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Froome: "Lance hat gelogen, ich lüge nicht"

Brite verlässt Pressekonferenz nach Dopingdiskussion

Froome: "Lance hat gelogen, ich lüge nicht"

Genervt: Chris Froome fühlt sich zu Unrecht beschuldigt.

Genervt: Chris Froome fühlt sich zu Unrecht beschuldigt. Getty Images

Am Sonntag hatte Froome mit schier unglaublicher Leichtigkeit den vermeintlichen Höllenritt auf den "Riesen der Provence" bewältigt. Dabei ließ er bei seinem Antritt Alberto Contador wie einen Schuljungen stehen. Erst auf den letzten Metern waren dem gebürtigen Kenianer die Anstrengungen anzusehen, da hatte er den Rest des Feldes freilich schon distanziert. Einzig der Kolumbianer Nairo Quintana hielt eine Weile mit.

Nach der Zieldurchfahrt habe er allerdings "fünf bis zehn Minuten" unter einer Sauerstoffmaske verbringen müssen, weil er so ausgepumpt gewesen sei, berichtete Froome - Sauerstoff steht nicht auf der Dopingliste.

100. Tour de France

Doch der Radsport wird völlig zurecht kritisch beäugt. Lance Armstrong hat jahrelang getrickst und alle an der Nase herumgeführt. Epo und Co. haben den Sport lange bestimmt. Nun fährt Froome die Konkurrenz in Grund und Boden. Contador ist nach seiner Dopingsperre ein anderer Fahrer – immer noch gut, aber auf die Berge fliegt er nicht mehr.

Froome musste sich am Ruhetage also der Presse stellen, nahm aber schnell Reißaus. "Hier sitze ich nach dem größten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein", sagte der wütende Brite. Fast alle Fragen drehten sich im Teamhotel in Orange nur um das eine Thema: Doping. Vergleiche seiner Leistungen mit denen des gestürzten Armstrong seien nicht zulässig: "Lance hat gelogen, aber ich lüge nicht."

"Ich habe lange und hart trainiert. Es war eine Schlacht, bis ich zu dieser Form gekommen bin", sagte der 28-Jährige, der sechs Renntage vor dem Ende der 100. Frankreich-Rundfahrt das Gesamtklassement mit 4:14 Minuten vor dem Niederländer Bauke Mollema und 4:25 Minuten vor dem zweimaligen Toursieger Contador anführt.

Sein Sky-Teamchef Dave Brailsford erhob erneut Zweifel an der Notwendigkeit der Veröffentlichung von umfangreichen Informationen zu Froomes Leistungen. "Ich weiß nicht, ob das etwas bringt", sagte der Brite, machte aber zugleich den Vorschlag, der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) alle denkbaren Daten zur Verfügung zu stellen.

"Die WADA-Experten können sich alles anschauen, die Leistungsdaten, das Gewicht, was wir trainieren und wo wir trainieren - das gesamte Bild wie beim Blutpass. Sie können dann der Welt beweisen, ob die Daten glaubwürdig sind oder nicht." Doch auch Brailsford war genervt: "Es ist 10 Uhr am Ruhetag und ich muss uns verteidigen, obwohl wir nichts falsch gemacht haben." Die Fragen werden bleiben, das hat sich der Radsport auch selbst zuzuschreiben. Und auch die Zweifel bleiben, erst die Zukunft wird zeigen, ob Froome eine saubere Weste hat.

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