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Die Hockeyherren wagen den Umbruch

Hockey-WM in Indien: Ziel Halbfinale

Die Hockeyherren wagen den Umbruch

Markus Weise

Mit dem letzten Hemd nach Indien: Hockey-Bundestrainer Markus Weise. imago

2002 holte das DHB-Team in Malaysia den ersten WM-Titel, vier Jahre später wiederholten die deutschen Auswahlspieler das Künststück vor eigenem Publikum in Mönchengladbach. Als Weltranglistenerster und Titelverteidiger zählen die Weise-Schützlinge natürlich auch in Indien zum Favoritenkreis.

Doch der Bundestrainer hält den Ball eher flach, nicht zuletzt, weil gegenüber Gold in Peking vor zwei Jahren unter anderem mit den Zeller-Brüdern zwei Leistungsträger ausbildungsbedingt fehlen. "Im Vergleich zur Olympiasiegermannschaft fehlt uns vor allem die Erfahrung", sagte Weise im Gespräch mit dem SID. "Da erwarte ich in erster Linie Probleme im Eckenabwehrbereich. Im Vergleich zu den anderen Top-Teams fehlen uns im Schnitt 40 Länderspiele." Sinnbildlich hierfür steht der Kapitän: Der Nürnberger Max Müller ist erst 22 Jahre alt.

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"Wenn wir gut starten, dürfen wir in Richtung Podest spielen", meint der Franke. Los geht's am 1. März gegen die Koreaner. Für Weise heißt das Ziel Halbfinale. "Das können wir schaffen, aber nicht garantieren. Es wird jedenfalls sehr hart." Vor allem Holland und Korea, aber auch Neuseeland seien nicht zu unterschätzen.

Weise: Kein Konkurrenzkampf

Zumal die von ihm ausgewählten 18 Akteure für Weise das sprichwörtlich letzte Hemd darstellen. "Mir ist noch nie eine Nominierung so einfach gemacht worden wie diesmal. Da war kein Konkurrenzkampf um die Plätze", so Weise, der diesen Zustand bis zu Olympia 2012 in London gerne wieder ändern würde.

Im Vergleich zum vergangenen Turnier in Deutschland ändert sich nicht nur die Zusammensetzung der Mannschaft. Auch das Gastgeberland bringt neue Herausforderungen mit sich. Über allen steht die Gefahr von Terroranschlägen. Warnungen explizit gegen die Hockey-WM wurden im Vorfeld ausgesprochen. So reiste das neuseeländische Team erst an, nachdem die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden waren. Markus Weise hat dennoch keine Angst, sieht sich durch die Deutsche Botschaft vor Ort bestens informiert.

"Außerdem bin ich der Überzeugung, dass es keinen absolut sicheren Ort auf dieser Welt gibt", gibt sich Weise fatalistisch. "Wenn jemand dich unbedingt in die Luft sprengen will, dann schafft er das auch."

Duschen mit geschlossenem Mund

Für die Spieler bedeutet dies, dass sie hauptsächlich zwischen Hockeystadion und Hotel pendeln. Langeweile droht, das weiß auch der Trainer. Ein kleines Sightseeing-Programm (Stichwort: Tadsch Mahal) soll Abhilfe schaffen, ansonsten müssen sich die Spieler im Spieleraum des Hotels vergnügen. Und sie haben die Hygienevorschriften zu beachten. "Beim Essen darf es keine Experiemente geben und schon gar nicht beim Wasser", gibt Weise unmissverständlich aus. "Duschen mit offenem Mund ist verboten." Ein Einführungsvortrag der Botschaft wird alle Akteure auf Stand bringen.

Den erstmals bei einer WM möglichen TV-Beweis bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen begrüßt der Bundestrainer. Zwar sei es für die Unparteiischen "ein harte Nummer", doch gehe es schließlich darum, "ob der Ball im Tor ist". "Ich weiß nicht, was man im Fußball immer noch dagegen hat", sagt Weise. "Wir haben die Hilfsmittel, in Bundesligastadien stehen 20.000 Kameras, und in anderen Sportarten wie Eishockey und Football nutzt man es ja auch."