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Schumacher bringt Holczer in die Bredouille

Schumacher gesteht jahrelanges Doping

Schumacher bringt Holczer in die Bredouille

Hat viele Jahre für die ganze Wahrheit gebraucht: Stefan Schumacher.

Hat viele Jahre für die ganze Wahrheit gebraucht: Stefan Schumacher. picture alliance

Schon mit Anfang 20 habe er damit begonnen, sich Spritzen zu setzen, bekannte der 31-Jährige, der jahrelang die Einnahme von Dopingmitteln bestritten hatte. "Ich habe mich in ein System eingefügt. Das macht mich nicht stolz, aber es war eben so", räumte Schumacher ein. "Doping wird zum Alltag wie der Teller Nudeln nach dem Training."

Während seiner Zeit beim Team Gerolsteiner von 2006 bis 2008 hätten die Teamärzte "zum Teil aktiv beim Dopen mitgemischt", offenbarte Schumacher. Im Mannschaftsbus sei eine Vielzahl von Medikamenten transportiert worden. "Die meisten Sachen konnte sich jeder aus der Medikamentenbox nehmen. Das war völlig verrückt."

Schumacher erhebt Vorwürfe gegen Holczer

Schumacher erhob auch Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Teamchef Hans-Michael Holczer. "Dass er nichts vom Doping in seinem Team wusste, wie er behauptet, stimmt nicht", erklärte Schumacher. Holczer war zwischen 1999 und 2008 Teamchef der Equipe Gerolsteiner, für die Schumacher zwischen 2006 und 2008 fuhr.

Zumindest Unverständnis über die angebliche Ahnungslosigkeit Holczers äußerte auch der ehemalige Gerolsteiner-Sprinter Danilo Hondo (RadioShack-Leopard). "Ein bisschen widersprüchlich ist das schon, dass er angeblich nicht bemerkte, wie es in seiner Firma wirklich zuging. Er ist doch schlau genug und kennt sich aus", meinte Hondo, der freilich in seinem einzigen Jahr der Teamzugehörigkeit von Schumachers geschildertem freien Zugang zu Medikamenten im Teambus nichts bemerkt hatte. "Zu meiner Zeit war es nicht so", sagte der 39-jährige Routinier der Nachrichtenagentur dpa.

Ex-Profi Jörg Jaksche, einst geständiger Kronzeuge und jetzt in der Bewegung "Change Cyling Now" für einen Wandel im Radsport aktiv, geht mit dem ehemaligen Team-Manager hart ins Gericht. "Wenn es stimmt, was Schumacher sagt, ist Holczers zur Schau getragene Ahnungslosigkeit moralisch unterste Klasse. Sein Anti-Doping-Kampf war vielleicht sein Marketing-Konzept", meinte Jaksche am Montag. Er wies auf eine Parallelität hin: "Bei meiner Vernehmung durch das BKA war die Erkenntnis, dass ein Betrug nicht vorliegen kann, wenn der angeblich Betrogene bestens Bescheid weiß, ausschlaggebend für die Einstellung des Verfahrens gegen mich."

Pikant ist, dass ab dem 10. April Schumacher als Angeklagter im Betrugsprozess gegen Gerolsteiner vor Gericht erscheinen muss. Er soll seinen ehemaligen Arbeitgeber betrogen haben, weil er gedopt Prämien einstrich.

Holczer, der deshalb nicht als einziger hinter der Schumacher-Beichte Prozess-Strategie vermutet, wies die heftigen Schumacher-Vorwürfe zurück. "Das ist völlig aus der Luft gegriffen", sagte der Ex-Teamchef und sprach von "taktischen Anschuldigungen".

Schumacher, der inzwischen beim Drittligisten Christina Watches-Onfone fährt, war im Juli 2008 bei der Tour de France und danach bei Olympia in Peking die Einnahme des Blutdopingmittels Cera nachgewiesen worden. Als Folge war er vom Internationalen Sportgerichtshof CAS bis 27. August 2010 gesperrt worden.