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Stoisch und schnell: Michael Smith steht bei Darts-Weltmeisterschaft in London im Semifinale

Van Gerwen fertigt Joyce ab

Stoisch und schnell: Smith steht im Semifinale

Stärke bewiesen: Michael Smith ließ seinem Kontrahenten im Viertelfinale kaum eine Chance.

Stärke bewiesen: Michael Smith ließ seinem Kontrahenten im Viertelfinale kaum eine Chance. picture alliance

Gleich zum Auftakt des englischen Duells zwischen Smith und Humphries brachten beide ihren Anwurf nicht durch und breakten sich gegenseitig, Smith holte sich aber mit dem ersten High Finish (117 Punkte) und 3:1 Legs den ersten Satz. Das gewohnt hohe Tempo hielt der "Bully Boy" aufrecht, sicherte sich mit vielen Aufnahmen über 140 Punkten auch den nächsten Durchgang ungefährdet. Doch wer am Vortag Humphries' Meisterstück gegen Rob Cross verfolgt hatte, der wusste: Nach einem 0:2-Rückstand ist "Cool Hand Luke" am gefährlichsten.

So kam es auch – im zweiten Leg des dritten Satzes spielte der 23-Jährige das höchstmögliche Finish von 170 Punkten, was seinem gewohnt fairen Kontrahenten einen Applaus und ein Abklopfen per Faust abnötigte. "Luke, Luke, Luke"-Sprechchöre hallten durch den Alexandra Palace, Humphries spielte wie in Trance und traf zwischenzeitlich öfter die Triple-20 als jedes andere Feld. Mit 3:0 nach Legs ging der dritte Satz an den Außenseiter, in der Folge blieb Smith aber ruhig und stoisch, riss das Spiel wieder an sich und konnte – nicht wie Cross tags zuvor – den Ausgleich nach Sätzen vermeiden. Das entpuppte sich als der entscheidende Faktor.

Auch ein 151er-Checkout von Humphries zum Start von Satz fünf brachte nicht mehr die Wende, denn der "Bully Boy" schnappte sich den Durchgang im Entscheidungs-Leg und machte auch im sechsten Satz ein Break gegen sich schnell wieder wett – fast so schnell, wie er die Pfeile nacheinander auf das Board abzufeuern pflegt. Der erste Match-Dart auf die Doppel-18 saß dann gleich, doch das Publikum feierte seinen neuen Liebling Humphries auch nach dessen Ausscheiden nochmal lautstark. Smith' Gegner im Halbfinale wiederum wird der nächste Senkrechtstarter sein: Nathan Aspinall .

Van Gerwen zittert gegen Joyce nur kurz

Am späten Abend komplettierte Topfavorit Michael van Gerwen die letzten Vier. Der Niederländer schickte den bislang im Turnierverlauf sehr starken Engländer Ryan Joyce nach Hause. "Relentless" (englisch für "unbarmherzig") wurde Opfer eines selbst sehr fokussierten van Gerwens, der von Beginn an kaum Chancen aus- und zuließ. Joyce musste schon einen Glanzpunkt setzen, um im sechsten Leg des Matches endlich auch mal ein Finish zu vollenden. Das 126er-Checkout bescherte ihm den allerersten Leggewinn und vermied – zumindest vorerst – den 0:2-Rückstand nach Sätzen. Den machte van Gerwen wenige Minuten später aber doch perfekt, stilecht mit einem 121er-Finish.

Dann verhinderte Joyce, Nummer 74 der Welt, allerdings doch noch einen "White Wash", also eine Zu-null-Niederlage nach Sätzen. Im Entscheidungsleg des dritten Satzes finishte "Relentless" über das Bulls-Eye und atmete spürbar auf. Als er im Anschluss direkt ein Break folgen ließ, brach im "Ally Pally" Ekstase aus - einmal mehr wurde deutlich, dass van Gerwen nicht gerade ein Liebling des Londoner Publikums ist. Immer wieder im Spielverlauf sah sich der Niederländer einigen Buhrufen ausgesetzt.

Nach dem Satzgewinn war Joyce zwar nun näher dran an "Mighty Mike", der die Galaform des Matchbeginns nicht mehr abrufen konnte. Dennoch: In den entscheidenden Momenten war der Weltranglistenerste stets zur Stelle. Nach der 4:1-Führung machte Joyce mit einem 122er-Finish abermals über das Bulls-Eye noch einmal auf sich aufmerksam, musste wenig später aber dem Sieger gratulieren. Am Sonntagabend duelliert sich van Gerwen also mit dem anderen verbliebenen großen Favoriten im Feld: Gary Anderson. Vielleicht sieht der Alexandra Palace dann ja auch den sehnlichst erhofften ersten 9-Darter dieser WM.

pab

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