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CTE: NFL-Offizieller räumt erstmals Verbindung ein

Zusammenhang zwischen Football und Gehirnkrankheit

CTE: NFL-Offizieller räumt erstmals Verbindung ein

Harte Kopftreffer gehören in der NFL zum Alltag - mit schwerwiegenden Folgen.

Harte Kopftreffer gehören in der NFL zum Alltag - mit schwerwiegenden Folgen. imago

"Die Antwort ist sicher Ja", sagte Jeff Miller, NFL-Vizepräsident für Gesundheit und Sicherheit, bei einer vom US-Repräsentantenhaus veranstalteten Podiumsdiskussion am Montagabend auf die Frage nach einem möglichen Zusammenhang. Dabei nahm er Bezug auf eine Studie der Boston University aus dem vergangenen Jahr, die die Gefahren für Profis durch wiederholte Gehirnerschütterungen bestätigt hatte.

Eine Wissenschaftlerin hatte bei 96 Prozent der untersuchten Gehirne verstorbener NFL-Profis (insgesamt 94) chronisch traumatische Enzephalopathie festgestellt. Die Krankheit, die bislang erst nach dem Tod diagnostiziert werden kann, entsteht durch ständig wiederholende Gehirnverletzungen und führt zu Demenz, Depression und Gedächtnisverlust.

Kein direkter Zusammenhang? NFL seit Jahren in der Kritik

Die NFL hatte einen direkten Zusammenhang zwischen dem Sport und CTE bislang nicht zugegeben. Liga-Boss Roger Goodell - vom US-Kongress schon 2009 zum Thema befragt - und andere hochrangige Vertreter vermieden es immer wieder, konkret Stellung zu beziehen. Drei Tage vor Super Bowl 50 hatte Neurochirurg Mitch Berger, der einen NFL-Ausschuss zur Untersuchung von Langzeit-Gehirnverletzungen leitet, erklärt, es gäbe keinerlei Beweise für einen Zusammenhang. Seit langer Zeit werfen frühere NFL-Spieler und Angehörige verstorbener Profis der Liga deren Umgang mit dem Thema vor.

Jan Schakowsky, im Repräsentantenhaus Vertreterin des US-Bundesstaates Illinois, forderte die NFL zum Handeln auf. "Football ist schon wegen der regelmäßigen Hits ein Hochrisiko-Sport, nicht nur weil es nachweisbar Gehirnerschütterungen gibt", sagte die Politikerin: "Die amerikanische Öffentlichkeit braucht einen ehrlichen Umgang mit den Risiken und definitiv mehr Forschung."

Zahlreiche NFL-Profis beginnen nach der Karriere wegen CTE Selbstmord

Dutzende ehemalige NFL-Stars begingen wegen CTE Selbstmord. Erst Anfang des Monats hatte Ex-Profi Albert Haynesworth darüber gesprochen, dass er mit schweren gesundheitlichen Problemen und Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen habe. Der 34-Jährige erklärte, er sei aufgrund zweier Aneurysmen im Kopf beinahe gestorben und befeuerte damit die Diskussion über die Gefahr von Kopfverletzungen. Unter den früheren Spielern, nach deren Tod CTE festgestellt worden war, sind die Hall-of-Fame-Mitglieder Junior Seau und Ken Stabler.

Im Jahr 2011 hatten sich etwa 4500 ehemalige NFL-Spieler der Klage eines Ex-Profis gegen die NFL angeschlossen, weil die Liga den Zusammenhang zwischen Football und Gehirnverletzungen weiterhin leugnet. Vor dem Prozess kam es zu einer außergerichtlichen Einigung in Höhe von 765 Millionen US-Dollar. Nur eine medizinische Beihilfe für ehemalige Spieler, kein Schuldeingeständnis, wie die NFL betonte. Offiziell ist die Zahlung wegen diverser Einsprüche dagegen noch nicht.

"Direkter Widerspruch": Außergerichtliche Einigung wird weiter bekämpft

Wenige Stunden nach Millers Aussagen vom Montag ging beim zuständigen Berufungsgericht der Brief eines Anwalts ein, der sieben Ex-Spieler vertritt, die sich gegen die außergerichtliche Einigung wehren. Millers Eingeständnis stelle nicht nur eine "starke Wende" der bisherigen Position der Liga dar, sondern stehe vielmehr sogar im "direkten Widerspruch" dazu. Dies unterstreiche die Position seiner Mandanten, dass CTE in der Einigung nicht ausreichend einbezogen worden sei.

ski/dpa/sid