Tennis

"So glücklich": Murray bricht den Wimbledon-Fluch

Dreisatzsieg gegen Djokovic

"So glücklich": Murray bricht den Wimbledon-Fluch

Historische Erlösung: Andy Murray genießt die Momente mit der Wimbledon-Trophäe.

Historische Erlösung: Andy Murray genießt die Momente mit der Wimbledon-Trophäe. Getty Images

Im vergangenen Jahr war Andy Murray im Wimbledon-Finale noch am Schweizer Roger Federer gescheitert, damals gab es zum Trost auf der Anlage an der Chruch Road immerhin den Titel des Olympiasiegers zu feiern. Doch der Triumph bei den All England Championships blieb dem 26-Jährigen aus Dunblane bislang verwehrt. Dieser "Makel" belastete Murrays Tenniskarriere – bis zum Sonntag, dem 7. Juli 2013.

Die enorme Drucksituation meisterte der vom ehemaligen Weltklassespieler Ivan Lendl gecoachte Murray diesmal mit Bravour. Murray ging den ersten Satz extrem fokussiert an und konnte gleich im ersten Aufschlagspiel des Duells beim Service des Serben drei Breakbälle einfahren. Auch wenn er diese noch nicht nutzen konnte, war die aggressive Spielweise des Schotten vorgezeichnet, der vor allem auf Djokovics zweiten Aufschlag mächtig Tempo machte. Zwar konnte auch der „Djoker“ seinem Kontrahenten postwendend einen Aufschlag abnehmen, doch nach 59 Minuten ging Murray verdientermaßen mit 1:0 nach Sätzen in Front.

Lendl steht auf und nickt

Der zweite Satz begann erwartungsgemäß mit einem wütenden Djokovic, der ein Break schaffte und auf 4:1 davonzog. Doch wie im Halbfinale gegen den Polen Jerzy Janowicz kam nun das Publikum so richtig zum Tragen, das den in London lebenden Murray aufrichtete und nach vorne peitschte. Zwar musste er nach geschafftem Break fast ein Re-Break hinnehmen, doch als er diese kritische Phase überwunden hatte, gelang ihm beim Stande von 5:5 das für den zweiten Satz vorentscheidende Break – mit 7:5 schnappte er sich auch den zweiten Satz und versetzte damit nicht nur den vollbesetzten Centre Court in Ekstase, sondern ließ auch Tausende Tennis-Fans auf dem "Murray-Mountain" in die Höhe springen. Das viel zitierte Momentum war nun eindeutig auf der Seite von Murray, selbst sein Coach Lendl stand nach dem zweiten Satzgewinn einmal auf und zeigte seine Zufriedenheit mit einem Kopfnicken.

Satz drei - und die Messe schien früh gelesen für den Weltranglistenersten. Die ersten beiden Spiele gingen schnell an Murray, und die britischen Fans sahen den Triumph fast schon eingetüte - doch dann gelang Djokovic ein Break, mit dem keiner gerechnet hatte. Jetzt schwächelte Murray ein wenig. Der Serbe führte 4:2 und schien zu alter Nervenstärke zurückzufinden, doch war an diesem Nachmittag sein Gegenüber ebenfalls mit der Mentalität eines Champions ausgestattet - Murray breakte zurück zum 3:4, glich aus und breakte gleich wieder. Dann schlug er zum Matchgewinn auf und nutzte, nachdem er mehrere Breakbälle abgewehrt hatte, nach drei Stunden und neun Minuten den vierten Matchball. Der Rest waren Emotionen pur.

Es fühlt sich ein kleines bisschen anders an als letztes Jahr.

Andy Murray

"Ich weiß, wie sehr ihr euch nach einem britischen Wimbledonsieger gesehnt habt. Ich hoffe, ihr habt es genossen. Ich bin so glücklich, es geschafft zu haben", rief Murray dem Publikum zu, nachdem er zunächst in die Knie gegangen, dann minutenlang über den Centre Court gelaufen war, Zuschauern abgeklatscht und seine Vertrauten geherzt hatte. Sogar einige Ordner ließen sich zu einem Schulterklopfen hinreißen, als Murray an ihnen vorbeilief.

"Dieser Pokal ist für mein ganzes Team", sprach der Sieger, "aber speziell für Ivan, der hier schon als Spieler so gerne gewonnen hätte." Mutter Judy weinte auf der Tribüne hemmungslos. Djokovic störte die Feierlichkeiten nicht, wie immer präsentierte er sich als fairer Verlierer: "Ich weiß, was das für euch alle, für das ganze Land bedeutet", sagte er unter großem Applaus. Und Murray scherzte: "Es fühlt sich ein kleines bisschen anders an als letztes Jahr."

Erlösung! Murray schreibt Geschichte