Mit vorsichtigem Optimismus geht die DVV-Auswahl in die Europameisterschaften, eine Enttäuschung wie bei den Männern (Vorrunden-Aus) soll um jeden Preis vermieden werden. "Wir haben gesehen, dass gerade in der Vorrunde kein Fehler verziehen wird. Da muss man sich erst einmal durchsetzen", sagte Angelina Grün, die nach dreijährigem Ausflug in den Beach-Volleyball-Zirkus kurz vor der EM in die Halle zurück gekehrt ist. "Wir haben natürlich große Ziele und Wünsche, dass wir bis zum Ende dabei sein wollen. Es ist in diesem EM-System möglich, das Halbfinale zu erreichen."
Denn bis auf Serbien treten die anderen großen Favoriten dank des Spielmodus' im anderen Baum an und können dem deutschen Team erst spät im Turnier gefährlich werden. Neben den beiden Gastgebern sieht Guidetti auch Russland in der Favoritenrolle. "Auf dem Papier ist Serbien der EM-Favorit. Sie haben in allen Spielen den Heimvorteil auf ihrer Seite und sind momentan in der sportlich besten Form", spekuliert der Italiener im Dienste des deutschen Volleyball-Verbands (DVV).
Doch zunächst wartet zum Auftakt die Ukraine (Samstag, 17 Uhr), zur gleichen Zeit steht am Sonntag die Partie gegen Frankreich an. In den beiden Spielen haben die deutschen "Schmetterlinge" zwei Siege fest eingeplant. Nach dem 3:0-Erfolg gegen EM-Teilnehmer Tschechien im letzten Test geht die Mannschaft mit viel Selbstbewusstsein in das Highlight. "Es macht auf jeden Fall Mut, dass man so kurz vor dem Start in wirklich guter Form ist. Wenn die EM losgeht, ist die Nervosität sicher nochmal größer. Aber ich hoffe, dass wir einen guten Start hinlegen", sagte die 272-malige Nationalspielerin Grün.
"Grüni" nur in der Joker-Rolle
Die 31-Jährige war vor kurzem nach mehr als dreijähriger Abstinenz vom Sand in die Halle zurückgekehrt, unmittelbar vor dem EM-Auftakt fand Grün bei Alemannia Aachen eine neue sportliche Heimat. Beim Bundestrainer genießt die 31-Jährige - einst das Aushängeschild des nationalen Frauen-Volleyballs - volles Vertrauen. "Angelina hat uns geholfen, mehr Qualität ins Team zu bringen, auf und neben dem Court."
Titelträume? Eher nicht: Giovanni Guidetti und sein Team wären auch mit einem vierten Platz bei der EM zufrieden. Getty Images
In der ersten Sechs wird Guidetti die neunmalige Volleyballerin des Jahres wohl nicht bringen, traut ihr aber eine wichtige Joker-Rolle zu: "Ich vergleiche das mit einem Kasinobesuch, wenn ich all mein Geld verspielt habe, bin ich sehr froh, wenn ich noch ein großes Budget in der Hinterhand habe und damit doch noch alles gewinnen kann."
Die Chancen stehen also ganz gut, den vierten Platz bei der EM 2009 zu wiederholen, wenn nicht sogar zu toppen. Erklärtes Ziel von Guidetti und der Mannschaft ist die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in London. Die Volleyballerinnen können bei der EM den ersten Schritt machen. "Wenn wir es schaffen sollten, uns über die EM für den World Cup in Japan zu qualifizieren, sind die Chancen für Olympia nicht so schlecht. Sollten wir das nicht schaffen, ist die Qualifikationsaussicht sicherlich schwierig", befürchtet der Chef-Coach.
Der Europameister ist nicht automatisch für London qualifiziert, sondern muss vom 4. bis 18. November beim World Cup in Japan um eines von drei Olympiatickets kämpfen.