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DTTB besteigt den Thron

Tischtennis: Boll punktet und verliert

DTTB besteigt den Thron

Dimitrij Ovtcharov

Machte den Gold-Traum perfekt: Dimitrij Ovtcharov holte den entscheidenden Punkt. imago

Für die deutsche Mannschaft, die sich im Finale mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger, Christian Süß und Patrick Baum Weißrussland entgegenstellte, verlief zunächst alles nach Plan: Der Weltranglisten-Siebte Boll (Düsseldorf) gab sich gegen Vitali Nechwedowitsch keine Blöße und siegte klar und ungefährdet mit 3:0. Danach glich Weißrusslands Weltranglisten-Fünfter Wladimir Samsonow ebenfalls mit einem Drei-Satz-Sieg gegen den Düsseldorfer Ovtcharov zum 1:1 aus. Entscheidende Bedeutung hatte die dritte Partie, in der die deutsche Nummer drei das Vertrauen rechtfertigte: Bastian Steger (Frickenhausen) hielt Tschtschetinine sicher mit 3:0 in Schach. "Nur der erste Satz war eng", sagte der überglückliche Steger, der sich mit dem Defensivspezialisten dabei reihenweise spektakuläre Ballwechsel lieferte.

Müder Boll verliert zweites Match

Anschließend kassierte Boll im Duell der Spitzenspieler gegen den überragenden EM-Zweiten Samsonow seine zweite Turnier-Niederlage - der Linkshänder war beim 8:11, 8:11 und 6:11 nie wirklich im Spiel. Doch im letzten Einzel machte Ovtcharov gegen den 141 Plätze schlechter eingestuften Nechwedowitsch den Sack zu. "Wahnsinn, mein Gegner hat anfangs alles getroffen", kommentierte der 20-Jährige, der mit "Dima, Dima"-Rufen von den deutschen Fans unter den 1000 Zuschauern immer wieder angefeuert wurde.

"Ich freue mich besonders für meine Kollegen. Sie haben sich so stark verbessert, dass ich auch mal verlieren kann", so Ausnahmespieler Boll zum Erfolg des homogenen Teams. "Keiner von uns hat bei der EM richtig geglänzt, aber wir haben uns den Titel regelrecht erkämpft", meinte der 27-jährige Linkshänder, dem die Müdigkeit nach einer langen Saison deutlich anzumerken war: "Vielleicht kann ich mich für das Einzel noch einmal aufrappeln."

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Bundestrainer Richard Prause freute sich über seine gelungene Taktik: "Es gab zwei Möglichkeiten, die Weißrussen zu schlagen. Entweder es gelingt ein Break gegen den überragenden Wladimir Samsonow, oder jeder gewinnt ein Einzel. Das ist besonders schön." Wie am Vortag beim 3:2-Krimi gegen Österreich punktete jeder Akteur einmal, während Weißrusslands Star Samsonow mit zwei Punkten allein auf weiter Flur stand. Das DTTB-Team wiederholte den Finalsieg von 2007 in Zagreb und sicherte dem Verband den 19. EM-Titel in der 50-jährigen Turniergeschichte.

"Das war die beste Empfehlung für die EM 2009 in Stuttgart", sagte DTTB-Präsident Thomas Weikert zu der Revanche für die 1:3-Niederlage gegen die Weißrussen im EM-Finale 2003. Damals hatte der neue Assistenztrainer Jörg Roßkopf unerwartet sein Einzel gegen den Abwehrspezialisten Jewgeni Tschtschetinine verloren. "Ich hatte mit zu viel Power gespielt. Darauf habe ich unsere Jungs hingewiesen. Das war wichtig", freute sich der Rekordnationalspieler über seine Gold-Premiere auf der Trainerbank.

DTTB-Damen nur auf Rang 10

Die DTTB-Damen um Spitzenspielerin Jiaduo Wu (Kroppach) landeten durch eine 1:3-Niederlage gegen Polen nach Bronze im Vorjahr auf einem enttäuschenden zehnten Platz. Zuletzt gab es das 1984. "Wir haben zum dritten Mal nach WM und Olympia eins auf den Deckel gekriegt. Unsere Ansprüche sind anders", haderte Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio. Er ist nach der neuerlichen Enttäuschung unter Druck geraten. "Meine Motivation ist weiterhin groß. Ob ich der richtige Mann bin, müssen andere entscheiden", sagte der 31 Jahre alte Coach.

Im Damen-Endspiel bezwang die "Legionärsauswahl" der Niederlande den Titelverteidiger und Rekordchampion Ungarn glatt mit 3:0. Die Niederländerinnen traten mit den beiden gebürtigen Chinesinnen Li Jie und Li Jiao sowie mit der gebürtigen Russin Elena Timina an. Bronze ging an Rumänien und Kroatien.