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"Packt uns nicht an, spuckt uns nicht an"

Der Hexenkessel L'Alpe d'Huez

"Packt uns nicht an, spuckt uns nicht an"

Rauchschwaden und wilde Fans: Geraint Thomas bahnt sich den Weg auf den Gipfel.

Rauchschwaden und wilde Fans: Geraint Thomas bahnt sich den Weg auf den Gipfel. imago

"Ich bin sprachlos. Ich hätte nie gedacht, dass ich heute gewinnen kann. Es ist unglaublich, ein Sieg in Gelb in L'Alpe d'Huez. Das Rennen ist bislang wie für mich gemacht", sagte Geraint Thomas, der mit Blick auf die Geschehnisse an den legendären 21 Kehren aber ernst wurde.

"Froome ist beinahe gestürzt. Ich weiß nicht, ob es absichtlich war, aber die Leute sind uns einfach zu nahe gekommen. Das war nicht gut anzusehen", sagte Thomas und wandte sich an Fans: "Wenn ihr Sky nicht mögt, okay. Buht und pfeift ruhig, das ist in Ordnung. Aber packt uns nicht an, spuckt uns nicht an."

Im Hexenkessel von L'Alpe d'Huez schlug der Doppelspitze des umstrittenen Sky-Teams teils blanker Zorn der Hunderttausenden Zuschauer entgegen. Froomes Freispruch kurz vor der Tour nach der Salbutamol-Affäre hatte auch unter Experten teilweise für Kopfschütteln gesorgt. Sportlich war Sky im Radsport-Mekka aber obenauf: Thomas baute durch seinen zweiten Etappensieg binnen 24 Stunden die Gesamtführung aus, Froome wahrte trotz erneutem Zeitverlust alle Chancen auf seinen fünften Tour-Titel.

Alkoholverbot in "Holland"

Angesichts der schwelenden Gefahr eines tätlichen Übergriffes auf den unbeliebten Froome und kaum zu kontrollierenden Menschenmassen am Schlussanstieg hatten die Organisatoren die Sicherheitsvorkehrungen ohnehin verstärkt. So war an neuralgischen Party-Punkten wie der "Kehre der Holländer" rund sechs Kilometer vor dem Ziel der Alkoholverkauf verboten worden.

Nibali: Wirbelbruch nach Motorrad-Crash

Dennoch kam es zu einem folgenschweren Unfall auf den teilweise chaotischen Straßenverhältnissen. Der frühere Tour-Sieger Vincenzo Nibali erlitt bei einem Sturz einen Wirbelbruch und musste aufgeben. Das gab sein Team Bahrain-Merida am späten Donnerstagabend bekannt. Nibali war laut eigenen Angaben nach einem Zusammenstoß mit einem Polizeimotorrad rund fünf Kilometer vor dem Ziel zu Fall gekommen. Der Vierte der Gesamtwertung quälte sich unter Schmerzen ins Ziel. Das vor ihm fahrende Motorrad sei "plötzlich langsamer geworden, und ich traf es", sagte Nibali.

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