Olympia

Die Tränen des Horst Hrubesch

Selke: "Das Spiel unseres Lebens"

Die Tränen des Horst Hrubesch

Ab ins Finale: Horst Hrubesch (re.) und die Olympia-Auswahl stehen im Endspiel um Gold.

Ab ins Finale: Horst Hrubesch (re.) und die Olympia-Auswahl stehen im Endspiel um Gold. Getty Images

Aus Sao Paulo berichtet Michael Pfeifer

Zwei-, dreimal habe er sich die Freudentränen wegwischen müssen, "dann habe ich mich zusammengerissen und gebetet, dass es beim 2:0 bleibt." Dann ertönte endlich dieser erlösende Schlusspfiff. "Da war alles in Ordnung." Und wie. Zum ersten Mal überhaupt steht eine DFB-Auswahl im olympischen Finale. Mindestens mit Silber dekoriert, hat die Mannschaft den bislang größten Erfolg 1988 (Bronze) übertroffen.

Und das unter diesen widrigen Umständen. "Wie wir uns zusammengerauft haben, war grandios", lobte Hrubesch und gewährte Einblicke ins Innenleben der Truppe: "Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt: Was Ihr hier geleistet habt und vor allem wie Ihr es geleistet habt, wie Ihr miteinander umgegangen seid, ist genial."

Genauso empfanden es auch die Spieler, die ihr Glück noch gar nicht recht fassen konnten. "Das ist unbeschreiblich, echt Wahnsinn", rang Davie Selke nach Worten, um die bereits sichere Medaille zu beschreiben, "aber noch mehr freue ich mich auf das Spiel unseres Lebens."

Das wird echt ein Kracher am Samstagabend (22:30 Uhr MESZ) "Ihr könnt nach Maracana fahren, spielt vor ausverkauftem Haus, spielt um die Goldmedaille - und das gegen Brasilien", ereiferte sich Hrubesch, "was mehr kann man sich als junger Spieler erwarten und wünschen? Das muss man einfach genießen. Es muss einfach Spaß machen, aus dem Auswärtsspiel ein Heimspiel zu machen."

Brandt: "Wir wollen unbedingt Gold"

Spielbericht

Diese besondere Konstellation fesselte sofort die komplette Mannschaft. "Ich glaube, so etwas wirst du nie wieder erleben", vermutete Julian Brandt, "wir wollen alle unbedingt Gold haben." Vor allem auch für ihren Trainer. "Für ihn ist es eine Riesensache. Er lebt den Fußball komplett, er lebt dieses Turnier hier komplett. Ich glaube, dass wir uns und insbesondere ihm einen Riesengefallen getan haben", sagte Brandt, "es ist sein letztes Turnier. Ich glaube, wenn wir es schaffen sollten, dieses Finale noch zu gewinnen, dann ist er uns für ewig dankbar."

Und dann schreiben diese deutschen Fußballer Geschichte. Und bereits am Freitag greifen auch die DFB-Frauen nach olympischem Gold. "Das ist etwas Historisches, was beide Mannschaften da geleistet haben für den DFB, sensationell", frohlockte Sportdirektor Hansi Flick, "von daher haben wir den deutschen Fußball bei Olympia würdig vertreten. Wir haben unsere Mission schon teilerfüllt." Aber noch nicht vollendet. "Klar wissen wir, dass wir Silber sicher haben, aber wir wollen Gold gewinnen, so gehen wir auch in dieses Spiel rein", verspricht Max Meyer, "warum nicht der ganz großen Wurf?"

Deutsche Olympia-Auswahl

Kollektiver Jubel: Davie Selke (re.) und Co. freuen sich über das 2:0 gegen Nigeria Getty Images

Also doch: Einzug ins Olympische Dorf

Um sich voll konzentriert auf dieses Endspiel vorzubereiten, hatte die Mannschaft gemeinsam mit dem Trainerstab ursprünglich beschlossen, ein abgeschiedenes Hotel dem nicht eben ruhigen und eher lebendigen olympischen Dorf vorzuziehen. Vor allem auch deshalb, weil der große DFB-Tross die eigentlich pro Team vorgesehenen Kapazitäten gesprengt und die Delegation hätte geteilt werden müssen. Am späten Mittwochabend aber gab es dann doch noch eine Kehrtwende: Weil nun doch das gesamte Team komplett einziehen darf, werden die Mannschaft und alle Betreuer und Begleiter am Donnerstagnachmittag nach der Ankunft in Rio nun doch ins olympische Dorf einziehen.

Für die beiden Finalspiele der Herren und Frauen werden übrigens auch DFB-Präsident Reinhardt Grindel und Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius in Rio erwartet.