Olympia

Ihle nur Achter: Eisschnelllauf-Debakel nahezu perfekt

Auch über 1000 Meter ohne Medaille

Ihle nur Achter: Eisschnelllauf-Debakel nahezu perfekt

Zählte über 1000 m zum erweiterten Kreis der Anwärter auf Edelmetall: Nico Ihle.

Zählte über 1000 m zum erweiterten Kreis der Anwärter auf Edelmetall: Nico Ihle. picture alliance

Nico Ihle streckte die Zunge heraus und winkte gequält ins Publikum. Auch über 1000 Meter ist der Chemnitzer EM-Dritte weit an dem erhofften Podestplatz bei den Olympischen Winterspiele in Pyeongchang vorbeigeschlittert. Er verpasste auf Platz acht das erste Edelmetall für deutsche Eisschnellläufer seit 16 Jahren deutlich. Zuletzt hatte der Dresdner Jens Boden 2002 Bronze über 5000 Meter geholt.

Seine Zeit von 1:08,93 Minuten war nur vier Hundertstelsekunden langsamer als bei der WM vor einem Jahr, als er an gleicher Stelle noch Vierter geworden war. Im Olympia-Rennen fehlte ihm die entscheidende Steigerung.

Damit droht den Deutschen vor dem abschließenden Massenstart-Rennen mit Claudia Pechstein am Samstag ein noch schlechteres Abschneiden als vor vier Jahren in Sotschi, als erstmals nach 50 Jahren keine Olympia-Medaille erkämpft wurde. Damals hatte Ihle als Vierter über 1000 Meter für die beste deutsche Platzierung gesorgt.

Der Sachse, der ohne seinen Trainer Klaus Ebert nach Pyeongchang gereist war, und von Chefcoach Jan van Veen auf dem Eis betreut wurde, musste als erster der Favoriten im zwölften Paar vorlegen. Zu diesem Zeitpunkt setzte er sich zwar an die Spitze der Konkurrenz, doch es war ihm schon im Zieldurchlauf klar, dass dies nach Rang acht über 500 Meter wieder nicht für eine Medaille reichen würde.

Der Sieg ging in 1:07,95. Minuten an den niederländischen Topfavoriten Kjeld Nuis, der zuvor schon die 1500 Meter im Gangneung Oval für sich entschieden hatte. Der Weltmeister holte damit das insgesamt achte Gold für die Niederländer bei diesen Spielen. Nach Eric Heiden (USA/1980) und Gaetan Boucher (Kanada/1984) ist der 28 Jahre alte Nuis der dritte Eisschnellläufer, der die 1000 und die 1500 Meter bei denselben Spielen gewann.

Silber gewann Havard Lorentzen, der über 500 Meter das erste Olympia-Gold für Norwegen auf dieser Distanz seit 1948 geholt hatte, in 1:07,99 Minuten vor dem Südkoreaner Kim Tae Yun (1:08,22). Der 22-jährige Joel Dufter aus Inzell kam in 1:09,46 Minuten auf den 14. Platz und verfehlte die angestrebten Top Zehn.

Ihle galt als letzte große Medaillen-Hoffnung der Deutschen, die in allen bisherigen Olympia-Entscheidungen nicht wie erhofft ihre Topleistungen zum Saison-Höhepunkt abrufen konnten. Am Samstag könnte nur noch der 46 Jahre alten Claudia Pechstein im Massenstartrennen eine Überraschung gelingen.

Ihle war nach den 500 Metern noch zuversichtlich, auf der doppelten Distanz seine Stärken ausspielen zu können. Die 1000 Meter waren bei seinen dritten Spielen das letzte Olympia-Rennen für ihn. 2022 in Peking könne er sich «höchstens als Trainer an der Bande» vorstellen.

dpa

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