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Froome stürmt mit Soloritt ins Rosa Trikot

Giro d'Italia, 19. Etappe

Froome stürmt mit Soloritt ins Rosa Trikot

Ließ sich weder von schlechten Straßen, euphorischen Fans und Schnee aufhalten: Chris Froome.

Ließ sich weder von schlechten Straßen, euphorischen Fans und Schnee aufhalten: Chris Froome. imago

Der 19. Tagesabschnitt war die Königsetappe des diesjährigen Giro, auf den 181 Kilometern zwischen Venaria Reale und Bardonecchia standen drei Bergriesen mit über 4000 Höhenmetern auf dem Programm. Darunter auch der gefürchtete Colle delle Finistere. Der höchste zu befahrene Punkt in diesem Jahr ("Cime Coppi" bei 2178 Metern) war auf nur auf einer unbefestigten Straße zu erreichen. Zum Glück war die Seite, auf der Richtung Sestriere abgefahren wurde, asphaltiert.

Und Froome nutzte den Aufstieg zu seiner entscheidenden Attacke. Aus einer Spitzengruppe heraus trat der Sky-Kapitän unwiderstehlich an und ließ seine Mitstreiter - darunter den Vorjahressieger Dumoulin (Sunweb) - scheinbar spielerisch stehen. Der Mann im Rosa Trikot Simon Yates war zu diesem Zeitpunkt bereits distanziert. Der bis dato Gesamtführende spürte früh, dass er keine Chance an diesem Tag haben wird und kam am Ende mit über einer halben Stunde Rückstand ins Ziel.

Froome dagegen ließ sich nicht mehr aufhalten. Nahezu unaufhörlich vergrößerte er den Vorsprung auf seine ehemaligen Mistreiter, die auch im finalen Anstieg nach Bardonecchia nicht mehr aufholen konnten. So übernahm Froome am Ende das Rosa Trikot, sein Vorsprung auf Dumoulin betrögt nun 40 Sekunden, Dritter ist der Franzose Thibaut Pinot (FDJ).

"Ich habe noch nie 80 vor dem Ziel angegriffen. Das war schon wirklich etwas ganz Besonderes heute. Von Platz vier auf eins: Ich kann mich nicht erinnern, dass das schon mal passiert ist. Ich dachte am Colle delle Finestre: Egal - jetzt oder nie. Ich musste es probieren", sagte Froome bei "Eurosport" zu seinem geglückten Pokerspiel.

Bei seinem Parforceritt stand Froome, der im Alleingang 3:00 Minuten vor dem Ecuadorianer Richard Carapaz siegte, auch das Glück zur Seite. Beim Passieren eines spärlich beleuchteten Tunnels auf der Abfahrt von Sestriere hatte Froome gerade noch so einem vor ihm gestürzten Motorrad ausweichen können.

Der maßlos enttäuschende italienische Meister Fabio Aru, 2015 Gewinner der Spanien-Rundfahrt, gab auf. Das war nicht der Giro des schmächtigen Sarden, der beim Zeitfahren am Dienstag wegen Windschattenfahrens eine Zeitstrafe erhalten hatte.

Ein Giro-Sieg Froomes würde die UCI vor Probleme stellen. Denn wegen der "Salbutamol-Affäre" laufen gegen den Sky-Kapitän Ermittlungen, der Radsport-Weltverband hat eine Entscheidung nach dem Giro, aber vor der Tour de France angekündigt. Sollte Froome nachträglich gesperrt werden, würde ihm sein Sieg gleich wieder aberkannt. Bei einem Freispruch dürfte er seinen Titel behalten, aber ein Schatten läge auf seinem Triumph.

19. Etappe, Venaria Reale - Bardonecchia (181 km):

1. Christopher Froome (Großbritannien) - Team Sky 5:12:26 Std.; 2. Richard Carapaz Montenegro (Ecuador) - Movistar Team + 3:00 Min.; 3. Thibaut Pinot (Frankreich) - FDJ Cycling Team + 3:07; 4. Miguel Angel Lopez Moreno (Kolumbien) - Astana + 3:12; 5. Tom Dumoulin (Niederlande) - Team Sunweb + 3:23; 6. Sebastien Reichenbach (Schweiz) - FDJ Cycling Team + 6:13; 7. Davide Formolo (Italien) - Bora-hansgrohe + 8:22; 8. Sam Oomen (Niederlande) - Team Sunweb + 8:23; 9. Patrick Konrad (Österreich) - Bora-hansgrohe; 10. Pello Bilbao (Spanien) - Astana ... 51. Christian Knees (Rheinbach) - Team Sky + 35:05; 71. Nico Denz (Waldshut-Tiengen) - AG2R La Mondiale + 37:22; 81. Maximilian Schachmann (Berlin) - Quick-Step + 38:51; 98. Tony Martin (Kreuzlingen/Schweiz) - Katusha-Alpecin + 43:45; 127. Christoph Pfingsten (Stahnsdorf) - Bora-hansgrohe; 134. Andreas Schillinger (Amberg) - Bora-hansgrohe

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 19. Etappe:

1. Christopher Froome (Großbritannien) - Team Sky 80:21:59 Std.; 2. Tom Dumoulin (Niederlande) - Team Sunweb + 40 Sek.; 3. Thibaut Pinot (Frankreich) - FDJ Cycling Team + 4:17 Min.; 4. Miguel Angel Lopez Moreno (Kolumbien) - Astana + 4:57; 5. Richard Carapaz Montenegro (Ecuador) - Movistar Team + 5:44; 6. Domenico Pozzovivo (Italien) - Bahrain-Merida + 8:03; 7. Pello Bilbao (Spanien) - Astana + 11:08; 8. Patrick Konrad (Österreich) - Bora-hansgrohe + 12:19; 9. George Bennett (Neuseeland) - Lotto NL-Jumbo + 12:35; 10. Sam Oomen (Niederlande) - Team Sunweb + 14:18 ... 24. Maximilian Schachmann (Berlin) - Quick-Step + 1:02:07 Std.; 52. Christoph Pfingsten (Stahnsdorf) - Bora-hansgrohe + 2:16:32; 57. Nico Denz (Waldshut-Tiengen) - AG2R La Mondiale + 2:26:34; 109. Christian Knees (Rheinbach) - Team Sky + 3:45:50; 113. Tony Martin (Kreuzlingen/Schweiz) - Katusha-Alpecin + 3:51:44; 141. Andreas Schillinger (Amberg) - Bora-hansgrohe + 4:29:04

jer/dpa

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