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Team Sunweb: Dumoulin will Sky-Imperium angreifen und kritisiert Froome

Niederländer legt den Schwerpunkt auf den Giro

Dumoulin will Sky-Imperium angreifen und kritisiert Froome

"Ich kann keinen zwingen, mir zu glauben": Tom Dumoulin.

"Ich kann keinen zwingen, mir zu glauben": Tom Dumoulin. picture alliance

Im grellen Neonlicht der Berliner Szene-Location am Alexanderplatz waren alle Augen auf Tom Dumoulin gerichtet. Schließlich ist der niederländische Tour- und Giro-Zweite scheinbar der einzige Fahrer, der es mit dem Sky-Imperium aktuell aufnehmen kann. Sportlich auf den Rampen in den Alpen und Pyrenäen sowieso, aber auch verbal scheut er nicht vor Attacken auf den umstrittenen Top-Star Chris Froome.

"Das ist nicht das, was der Radsport braucht", sagte Dumoulin am Donnerstag bei der Präsentation des Sunweb-Radrennstalls zum fragwürdigen Salbutamol-Freispruch des Briten vor dem Tour-Start 2018. "Das war ein großer Rückschlag. Keiner wusste warum. Auf einmal wurde Froome freigesprochen."

Dumoulin: "Ich weiß, dass ich sauber bin und ich kann Rennen gewinnen"

Dumoulin, der in seiner Heimat nach seinem Giro-Tiumph 2017 wie ein Popstar gefeiert wurde, ist ein kluger Kopf und weiß um das schwere Doping-Erbe seiner Sportart. Der 28-Jährige ist - Froome hin oder her - überzeugt, dass der Radsport sauberer geworden ist. "Ich weiß, dass ich sauber bin und ich kann Rennen gewinnen, sogar große Rundfahrten. Sollten Fahrer etwas nehmen, dann nicht so, dass sie zehn Prozent besser sind", betonte Dumoulin im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er weiß aber auch um das Image: "Die Frage ist, ob man mir glaubt. Ich kann keinen zwingen, mir zu glauben oder dass der Radsport glaubwürdig ist."

Spekenbrink kritisiert Kontrollen im Fußball

Sein Teamchef Iwan Spekenbrink pflichtet ihm bei. Im Radsport seien Dinge grundsätzlich geändert worden. "Der Fußball und andere Sportarten machen einen Fehler. Wenn in anderen Sportarten gesagt wird 'Wir haben kein Problem', dann ist es nicht professionell. Die Wirklichkeit ist anders", sagte Spekenbrink und fügte mit Blick auf den spanischen Fußballer Sergio Ramos von Real Madrid hinzu: "Vor der Kontrolle geht er duschen, dann vielleicht noch frühstücken. Chris Froome wurde nicht geschützt, Ramos schon."

Sportlich wollen Sunweb und Dumoulin den Aufschwung fortsetzen. Beim Giro war "Beautiful Tom", wie er in seiner Heimat gerufen wird, Zweiter hinter Froome, bei der Tour Zweiter hinter Geraint Thomas und bei der Zeitfahren-WM Zweiter hinter Rohan Dennis. Trotzdem sei er im letzten Jahr "gewachsen" und stärker gewesen als 2017, als er als erster Niederländer den Giro gewann. Die Italien-Rundfahrt ist auch diesmal sein Schwerpunkt, weil es bei der Tour mit Rücksicht auf die französischen Hoffnungsträger Romain Bardet und Thibaut Pinot kaum Zeitfahr-Kilometer gibt.

Trotzdem traut Spekenbrink seinem Kapitän den Tour-Sieg zu: "Wenn man Zweiter werden kann, kann man auch gewinnen. Es ist nicht unmöglich." Für Dumoulin wäre ein Sieg in diesem Jahr eine Überraschung. Er würde es lieben, die Tour einmal zu gewinnen, aber auch ohne weiteren Ruhm sei er "eine glückliche Person".

Dumoulin: "Das zeigt, wie zerbrechlich der Radsport ist"

Mit neuen Outfits in die Saison: Das Team Sunweb.

Mit neuen Outfits in die Saison: Das Team Sunweb. picture alliance

In diesem Jahr muss sich der 28-Jährige noch einmal mit Sky auseinandersetzen. Ob es bei den übermächtigen Briten nach dem bevorstehenden Sponsor-Rückzug weitergeht, ist fraglich. "Das sind schlechte Nachrichten. Das zeigt, wie zerbrechlich der Radsport ist", monierte Dumoulin.

In der Zukunft soll einmal ein deutscher Fahrer im Sunweb-Trikot auf dem Podium stehen. "Das ist der Traum", sagt Spekenbrink. Ob dieser Mister X einmal Lennard Kämna sein wird, ist fraglich. Das Talent hat ein schweres Jahr mit vielen Krankheiten hinter sich.

Kämna ist einer von fünf deutschen Fahrern im Team, nachdem in der Vergangenheit prägnante Gesichter wie Marcel Kittel oder John Degenkolb weitergezogen sind. "In der Vergangenheit haben wir uns immer von Fahrern getrennt, aber wir sind immer besser geworden", sagt Spekenbrink.

dpa

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