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European Championships - Vierte im Team-Finale: Deutsche Turner fliegen am Podest vorbei

Klessing stürzt, Bretschneider patzt

Vierte im Team-Finale: Turner fliegen am Podest vorbei

Kein fehlerfreier Wettkampf: Auch Andreas Bretschneider patzte in Glasgow.

Kein fehlerfreier Wettkampf: Auch Andreas Bretschneider patzte in Glasgow. picture-alliance

Zwei Patzer wurden zum Verhängnis: Die deutschen Turner haben in Glasgow die erste Team-Medaille bei Europameisterschaften seit acht Jahren wieder knapp verpasst. Mit 243,629 Punkten reichte es für die Männer um den Olympia-Zweiten Marcel Nguyen am Samstag nach zwei Stürzen nur zu Platz vier. "Das ist sehr bitter - definitiv", bedauerte Andreas Toba.

"Ein vierter Platz ist immer undankbar", stimmte der 30 Jahre alte Routinier Nguyen zu, der schon 2010 zu jenem Team gehörte, das in Birmingham den bislang einzigen Titel für die Deutschen in der EM-Geschichte miterkämpft hatte. Am Sonntag will er aber in den Finals an Ringen und vor allem am Boden noch einmal angreifen und versuchen, seine nicht große Chance auf eine Plakette wahrzunehmen. "Ich werde meine Übung noch ein bisschen schwieriger gestalten. Ich habe nichts zu verlieren", kündigte er mit Blick auf den Boden an.

Klessing stürzt, Bretschneider patzt

Knackpunkte der verspielten Medaillenchance waren der Sturz von Nick Klessing beim Sprung und ein erneuter Patzer von Reckspezialist Andreas Bretschneider, der seine schwierige Übung wie schon im Vorkampf nicht durchturnen konnte. "Wenn wir zwei Fehler machen, können wir keine Ansprüche auf eine Medaille geltend machen. Die Franzosen haben sich heute solche Patzer nicht geleistet", sagte Cheftrainer Andreas Hirsch. Den Titel sicherten sich vor über 6000 Zuschauern in der Hydro Arena zum dritten Mal in Serie die favorisierten Russen (257,260 Punkte) vor Großbritannien (253,362) und Frankreich (246,928).

Die Deutschen starteten am Pauschenpferd vom vorletzten Platz aus mäßig in die Konkurrenz. Obwohl keiner absteigen musste, lief der Durchgang aufgrund mehrerer Haltungsfehler weit weniger gut als im Vorkampf, so dass am Ende mehr als ein Punkt weniger zu Buche stand.

Punktabzug an den Ringen

An den Ringen gab es erneut 0,3 Punkte Abzug für Nick Klessing bei dessen Stützwaage wegen nicht ausreichender Haltezeit, die neuerdings durch einen ins Gerät eingebauten Zeitmesser exakt bestimmt werden kann. DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam hat für diese harte Bestrafung wenig Verständnis: "Man kann es auch übertreiben", meinte er. "Was nutzt eine solche Reform, wenn man immer mehrere Minuten auf die Wertung warten muss", fügte er hinzu. "Das wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt."

Als der Hallenser Klessing danach seinen Sprung nicht stehen konnte, waren die Medaillen für die Deutschen schon bei Halbzeit außer Reichweite. Am Barren brachte Nguyen zwar seine Übung mit leichterem Abgang diesmal sicher in den Stand. Seine 14,733 Punkte hätten zwei Tage zuvor sicher zum Finaleinzug gereicht. Damit schoben sich die Deutschen auf Platz vier vor, doch der Aussetzer von Bretschneider am Königsgerät machte endgültig alle Hoffnungen zunichte. "Es war ein Wechselbad der Gefühle. Aber die Mannschaft hat sich ordentlich präsentiert. Ich bin nicht traurig", schlussfolgerte DTB-Präsident Alfons Hölzl.

aho/dpa