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Petkovic: "Ich habe mich selbst überholt"

Rückkehr im April - Olympia-Mixed mit Haas?

Petkovic: "Ich habe mich selbst überholt"

Geduldsprobe mit Folgen: Andrea Petkovic lernt sich gerade neu kennen.

Geduldsprobe mit Folgen: Andrea Petkovic lernt sich gerade neu kennen. imago

Während Sabine Lisicki, Angelique Kerber und Julia Görges den Boom im deutschen Damen-Tennis auch 2012 am Leben halten, ist Petkovic, immer noch Weltranglistenzehnte, zum Zuschauen verdammt. Eine Rolle, die ihr schwer zu schaffen macht. Geduldig sei sie nämlich "überhaupt nicht", erklärt sie im Interview mit dem kicker - und verrät damit auch, wie es überhaupt zur nächsten Zwangspause kommen konnte.

"Ich hatte 2008 meinen Kreuzbandriss, da bin ich stärker wieder herausgekommen. Diese Krise ist anders. Ich wollte vor dem Ermüdungsbruch alles auf einmal machen", gibt "Petko" zu, nachdem sie Ende der Vorsaison mit allen Mitteln ihre Hoffnung auf eine Teilnahme beim den WTA Tour Championships der besten Acht in Istanbul dabei sein wollte und dafür auch Kritik einstecken musste . Jetzt hat sie erkannt, dass sie nicht auf ihren Körper hörte: "Ich habe mich selbst überholt. Der Körper und die Seele haben Stopp gesagt. Es war zu viel."

Steffi Graf hat mich gewarnt.

Andrea Petkovic

Die Folgen zehrten entsprechend an den Nerven, der Bruch fordert viel Geduld: "Ich muss abwarten und gucken, dass mein Knochen wieder zusammenwächst." Keine leichte Aufgabe für Petkovic. "Wenn ich im Leben keinen Plan habe", weiß sie, "ist das für mich am schlimmsten. Die ersten zwei Wochen nach meiner Verletzung durfte ich nicht lange laufen, nicht lange sitzen. Null. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte."

Geholfen habe ihr letztlich ein achttägiger Urlaub auf den Malediven - allein. "Ich hatte Angst. Ich dachte nur: Jetzt kannst du mal sehen, was alles in deiner Seele rumschwirrt. Aber es war perfekt. Ich habe wieder mehr zu mir selbst und zu meiner Balance gefunden." Und einige Lehren gezogen; schließlich sei die aktuelle Phase des Wartens auch ein "Test".

Petkovic will in Zukunft die Zeichen ihres Körpers nicht mehr ignorieren, nicht zuletzt, weil ihr Steffi Graf dazu riet. "Sie kämpft heute total mit ihrem Körper, es zwickt überall", berichtet Petkovic. "Das sind Spätfolgen ihrer Karriere, in der sie sich auch immer wieder über Grenzen gepuscht hat. Sie hat mich davor gewarnt."

"Petko" sieht ein: "Ich will Titel holen, aber nicht um jeden Preis"

Und dieser "unbändige Wille, dieser Ehrgeiz" ist auch für "Petko" das Dilemma: "Das macht mich einerseits so gut, andererseits macht es mich kaputt. Das liegt nah beieinander." Ab jetzt soll das Pendel in erstere Richtung ausschlagen.

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Sportlich bedeutet das in Konsequenz: "Ich habe mich komplett von diesem Weltranglisten-Denken freigemacht. Ich muss so viele Punkte aus 2011 verteidigen, da reicht die Hälfte der Saison nicht aus. Ich versuche mich jetzt auf die Turniere zu konzentrieren. Ich will Titel holen, aber nicht um jeden Preis. Ich nehme keine Schmerztabletten, weil ich weiter eine Verbindung zu meinem Körper haben möchte. Ich will nicht mehr unter diesen extremen Schmerzen spielen."

Olympia-Mixed? Petkovic will an Haas' Tür kratzen

Ihre Ziele hat sie dennoch fest im Blick: einen Grand-Slam-Titel ("Das ist mir wichtiger, als die Nummer 1 zu werden") - und eine Olympia-Medaille in London. Zum Beispiel im Mixed mit Tommy Haas. "Ich würde sehr gerne mit ihm spielen", erklärt Petkovic. "Das habe ich ihm auch schon gesagt. Wenn er die Qualifikationskriterien schafft, bin ich die erste, die an der Tür kratzt."

Erst einmal gilt es aber wieder fit zu werden, momentan gehe es ihr "ganz gut", meint Petkovic - "das ist ein wenig das Problem. Ich habe keine großen Schmerzen, nur ein leichtes Ziehen. Das ist tückisch, ich will am liebsten sofort auf dem Platz trainieren. Ich darf aber noch nicht." Das Ziel sei die Sandplatz-Saison. "Ein Comeback bei meinem Heimturnier in Stuttgart im April wäre ein Traum."

Für das "Ländle"-Event haben alle Top-Ten-Spielerinnen gemeldet, entsprechend hochklassig wird es auch in diesem Jahr wieder zugehen. Und entsprechend lukrativ, Petkovic freut sich, wenn bald wieder die Preisgelder fließen. "Ich bekomme kein Gehalt gezahlt, die Reha muss ich selbst übernehmen. Meine Einnahmen sind derzeit komplett weg. Aber keine Angst", lächelt Petkovic, "ich komme durch." Und mental, vermittelt sie, vielleicht sogar stärker zurück.

Andrea Petkovic über Fußball, Musik, Macken - und ihre Journalismus-Pläne: Das komplette zweiseitige Interview finden Sie in der kicker-Ausgabe 20/2012.