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Holzdeppe glänzt, Storl "tut es leid", Obergföll lächelt

Drei Weltmeister im Blickpunkt

Holzdeppe glänzt, Storl "tut es leid", Obergföll lächelt

Fühlt sich in Nürnberg offenbar wohl: Raphael Holzdeppe.

Fühlt sich in Nürnberg offenbar wohl: Raphael Holzdeppe. imago

Raphael Holzdeppe (25): "Glücklich" nach Meisterschaftsrekord

5,94 Meter - das ist ein Wort! Mit diesem Meisterschafts-Rekord flog der erste deutsche Stabhochsprung-Weltmeister am Sonntag auch zu seinem ersten nationalen Titel, verbesserte dabei seine persönliche Bestleistung um zwei Zentimeter. Erst an der deutschen Rekord-Höhe von 6,02 Metern biss er sich die Zähne aus. "Nach drei zweiten Plätzen wäre es prima, in Nürnberg Erster zu werden", hatte Holzdeppe vorher gesagt. "Ich bin glücklich, dass es so gut für mich gelaufen ist", strahlte deshalb der neue Deutsche Meister.

Vielleicht haben den Zweibrücker seine guten Erinnerungen an die Franken-Metropole beflügelt. Hier hatte er 2008 mit damals 18 Jahren als Dritter den Sprung zu den Olympischen Spielen in Peking geschafft. Die beendete er als Achter - vier Jahre später in London gewann er Bronze.

2014 stoppte dann ein regelrechtes Seuchen-Jahr weitere Höheflüge des Stab-Artisten. Die Freiluftsaison brach er sogar vorzeitig ab - immer auf der Suche nach seiner Form. Die scheint er nun endgültig wiedergefunden zu haben - und das auf hohem Niveau. Höhen von über 5,80 Metern sind wieder eher die Regel als die Ausnahme.

Gute Vorzeichen für die WM in Peking, Holzdeppes "nächstes großes Ziel". Mit 5,94 Metern steht der Titelverteidiger an zweiter Stelle der Weltjahresbestenliste. Hinter dem französischen Überflieger Renaud Lavillenie, der Olympiasieger hat erst am Wochenende in London mit 6,03 Metern mal wieder die magische Grenze übersprungen. Aber WM-Gold fehlt ihm noch - die Erfahrung hat ihm Raphael Holzdeppe voraus...

David Storl (24): "Es hat mir ein bisschen leid getan"

Zuletzt hat der Kugel-Koloss mit 22,20 Metern erstmals die 22-Meter-Marke geknackt. Klar, dass der jüngste Weltmeister aller Zeiten als haushoher Favorit nach Nürnberg anreiste. Seit 2011 ist er bei den "Deutschen" der Chef im Ring - am Sonntag gewann der Leipziger einen Tag vor seinem 25. Geburtstag mit 21,47. Gerne hätte er dem Publikum einen 22-Meter-Stoß gezeigt. "Es hat mir ein bisschen leid getan. Aber ich habe technisch nicht so meinen Rhythmus gefunden", entschuldigte sich Storl fast ein wenig.

Sein Fokus richtet sich auf höhere Aufgaben. Die erfolgreiche WM-Titelverteidigung ist das erklärte Ziel. Damit könnte der Olympia-Zweite von 2012 Geschichte schreiben: Bisher holte nur der Schweizer Werner Günthör mit der Kugel dreimal in Serie WM-Gold (1987 bis 1993).

Jetzt nach der DM wird Storl zwei Wochen im Leistungszentrum Kienbaum trainieren, ab 12. August geht es mit den übrigen deutschen Athleten zur unmittelbaren WM-Vorbereitung und Zeitanpassung in ein Trainingscamp ins südkoreanische Jeju.

Im "Vogelnest" von Peking kommt es dann vermutlich zum Duell mit Joe Kovacs, der Amerikaner hat in diesem Jahr bereits 22,56 Meter zu Buche stehen. Doch "die WM ist ein eigener Wettkampf, da werden auch die Nerven eine Rolle spielen. In Peking werden wir sehen, was das wert ist", gibt sich Storl gelassen. Vielleicht liegt in der Ruhe seine Kraft.

Christina Obergföll (33): Zufrieden mit Platz zwei

Erst seit Mai ist die Speerwurf-Weltmeisterin nach einer einjährigen Babypause wieder im Wettkampfgeschehen. Deshalb sind die deutschen Meisterschaften in Nürnberg auch eine wichtige Standortbestimmung vor der WM in Peking - aber vor allem auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016, für Obergföll das letzte große Ziel ihrer Karriere. Dort will sie nach Bronze 2008 und Silber 2012 endlich Gold!

Am Sonntag konnte die Offenburgerin zwar nicht ihren ersehnten fünften nationalen Meister-Titel feiern - den musste sie Katharina Molitor mit der Siegweite von 65,40 Metern überlassen. Aber 64,11 Meter bedeuten für die Mutter neben der Vize-Meisterschaft auch Saisonbestleistung. "Meine letzten Wettkämpfe waren eher durchwachsen, deshalb bin ich zufrieden", lächelte Obergföll nach dem Wettkampf. Sie sieht sich auf dem richtigen Weg zu alter Stärke. Dass sie die zur WM in Peking noch nicht wird zeigen können, weiß sie genau: "Die Titelverteidigung ist vielleicht noch etwas hochgegriffen", gibt sie zu, "aber ich hoffe, dass ich noch was drauflegen kann, und dann passt das."

Söhnchen Marlon hat Christina Obergföll irgendwie entspannter gemacht. Darin kann auch eine Chance liegen.

Sabine Vögele