Tennis

Bobeles Märchenstunde

Kommentar von kicker-Redakteur Stefan Bomhard

Bobeles Märchenstunde

kicker-Redakteur Stefan Bomhard.

kicker-Redakteur Stefan Bomhard.

Man hätte Becker bei dieser Gelegenheit mal fragen sollen, wie es damals war, wenn er sich unpässlich fühlte und im Davis Cup nicht antrat. Dreimal, es waren die Jahre 1990, 1993 und 1994, sagte Becker den neben Olympia wichtigsten Auftritt für sein Land ab: Stets hieß es, er wolle sich auf seine Karriere konzentrieren und Nummer 1 der Tennisrangliste werden – keine Zeit für die Tennis-Nationalmannschaft.

Als 1994 das Team ins Finale eingezogen war, wollte er nachträglich noch in die Mannschaft rutschen. Michael Stich und Kapitän Niki Pilic aber hatten die Nase gestrichen voll von den Kapriolen des Herrn B. Über Florian Mayer aber ledert er diese Woche Donnerstag erst morgens in der Bildzeitung und abends im ARD-Studio ab: "Er hat gesagt, dass Olympia nicht in seinen Plan für dieses Jahr passt. Kann das irgendein anderer Sportler nachvollziehen? Nein! Kann das die deutsche Öffentlichkeit nachvollziehen? Nein! Ist es sogar schädlich fürs Herren-Tennis? Ja!"

Erst einmal mitten drin in seiner Märchenstunde, erzählt Becker danach aus seiner Jugend, von der Faszination Olympia – und wie er als Kind schon frühmorgens immer aufgestanden ist, um die Wettkämpfe im Fernsehen zu verfolgen. Wann das war, bleibt ungefragt und unerzählt.

Aus gutem Grund. Becker, Jahrgang 1967, hat die Spiele 1968 in Grenoble (zeitgleich mit Leimen) und Mexiko City (minus sieben Stunden zu Leimen, die Wettkämpfe begannen also am späteren Nachmittag unserer Zeit) im zarten Alter von drei bzw. neun Monaten vermutlich eher nicht mitbekommen. Danach folgten München 1972 (zeitgleich mit Leimen), Montreal 1976 (minus sechs Stunden zu Leimen), Moskau 1980 (schwarze Mattscheibe, auch in Leimen) und Los Angeles 1984 (minus neun Stunden zu Leimen).

Fackelträger 2012: "Olympionike" Boris Becker.

Fackelträger 2012: "Olympionike" Boris Becker. Getty Images

Und was den Winter betrifft, so zweifeln wir mal daran, dass der fünfjährige Boris 1972 morgens um drei in Leimen alleine aufstand, um sich über die um 10 Uhr Ortszeit in Sapporo/Japan beginnenden Vormittagswettkämpfe zu informieren. Danach folgten Innsbruck 1976 (zeitgleich mit Leimen), Lake Placid 1980 (minus sechs Stunden zu Leimen) und Sarajewo 1984 (wieder zeitgleich mit Leimen). Mal ganz abgesehen davon, dass 1984 der junge Mann aus Leimen schon ein professioneller Tennisspieler war und wenig Zeit gehabt haben dürfte für lange Fernsehstunden im Zeichen der Ringe.

Stefan Bomhard