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Taylor siegt bei Pipes Spießrutenlauf - Gurney raus

Darts-WM in London, Samstagsspiele

Taylor siegt bei Pipes Spießrutenlauf - Gurney raus

Provozierte das Publikum: Taylor-Widersacher Justin Pipe.

Provozierte das Publikum: Taylor-Widersacher Justin Pipe. Getty Images

Wer Pipe beim Dartspielen zusieht, braucht viel Geduld. Der 46-Jährige gilt als einer der langsamsten Werfer der Tour, dazu kommt seine schrägschiefe Ballerina-Haltung und der verzogene Mundwinkel beim Wurf. Insgesamt ein grotesk bis verstörend wirkendes Gesamtbild, das Pipe ob seines Alleinstellungsmerkmals bislang gewisse Sympathien einbrachte.

Seit der ersten Runde der WM 2018 steht der Name Justin Pipe aber auch für etwas anderes: Unfairness. Im Erstrundenduell hatte ihn Qualifikant Bernie Smith am Rande einer Niederlage. Smiths Matchdart ging aber daneben - Pipe hatte mitten im entscheidenden Wurf einen unerklärlichen Hustenanfall bekommen. Letztlich setzte sich der Favorit doch noch durch.

Doch Pipe, der von Vorsatz oder Absicht nichts wissen wollte, zahlte einen teuren Preis. Sein Einlauf wurde zu einem solchen. Laute Pfiffe, Buhrufe - kaum war Pipe auf der Bühne angekommen, wurde schnell die Musik von Taylor eingespielt.

Wie würde Pipe auf den Spießrutenlauf reagieren? Zunächst ganz schön cool. Zwei der drei ersten Darts schickte er in die Triple 20, feuerte anschließend das Publikum an, ihn weiter auszupfeifen. Mehr zu schaffen machte zunächst Taylor die ungewohnt aggressive Stimmung. Doch nach einem 1:2-Rückstand in den Legs konzentrierte sich "The Power" wieder auf Darts statt auf die aufgeheizte Atmosphäre und holte sich den ersten Satz.

In meiner ganzen Karriere habe ich ein solches Spiel noch nicht erlebt.

Phil Taylor

Der Rest ist schnell erzählt. Pipe, der mit Ohrenstöpseln gegen die Kulisse vorgesorgt hatte, fand nicht mehr zurück in die Partie, Jubel brandete bei seinen Würfen nur auf, wenn er die entscheidenden Felder verfehlte. Er ergab sich schließlich seinem Schicksal. Taylor gewann elf Legs in Serie und siegte letztlich klar mit 4:0. Die Partie hatte dennoch nachhaltigen Eindruck beim 16-maligen Weltmeister hinterlassen. "In meiner ganzen Karriere habe ich ein solches Spiel noch nicht erlebt", sagte Taylor, der als nächstes auf Außenseiter Keegan Brown trifft. "Es war für Justin nicht leicht. Mit ihm hatte ich kein Mitleid, aber ich habe seine Frau im Publikum gesehen. Sie hat sehr gelitten."

Aus für Gurney - "Bully Boy" vergibt Matchdarts

Gelitten hat am Samstag auch Daryl Gurney. Der Mitfavorit aus Nordirland scheiterte in der 2. Runde überraschend am Schotten John Henderson. Der "Highlander" mit dem hochroten Kopf traf die Doppelfelder zu Beginn nach Belieben und legte so den Grundstein für den späteren 4:2-Sieg. Dort trifft er auf Rob Cross und dürfte mehr als gewarnt sein. Cross und Michael "Bully Boy" Smith - er hatte 2014 Taylor in Runde zwei bezwungen - lieferten sich ein Duell der Extraklasse, beide erzielten im Schnitt über 100 Punkte pro Aufnahme. Es prasselte nur so 180er. Smith vergab im sechsten Satz zwei Matchdarts, Cross nutzte letztlich im letzten Satz seine Chance. Ein Spiel, das zwei Sieger verdient gehabt hätte.

Barney macht Oranje-Duell perfekt

Keine Probleme hatte unterdessen Raymond van Barneveld, der Australier Kyle Anderson war bei der 1:4-Pleite so gut wie chancenlos. "Barneys" Drei-Darts-Average: 103,31! Im Achtelfinale trifft van Barneveld nun auf seinen holländischen Landsmann Vincent van der Voort.

Die Ergebnisse des Tages im Überblick

Keegan Brown - Zoran Lerchbacher 4:2
Michael Smith - Rob Cross 3:4
Steve West - Jermaine Wattimena 4:1
Daryl Gurney - John Henderson 2:4
Phil Taylor - Justin Pipe 4:0
Raymond van Barneveld - Kyle Anderson 4:1

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