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Doping von "1993 bis 2006"

Zwei weitere Fahrer beim "Rhein-Konvoi"

Doping von "1993 bis 2006"

Erik Zabel

Die Aussagen von Erik Zabel vom Mai 2007 werden durch den Zwischenbericht bestätigt. imago

"Angesichts der bislang vorliegenden Informationen erscheint es der Kommission schlüssig, dass von 1993 bis 2006 Fahrer des 'Team Telekom' bzw. das 'T-Mobile Team' von Ärzten der Abteilung Sportmedizin gedopt worden sind. Für den Zeitraum 1993 bis 2000 und 2006 ist dies aufgrund der vorliegenden Informationen evident", lautet das vernichtende Fazit des am Donnerstag in Freiburg vorgestellten Zwischenberichts.

Für den Zeitraum von 1993 bis 2000 lägen der Untersuchungskommission um Hans-Joachim Schäfer (Jurist), Wilhelm Schänzer (Biomechaniker) und Ulrich Schwabe (Pharmakologe) glaubhafte Aussagen der geständigen Fahrer Rolf Aldag, Erik Zabel, Bert Dietz, Jörg Jaksche und Christian Henn (für den Zeitraum von 1993 bis 2000) vor. Für das Jahr 2006 liefern insbesondere die Ausführungen von Patrik Sinkewitz genügend Belege.

Für den Zeitraum von 2000 bis 2005 fehlen zwar Zeugenaussagen, doch zusätzliche Vergütung von Ärzten sowie Daten-Manipulationen durch Anlage "fiktiver" Patienten ließen auch Dopingpraktiken in diesem noch strafrechtlich relevanten Zeitraum vermuten. Sollten sich die Ergebnisse bei weiteren Untersuchungen erhärten, drohen Ärzten und Fahrern Strafen.

Mehr Ärzte involviert

"Es ist erschreckend, wie Ärzte mit krimineller Energie und gegen viel Geld arbeiten. Das ist unethisch, und das verteufeln wir", sagte der Klinikumsvorsitzende Matthias Brandis nach der Vorstellung des Berichts. Das Land Baden-Württemberg hat bereits erste Konsequenzen gezogen und beim Arbeitsgericht Freiburg Klage gegen die früheren T-Mobile-Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich eingereicht. Angestellte im Hochschulbereich dürfen Belohnungen und Geschenke in Bezug auf ihre dienstliche Tätigkeit nur mit Zustimmung des Dienstherrn annehmen.

Der Zwischenbericht belegt auch die Verstrickung von zwei weiteren Ärzten der Uni-Klinik Freiburg in den Dopingsumpf. So sollen auch die beiden ehemaligen T-Mobile-Teamärzte Andreas Blum und Stefan Vogt Zahlungen im Zusammenhang mit unerlaubten Doping-Praktiken erhalten haben. "Das waren namhafte Beträge", sagte Schäfer. Gegen Blum und Vogt erhob die Uni-Klinik Klage auf "Erstattung von unrechtmäßigen Einnahmen."

Fragen an Klöden - Zabel bestätigt

Auch für die ehemaligen Magenta-Fahrer könnte der Zwischenbericht unangenehme Folgen haben. So muss sich Andreas Klöden Fragen gefallen lassen, weshalb seine damalige Freundin und jetzige Frau eine Medikamentenlieferung in Höhe von 1000 Mark erhielt, wie eine Rechnung vom 9. März 2000 beweist.

Neue Erkenntnisse könnte es auch über den so genannten "Rhein-Konvoi" während der Tour de France 2006 geben. Nach Ansicht der Untersuchungskommission sollen sich mehrere Fahrer in Freiburg gedopt haben: "Das Ergebnis bislang ist, dass es noch zwei weitere Fahrer waren", sagte der Kommissionsvorsitzende Hans Joachim Schäfer. Allerdings konnte er keine Namen nennen.

Dagegen wurde die Aussagen von Erik Zabel bei seinem gemeinsamen Geständnis mit Rolf Aldag im Mai 2007 durch den Zwischenbericht bestätigt. Zwar wurde nun bekannt, dass Zabel im Vorfeld der Tour 1996 während der Tour de Suisse eine dreiwöchige EPO-Kur machte, doch dies sei den Ermittlern bekannt gewesen: "Das deckt sich absolut", sagte Schäfer der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Radprofi aus Unna habe diese Kur gestanden - und nicht mehr. "Wahrscheinlich hat er auch nicht mehr gebraucht, weil er ein Sprinter ist. Zabel ist kein klassischer Doper", sagte Schäfer.

Dr. Hans Joachim Schäfer

Entlastete Erik Zabel: Dr. Hans Joachim Schäfer, der Vorsitzende der Kommission. dpa

Zu den Dopingpraktiken kam die Kommission zu dem Schluss, dass das EPO-Zeitalter beim Team Telekom im Jahr 1993 begann. Erste Abnehmer seien unter anderem Olaf Ludwig und Uwe Ampler gewesen. Spätestens seit dem Winter-Trainingslager auf Mallorca im Jahr 1995 sei beim Bonner Rad-Rennstall systematisch gedopt worden.

Der Bund Deutscher Radfahrer erklärte, dass sich die Ergebnisse des Zwischenberichts mit den eigenen Erkenntnissen deckte und dass zwecks Informationssaustausches ein Treffen geplant ist.

Die Untersuchungskommission wurde am 15. Mai 2007 eingesetzt, um die Vorwürfe des ehemaligen Telekom-Masseurs Jef d'Hont zu untersuchen. Dieser hatte in seinem Buch "Erinnerungen eines Radfahrer-Pflegers" die beiden Klinik-Angestellten Heinrich und Schmid schwer belastet.