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Der auf sich selbst tippt: Van Gerwen "droht" der Konkurrenz

"Mighty Mike" wird in seinen Aussagen deutlich

Der auf sich selbst tippt: Van Gerwen "droht" der Konkurrenz

Geballte Freude: Michael van Gerwen, wie man ihn kennt.

Geballte Freude: Michael van Gerwen, wie man ihn kennt. Picture Alliance

Auch Adrian Lewis blieb nichts anderes übrig, als zu gratulieren. "Michael war fantastisch, er hat gezeigt, warum er die Nummer eins ist", schrieb Lewis auf Twitter. Zuvor hatte der Engländer, selbst immerhin zweimaliger Weltmeister, eine klare 1:4-Pleite im Achtelfinale quittieren müssen.

Die durchschnittlich 108,8 Punkte pro Aufnahme markierten den bis dato besten Average des Turniers. In der Runde zuvor hatte van Gerwen die deutsche Darts-Hoffnung Max Hopp ausgeschaltet. Der Maximiser hatte selbst von einer "kleinen Lehrstunde" gesprochen. Die hat nicht nur Hopp in diesem Jahr kassiert. 19 Titel gewann van Gerwen alleine im Jahr 2018, er hat fast doppelt so viel Preisgeld eingespielt wie der Weltranglistenzweite Rob Cross, gegen den er vor einem Jahr auf dramatische Weise im WM-Halbfinale verlor . Das ging gehörig gegen sein Selbstverständnis. "Wenn ich mein bestes Spiel abliefere, gewinne ich zu 100 Prozent. So einfach ist das", sagte der 29-Jährige selbst einmal.

Aussagen, die natürlich polarisieren. Bei seinem ersten Match wurde van Gerwen beim Einlaufen von einem Fan mit Bier überschüttet. Der Niederländer zog sich daraufhin in die Kabine zurück, wechselte sein nasses Hemd und kam mit Tränen in den Augen wieder auf die Bühne. Er gewann zwar "nur" 3:1, doch viele hätte der Vorfall wohl komplett aus dem Konzept gebracht.

Zähne fletschen, Fäuste ballen

Van Gerwen nicht. Der ehemalige Fliesenleger lebt diesen Sport wie vielleicht kein anderer. Sein Geheimrezept: unbändiger Ehrgeiz, der sich besonders in seinen Augen ausdrückt. Der starre, fokussierte Blick ist geradezu gefürchtet, drückt pure Entschlossenheit aus. Trifft er (wie so oft) die 180, stolziert der glatzköpfige Irrwisch Richtung Brett, schreit seine Freude hinaus, fletscht die Zähne, ballt die Fäuste, pusht sich, pusht das Publikum. Damit schüchtert er seine Gegner ein, damit bringt er die Halle häufig hinter sich - die "Oh, Michael van Gerwen"-Gesänge werden laut. Solche Typen lieben sie nun mal beim Darts, vor allem im Tollhaus "Ally Pally".

"Nur" ein Mensch? Van Gerwen kontert Taylor

Seit knapp fünf Jahren ist van Gerwen nun schon die Nummer eins, gewinnt Turnier um Turnier, geht seit Jahren bei den Weltmeisterschaften als Topfavorit ins Rennen. Zwei Titel sind für seine Ansprüche schlicht zu wenig, und das macht ihn angreifbar. "Auch Michael ist nur ein Mensch. Er ist ja überzeugt davon, der beste Spieler der Welt zu sein. Das war er während der letzten Turniere nicht", sagte beispielsweise Darts-Legende Phil Taylor dem Darts-Magazin "180". Familienvater van Gerwen reagiert gelassen auf solche Aussagen. "Ich habe 19 Turniere gewonnen - doppelt so viele wie irgendein anderer. Für meine Verhältnisse war es ein anständiges Jahr. Für die Verhältnisse von allen anderen war es ein fantastisches Jahr."

Ich habe ihnen ein Signal gesendet: Wer mich schlagen will, muss richtig gut spielen.

Michael van Gerwen über die Konkurrenz

Im Vorfeld des Saisonhöhepunkts musste "Mighty Mike" aber auch einige überraschende Niederlagen hinnehmen, ohne Titel bei den letzten vier Major-Turnieren vor der WM reiste er nach London - zuletzt war dies 2012 passiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Favoriten wirkt van Gerwen aber zur richtigen Zeit in der richtigen Form. "Ich habe ihnen ein Signal gesendet: Wer mich schlagen will, muss richtig gut spielen", tönte der in Interviews meist bestens aufgelegte Weltranglistenerste bei Sport1 nach dem Match gegen Lewis: "Als ich es musste, habe ich phänomenale Darts gespielt."

Im Viertelfinale am Samstag trifft er nun auf den Gewinner der Partie zwischen Ryan Joyce und Europameister James Wade, danach könnte Superstar Gary Anderson warten, der seinerseits Jamie Lewis oder Dave Chisnall aus dem Weg räumen müsste.

Van Gerwen ist sich aber seiner Sache sicher. Im niederländischen Fernsehen tippte er im Vorfeld den WM-Verlauf durch. Weltmeister bei Michael van Gerwen wurde: Michael van Gerwen.

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