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Formel E: BMW startet seine elektrische Aufholjagd

Nobelmarke präsentiert ihren Formel-E-Rennwagen

BMW startet seine elektrische Aufholjagd

Der BMW iFE.18 mit Moderatorin Nicky Shields und BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Der BMW iFE.18 mit Moderatorin Nicky Shields und BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Bomhard

Vom Saulus zum Paulus, diesen Weg ist der Nobelhersteller gegangen bei seiner Annäherung an die Formel E. In den Anfangsjahren erntete ein heftiges Kopfschütteln, wer auch nur den Begriff Formel E in eine seiner Fragen an die Verantwortlichen mit einbaute. "Solange es zur Rennhalbzeit einen Autowechsel gibt, ist das nichts für uns", hieß es dann immer wieder. Die Begründung folgte stets prompt: BMW hätte als Konstrukteur von elektrischen Straßenfahrzeugen einen Ruf zu verlieren, wenn ein elektrisches Rennauto aus dem Hause nach einer halben Stunde mit leerer Batterie gegen eines mit frischer ausgetauscht werden muss.

Erst als klar war, dass ab der Mitte Dezember nahe der saudi-arabischen Hauptstadt Riad beginnenden fünften Formel-E-Saison dieser Wechsel aufgrund leistungsfähigerer Batterien wegfallen würde, entbrannte auch in München das lange schon schwelende Interesse an der Formel E vollends. Mit dem bisherigen US-Partner Andretti Motorsport, nun aber unter Federführung durch BMW, gesellen sich die Bayern zum groß gewordenen Heer derer, für die eine Teilnahme an der ersten weltweiten Elektrorennserie inzwischen zum guten Ton gehört. BMW trifft künftig auf die Marktkonkurrenten Audi, DS (Citroën), Jaguar, Nissan (ersetzt Renault) und Mahindra. Ähnlich dem bisherigen BMW-Ansatz kommt ab Dezember auch der größte Mitbewerber in die Formel E: Mercedes. Die Stuttgarter docken zunächst als Kundenteam der monegassischen Venturi-Mannschaft an, ehe sie im Jahr darauf als Mercedes-Werksteam den Einstieg komplett vollziehen. Dann wird auch Porsche mit von der Partie sein und das deutsche Edel-Quartett vervollständigen.

Anfängliches Zögern, aber BMW gilt im Motorsport als starker Neuling

"Die Formel E hat sich mit einem neuen Nachhaltigkeits- und Eventansatz innerhalb weniger Jahre als eine der Top-Rennserien weltweit etabliert", sagt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. Ans anfängliche Zögern will er sich lieber nicht erinnern lassen, wenn er anfügt: "Wir haben bereits an das Konzept der Serie geglaubt, als sie in der Öffentlichkeit noch kaum eine Rolle gespielt hat. Mittlerweile sind nahezu all unsere Wettbewerber unserem Beispiel gefolgt und werden sich in Zukunft in der Formel E engagieren."

Mit dem am Freitag in der BMW Welt präsentierten BMW iFE.18 geht der (wenig überraschend) in Weiß-Blau gehaltene Elektrobolide auf eine spannende Aufholjagd. Dabei kann es eigentlich nur aufwärts gehen, denn die vergangene Saison beendete man als Technikpartner der Andretti-Truppe abgeschlagen auf dem 10. und somit letzten Rang. Andererseits gilt BMW im Motorsport als starker Neuling: Als die Marke 2012 in die DTM zurückkehrte, aus der man sich im Gegensatz zu Mercedes trotz des Formel-E-Engagements nicht zurückziehen wird, gelang auf Anhieb der Gewinn aller drei Titel.

Die Piloten: Da Costa und Sims

Der BMW iFE.18

BMW hat sein neuestes Rennsportprojekt präsentiert: den BMW iFE.18. Bomhard

Beim fahrenden Personal fiel die Wahl auf zwei hierzulande eher wenig bekannte Piloten. Da ist zum Einen der schon bisher eingesetzte Portugiese Antonio Felix da Costa (28), der seine DTM-Karriere bei den Bayern Ende 2017 beendete, um beim Lehrjahr mit Andretti wertvolle Erfahrungen zu sammeln, was sich jetzt beim Werkseinstieg auszahlen soll. Felix da Costa kommt ursprünglich aus der Formel-Szene und beeindruckte 2012 mit seinem Sieg beim F3-Grand-Prix von Macao, dem anspruchsvollsten Rennen dieser Klasse überhaupt. An seine Seite rückt anstelle des bisher eingesetzten Briten Tom Blomqvist dessen Landsmann Alexander Sims (30). Er zählt seit 2014 zum BMW-Fahrerkreis, war bisher schon Formel-E-Testfahrer und wurde vorwiegend bei US-Auftritten eingesetzt.

Auch die leistungsstärkeren Fahrzeuge der ab Dezember eingesetzten sogenannten Generation 2 werden über ein Einheitschassis verfügen. Sie erreichen auf den oftmals sehr winkeligen Stadtkursen Geschwindigkeiten bis zu 240 km/h bei einer maximalen Leistung von 250 kw (340 PS). Im Rennen gilt eine Leistungsobergrenze von 200 kw (272 PS). Den Unterschied in der Formel E macht, von den Fahrern mal abgesehen, nicht die Aerodynamik (wie dies oftmals in der Formel 1 der Fall ist), sondern der Antriebsstrang. Hier liegt für Motorsportchef Marquardt auch der größte Reiz: "Die Erkenntnisse, die wir in diesem harten Wettbewerbsumfeld gewinnen, fließen dann wieder zurück in die Serienentwicklung. Für uns ist das die perfekte Umsetzung unseres Credos: von der Rennstrecke auf die Straße."

Stefan Bomhard