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Dreispringer Heß holt sensationell EM-Gold

EM: Silber für Stahl und Ryzih

Dreispringer Heß holt sensationell EM-Gold

Gold im Dreisprung! Max Heß gelang bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam die Überraschung.

Gold im Dreisprung! Max Heß gelang bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam die Überraschung. picture alliance

Vier Tage vor seinem 20. Geburtstag überraschte Heß die Konkurrenz mit der Siegweite von 17,20 Metern. Mit seinem einzigen gültigen Versuch, durch den er seine Bestweite um 14 Zentimeter verbesserte, hatte der Jüngste im deutschen Männerteam am Ende vier Zentimeter Vorsprung auf den Polen Karol Hoffmann. Bronze holte sich der Brite Julian Reid mit 16,76 Metern.

Heß posierte nach seinem Coup mit einem breiten Grinsen im Gesicht und der Deutschland-Fahne um die Schultern für die Fotografen. Der Teenie konnte sein Glück gar nicht fassen. "Damit liebäugelt man, aber dass ich das Stadion als Europameister verlasse, ist noch unbegreiflich", sagte Heß, der gerade erst sein Abitur bestanden hat, in der ARD. Aus dem Nobody ist in Rekordzeit eine Medaillenhoffnung für die Olympischen Spiele in Rio geworden.

1971 hatte Jörg Drehmel in Helsinki als bisher einziger Deutscher für die damalige DDR triumphiert. Die letzte EM-Medaille gewann mit Silber Charles Friedek 2002. Martin Jasper (16,27/Stuttgart) war in Amsterdam in der Qualifikation ausgeschieden.

Mit dem letzten Versuch: Stahl jubelt über Silber!

Auch die weiteren beiden anderen Medaillengewinne vom Samstag hatten etwas Besonderes. Speerwerferin Linda Stahl holte sich mit dem letzten Versuch über 65,25 Meter noch Silber. "Alles oder nichts - und es gab irgendwie alles", sagte die 30-jährige Leverkusenerin. Zerknirscht war nach dem großen Wurf ihrer Klubkollegin Katharina Molitor. Die Weltmeisterin lag mit 63,20 Metern bis dahin auf dem Bronze-Rang und wurde am Ende mit 30 Zentimetern Rückstand auf Sara Kolak (Kroatien) Vierte.

Linda Stahl

"Alles oder nichts - und es gab irgendwie alles": Linda Stahl. picture alliance

"Der vierte Platz an sich ist natürlich ärgerlich", sagte Molitor, die jetzt sogar um den Start bei den Olympischen Spielen bangen muss. Denn die Olympia-Zweite Christina Obergföll könnte sie noch aus dem Rio-Team verdrängen. Die Offenburgerin war als Vierte der deutschen Meisterschaften nicht für die EM nominiert worden, wird aber am Sonntag in ihrer Heimatstadt bei einem Meeting noch versuchen, Molitor auszustechen. Christin Hussong aus Zweibrücken hatte als deutsche Meisterin das Rio-Ticket schon vor der EM in der Tasche.

Ryzihs unerwarteter Höhenflug - Harting verpasst Bronze knapp

Einen unerwarteten Höhenflug erlebte Stabhochspringerin Lisa Ryzih. Die 27 Jahre alte Athletin vom ABC Ludwigshafen übersprang 4,70 Meter - nur Europameisterin Ekaterini Stefanidi aus Griechenland kam mit 4,81 Metern höher. "Ich genieße absolut den Moment und freue mich so, dass es eine Medaille geworden ist", sagte die im russischen Omsk geborene Ryzih. Die deutsche Meisterin Martina Strutz (Schwerin) wurde mit 4,45 Metern nur Zehnte.

Nur um 14 Zentimeter verpasste Diskuswerfer Christoph Harting EM-Bronze und damit seine erste internationale Medaille. Der jüngere Bruder von Olympiasieger Robert Harting musste sich mit 65,13 Metern und Platz vier begnügen. Der Pole Piotr Malachowski holte sich mit 67,06 Metern seinen zweiten EM-Titel nach 2010. Robert Harting verzichtete auf eine Titelverteidigung.

Vetter ist Siebenkampf-Königin - Schlusstag mit Storl und den Staffeln

Siebenkampf-Königin von Europa ist die Niederländerin Anouk Vetter. Mit 6626 Punkten siegte sie vor heimischer Kulisse vor Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou (Frankreich/6458 Punkte). Die Leverkusenerin Anna Maiwald wurde bei ihrem EM-Debüt mit 6020 Punkten Zehnte. Deutschlands beste Siebenkämpferin Carolin Schäfer (Friedrichstein) war nicht am Start und sparte ihre Kräfte für die Olympischen Spiele.

Der EM-Schlusstag könnte noch ein großer Sonntag für den DLV werden. Titelverteidiger David Storl ist bereit für den goldenen Hattrick im Kugelstoßen. In der Qualifikation schaffte der Chemnitzer mit 20,84 Metern mit dem ersten Stoß den Finaleinzug. "Nach der holprigen Saison war das nicht unbedingt zu erwarten, dass es gleich so klappt. Es muss einfach wieder Spaß machen", sagte der Doppel-Weltmeister.

Auch in den vier Staffeln hoffen die deutschen Sprinter noch auf einen Endspurt mit Medaillen. Die beiden 4 x400-Meter Quartette zogen locker in die Finals ein. Die vier Frauen erreichten in 3:28,03 Minuten die viertbeste Zeit. Flott unterwegs waren auch die Männer, die in 3:03,97 Minuten schon mal Saisonbestzeit liefen.

Außerdem wollen - angeführt von der EM-Dritten Gina Lückenkemper und dem bisher enttäuschenden Julian Reus - die Kurzsprint-Staffeln ganz vorne landen. Für den Endlauf qualifizierten sich beide DLV-Quartetts ohne Probleme.

dpa/sid