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Favres Traum endet in der Heimat

Saints gegen Colts im 44. Super Bowl

Favres Traum endet in der Heimat

Garrett Hartley (Nr. 5)

Auf dem Weg ins Glück: Saints-Kicker Garrett Hartley trifft in der Verlängerung zum 31:28. picture-alliance

Im hochspannenden Endspiel der National Football Conference (NFC) siegten die New Orleans Saints vor eigenem Publikum nach Verlängerung mit 31:28 gegen die Vikings. Damit erreichten die Saints den ersten Super Bowl in der 43-jährigen Vereinsgeschichte und treffen in Miami auf die AFC-Champion Indianapolis Colts, der gegen die New York Jets beim 30:17 den erwarteten Favoritensieg feiern konnte.

Kicker Garrett Hartley beendete die Träume des aus dem US-Bundesstaat Mississippi stammenden Brett Favre mit seinem zum 31:28 verwandelten Field Goal in der Overtime. Favre ist nur eine Autostunde von New Orleans (Louisiana) an der Südküste der Vereinigten Staaten aufgewachsen. In der alten Heimat hätte der Quarterback der Vikings liebend gerne triumphiert - auch wenn es gegen die von Kindesbeinen an verehrten Saints ging.

Brees und Bush widmen New Orleans den Sieg

Die Gastgeber konnten einmal mehr auf ihren Spielmacher Drew Brees bauen, der drei Touchdown-Pässe verbuchte - bei eher durchwachsenen 197 Yards Raumgewinn (17 von 31 Pässen erfolgreich). In der Verlängerung brachte Brees die Saints dann entscheidend in Field-Goal-Nähe und Teamkollege Hartley konnte aus 40 Yards Entfernung zum Vollzug schreiten. Es war kurioserweise das einzige Field Goal an diesem Abend.

"Wir haben großartige Fans und ich bin froh, dass wir der Stadt den Sieg schenken konnten", sagte Brees erleichtert. Nach dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005, bei dem New Orleans schwer zerstört worden war, blickt "The Big Easy" einem großen Feiertag in Miami entgegen.

"Jetzt wollen wir auch in Miami gewinnen", sagte Brees, während auch Running-Back Reggie Bush den Sieg der Stadt widmete. "Nach all dem, was die Stadt und wir in den letzten vier Jahren durchgemacht haben, ist es wunderschön, dass wir der Stadt so etwas schenken konnten", so Bush.

Favres fataler Fehlpass

Brett Favre

Abgang einer Legende? Brett Favre wollte sich noch nicht abschließend zu seinen Karriereplänen äußern. picture-alliance

Brett Favre war arg frustriert, wollte jedoch noch nicht vom Karriereende sprechen. "In einer solchen Situation will ich noch keine Entscheidung über meine Zukunft treffen. Es ist einfach enttäuschend." Favre, der bereits zweimal seine Karriere für beendet erklärt hatte, brachte im NFC-Championship-Spiel einen Touchdown zu Stande, leistete sich bei 310 Yards Raumgewinn (28/46) jedoch auch zwei Interceptions. Eine davon kam den Vikings teuer zu stehen. Kurz vor Schluss passte Favre tief in der Hälfte der Saints zum Gegner und verhinderte ein mögliches Field Goal zum Sieg seiner Mannschaft. Minnesotas Running-Back Adrian Peterson hatte die Vikings mit drei Läufen in die Endzone (insgesamt 125 Yards) im Rennen gehalten. Bereits vor zwei Jahren hatte Favre mit seinen Green Bay Packers in der Verlängerung gegen die New York Giants verloren (20:23), auch damals unterlief ihm in der ersten Minute der Verlängerung ein folgenschwerer Fauxpas.

Für die Saints geht es nun gegen die Indianapolis Colts um Liga-MVP und Quarterback Peyton Manning. Der Sohn des ehemaligen NFL-Stars Archie Manning warf sein Team mit drei Touchdown-Pässen zum Sieg gegen die New York Jets. Dabei lagen die Colts zur Halbzeit noch zurück. Die Gäste schienen wie schon zuvor in Cincinnati und San Diego auf Kurs. Doch nach der Halbzeit-Show drehten Pierre Garcon und Dallas Clark den Spieß mit ihren Touchdowns um. Danach hielt die Colts-Defensive den Angriffsbemühungen der Jets um Rookie-Quarterback Mark Sanchez Stand. Vor allem die hoch gelobten Running Backs der Gäste kamen diesmal nicht richtig zum Zug und konnten lediglich 86 Yards Raumgewinn sammeln. In den beiden vorhergehenden Play-off-Spielen waren es im Schnitt 170 Yards gewesen.

Peyton Manning

Stolzer Besitzer der Lamar-Hunt-Trophy: Peyton Manning, Quarterback der Indianapolis Colts. imago

Die beiden Spielmacher im Vergleich: Sanchez enttäuschte keineswegs, der 23-Jährige kam auf für ihn sehr ordentliche 257 Yards (zwei Touchdowns, eine Interception). Darunter war ein 80-Yard-TD-Pass auf Wide Receiver Braylon Edwards zur frühen 7:3-Führung im ersten Viertel. Peyton Manning stach Sanchez trotz zweier Sacks in der Anfangsphase jedoch aus: 377 Yards Raumgewinn, drei Touchdown-Pässe, keine Interception! Vor allem die beiden Wide Receiver Pierre Garcon (elf Pässe, 151 Yards) und Austin Collie (sieben Pässe, 123 Yards) profitierten und erreichten je einmal die Endzone mit dem Ei in den Händen.

Traumfinale in Florida

Die Saints und die Colts sind also durch, für viele Football-Fans kommt es damit in zwei Wochen zum Traumfinale der NFL. Beide Mannschaften sind ob ihrer gewaltigen Offensive gefürchtet, beide waren in der Hauptrunde auch die Besten. Erstmals seit 1993 stehen sich die Topgesetzten wieder einmal im Super Bowl gegenüber. Für die Colts wird es ein Trip mit emotionalem Hintergrund: Vor drei Jahren fuhren sie ebenfalls ins regnerische Miami, um die Chicago Bears mit 29:17 zu bezwingen. Manning feierte seinen ersten Titelgewinn und konnte Kritiker widerlegen, die ihm zuvor stets ein Versagen in wichtigen Spielen nachgesagt hatten.

Im Vorfeld des Spiels gegen die Jets hatte Manning sich wie gewohnt zurückhaltend gegeben. "Wir haben einfach unsere Klappe gehalten und uns vorbereitet", sagte er nach dem Spiel und zielte damit auf Jets-Trainer Rex Ryan ab. Der hatte im Vorfeld herausposaunt, dass er geschockt wäre, wenn sein Team nicht gewinnen würde. Nachher musste Ryan eingestehen: "Kompliment an die Colts. Sie waren einfach besser."

Dallas Clark

Das war's für die Jets: Colts-Tight-End Dallas Clark sorgt mit seinem Touchdown für die Entscheidung im AFC-Finale. imago