispiel, oder eben auch Neymar. Doch die Auszeichnung dürfte eher an den gehen, der mit seinem Klub auch die Champions League gewinnt.

"Neymar liebt diesen Wettbewerb. Und er bringt Selbstvertrauen und den nötigen Willen dazu auf den Platz", so Tuchel. All das brauche man, "wenn man ein Leader sein will".

Dies sei der "Schlüssel" dafür, dass man Neymar auf einem anderen Niveau sehe als mitunter früher. Hinzu komme die besondere Atmosphäre zu den anderen Schlüsselspielern im Team wie den Defensivspielern Thiago Silva und Marquinhos und Keeper Keylor Navas. Selbstredend natürlich die zu Mbappé, für den wiederum Neymar eine Art Ziehvater geworden ist.

Das mit dem Ziehvater sagt der PSG-Cheftrainer nicht. Aber man hört den Stolz heraus, den er auf seine Elf hat. Und das Vertrauen in sie, dass sie ihn wieder so jubeln lassen, wie in der Nachspielzeit gegen Atalanta. Und wenn früher? Wäre aus Sicht von Tuchel auch ok.