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New York: Heißes Rennen zum Abschluss

Formel E im Big Apple

New York: Heißes Rennen zum Abschluss

Tolle Kulisse: Die Skyline von New York stand der Forme E gut.

Tolle Kulisse: Die Skyline von New York stand der Forme E gut. imago

Ausgerechnet der ehemalige Audi-Werksfahrer half mit einem Frühstart, der mit einer Zehn-Sekunden-Strafe geahndet wurde, dass es für das Audi-Werksteam trotz des zweiten Sieges von Vergne an diesem Wochenende zum Triumph reichte, denn di Grassi als Zweiter und Abt auf Platz drei holten die nötigen Punkte. "Wir haben bis zum Schluss gezittert", bekannte Teamchef Allan McNish. Dass es bis zum Ende so spannend war, lag an einem holprigen Start in die Saison. Daran erinnerte di Grassi noch einmal. Der Brasilianer war mehrmals mit technischen Problemen ausgefallen. Nach fünf Rennen hatte er gerade mal drei Punkte auf seinem Konto, war Letzter in der Tabelle. Danach startete er jedoch durch, kam siebenmal aufs Podest. Zweimal wurde er als Sieger abgewunken. Dadurch reichte es noch zum zweiten Platz mit 144 Punkten. Teamkollege Abt wurde Fünfter mit 120 Zählern.

Damit endete für Audi die Debütsaison als Werksteam erfolgreich. Ähnliches gilt auch für das Konzept, das Alejandro Agag vor fünf Jahren für die erste vollelektrische Rennserie vorgestellt hatte. Der Spanier wollte bei der Formel E vieles anders machen als in anderen Rennserien. Nach der nun vierten Saison haben an der neuen Serie mehr Hersteller Interesse als an der Formel 1. Zwar steigt Renault, von Anfang an dabei, aus, tritt seinen Startplatz aber an die Konzernschwester Nissan ab. Citroen, Jaguar, Mahindra und Audi bleiben weiter dabei. In der nächsten Saison steigen BMW und HWA als Mercedes-Vorhut ein. Die Firma mit dem Stern folgt dann in Saison sechs, gemeinsam mit Porsche. "Wir haben mehr Hersteller als die Formel 1 und die US-amerikanische Indycar-Serie zusammen", sagt Ex-Weltmeister Lucas di Grassi beim Saisonfinale in New York stolz.

Ender der 1. Phase - Generation-2-Autos im Anflug

Mit dem letzten Rennen der Saison 2017/18 endet die erste Phase. Beim Start in Riad werden Mitte Dezember ganz neue Fahrzeuge eingesetzt werden. Die Batterien der Generation-2-Autos haben dann so viel Kapazität, dass die Rennen ohne Fahrzeugwechsel ablaufen werden. "Nächstes Jahr haben wir mit dem 45-Minuten-Rennen ein komplett neues Format", verspricht Sebastien Buemi, ebenfalls ein ehemaliger Champion. Diese gravierende Veränderung wird durchaus unterschiedlich beurteilt. Auf der einen Seite wird der technische Fortschritt hervorgehoben. "Wir wollen auch ein Zeichen setzen, dass wir vom Start bis zum Ende mit einem Auto fahren können", sagt der dreimalige Le-Mans-Sieger André Lotterer: "Das ist die Relevanz, die wir zeigen." Für BMW und seinen Motorsportchef Jens Marquardt war diese Verbesserung die Voraussetzung für den Werkseinsatz der Münchner.

Andere sehen dadurch ein Alleinstellungsmerkmal der Formel E verschwinden. Dazu gehört auch Daniel Abt. "Ich finde es schade", sagt der Audi-Pilot, "für mich war der Fahrzeugwechsel interessant, sowohl was die Strategie auf der Strecke als auch die Spannung in der Box anbelangt." Das sagt der 25-Jährige, obwohl er in der abgelaufenen Saison beim Rennen in Uruguay wegen loser Gurte nach dem Wechsel aufgegeben hat. Und ihm dadurch wichtige Punkte verloren gingen. Doch die Sicherheit ging vor. Dass dieser Wettlauf von einem Auto ins andere eine Bereicherung für die Schau und die Rennen gewesen ist, bestreitet auch Lotterer nicht. Gemocht hat der Techeetah-Pilot den Sprint nicht. "Das ein- und aussteigen ging für mich nicht so gut", sagt er. Das liegt nicht etwa an seinem Alter von 36 Jahren, sondern an seiner Körpergröße von 1,84 Meter. In dieser Hinsicht haben sich kleinere Fahrer wie Abt (1,79) oder gar Nick Heidfeld (1,68) wesentlich leichter getan.

Der Wunsch nach Exklusivität

Ein anderer Ansatz von Seriengründer Agag war der Emotions-Club. In noblem Ambiente trafen sich bei Ticketpreisen von 1400 Euro aufwärts alle Fahrer und Teamchefs mit Vertretern aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Es war der Gegenentwurf zu den Glas- und Hochglanz-Burgen der Formel-1-Teams. Doch mit der Menge der Hersteller wächst der Wunsch nach Exklusivität, wie diese ihre Gäste betreuen können. In Berlin gab's bereits die ersten separaten Lounges. "Die Gefahr ist auf alle Fälle vorhanden, dass sich die Serie verändert", sagt Abt. Weg von dem familiären Charakter hin zu kühler Geschäftigkeit. Er setzt große Stücke auf den Chef. "Alejandro Agag und sein Team sind in der Lage den Herstellern deren Grenzen zu zeigen", ist er sicher, "die sagen: Bei uns wird nach unseren Regeln gespielt, nicht wir nach euren." Ob damit die Begehrlichkeiten unterbunden werden können? Es kann noch stürmisch werden in der Formel E.

Klaus-Eckhard Jost