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"Nicht Dortmund ist in der Pflicht, sondern die Spieler"

kicker.tv - Der Talk: Folge 11

"Nicht Dortmund ist in der Pflicht, sondern die Spieler"

Die Gäste bei "kicker.tv - Der Talk": Jörg Jakob, Hansi Küpper, Heribert Bruchhagen und Hansi Müller (v.l.n.r.).

Die Gäste bei "kicker.tv - Der Talk": Jörg Jakob, Hansi Küpper, Heribert Bruchhagen und Hansi Müller (v.l.n.r.). kicker

Darüber wurde in einer illustren Runde diskutiert - mit den Experten Heribert Bruchhagen (ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt), Hansi Müller (Europameister von 1980), Jörg Jakob (kicker-Chefredakteur) und Hansi Küpper (TV-Moderator). Die Fragen dabei: Wie verkraftet der BVB den gewaltigen Umbruch im Sommer? Kann der BVB dem FCB gefährlich werden? Ist im schlimmsten Fall sogar die neuerliche (Pflicht-)Teilnahme an der Champions League in Gefahr?

Gleich zu Beginn fragte Moderator Marco Hagemann den live zugeschalteten BVB-Sportdirektor Michael Zorc, wie man im Verein den Kader und die neuen Möglichkeiten einschätzt. Schließlich habe man drei Granden (Hummels, Gündogan, Mkhitaryan) verloren, dafür aber hochveranlagte Talente (Europameister Raphael Guerreiro, Ousmane Dembelé, Mikel Merino, Emre Mor, Marc Bartra) dazugewonnen. "Wir haben wirklich gute Jungs dazubekommen, normalerweise geht die Integration der Spieler auch schnell", meinte auch Zorc und ergänzte: "Aber natürlich war die Vorbereitung nicht immer optimal. In China haben wir zum Beispiel gegen die beiden Manchester-Klubs stark gespielt, danach war es nicht mehr so gut."

Spielersteckbrief M. Götze
M. Götze

Götze Mario

Spielersteckbrief Schürrle
Schürrle

Schürrle André

Spielersteckbrief Dembelé
Dembelé

Dembelé Ousmane

Spielersteckbrief Mor
Mor

Mor Emre

Spielersteckbrief Merino
Merino

Merino Mikel

Spielersteckbrief Guerreiro
Guerreiro

Guerreiro Raphael

Spielersteckbrief Bartra
Bartra

Bartra Marc

Spielersteckbrief Hummels
Hummels

Hummels Mats

Spielersteckbrief Gündogan
Gündogan

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Trainersteckbrief Tuchel
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Tuchel Thomas

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Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

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Schwarz-Gelb

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In der Tat zeichneten die Schwarz-Gelben ein etwas undefinierbares Bild in der Vorbereitung auf die Saison: Sie haben zum Beispiel ManUnited mit 4:1 geschlagen und nur 6:7 im Elfmeterschießen gegen ManCity verloren. Andererseits stand gegen Sunderland nur ein 1:1, gegen Athletic Bilbao ein 0:1 und gegen den FC Bayern München nach schwacher Chancenverwertung gar ein 0:2 im DFL-Supercup - im ersten Pflichtspiel der neuen Spielzeit .

Tuchel soll den "Elan und Spirit" beibehalten

Thomas Tuchel

Der Baumeister des neuen Dortmunder Weges: BVB-Coach Thomas Tuchel. Getty Images

Schnell kam Bruchhagen, der ab nach seiner Zeit als Eintracht-Boss von 2003 bis 2016 als TV-Experte fungieren wird, auf die schwierige Aufgabe des Projektleiters zu sprechen - auf BVB-Coach Thomas Tuchel. Schließlich müsse dieser den mit über 100 Millionen Euro erneuerten Bundesligisten führen und die sportlichen Leistungen verantworten. "Es wäre für jeden Trainer eine immense Aufgabe, solch einen Umbruch hinzubekommen", so Bruchhagen. "Aber natürlich hat Dortmund eine Chance, es wird aber schwierig werden - vor allem in der anfänglichen Integrierungsphase."

Ins selbe Horn blies Müller: "Es wird extrem schwierig werden. Ich wünsche mir aber, dass Tuchel diesen frischen Elan und Spirit, den er hat, weiterhin in der Bundesliga unterbringt." Doch auch er kam nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass mit dem breiten Kader auch Probleme auftauchen könnten. Diese wiederum benannte auch Moderator Küpper, der von zu hohen Zielen wie der Meisterschaft deswegen warnte: "Die elementare Aufgabe wird sein, einen Platz in der Champions League zu sichern und jeden der hochveranlagten Spieler besser zu machen."

Jakob, Mitglied der kicker-Chefredaktion, benannte derweil die frischen Kräfte - um nachzuschieben, dass die Westfalen in der Welt des Fußballs eine große Adresse sind: "Mit Mor, Dembelé und Guerreiro hat der BVB Spieler geholt, an denen extrem viele große Vereine dran waren. Dortmund ist keine schlechte Adresse, die Bundesliga ist keine schlechte Adresse. Die Fährte, die in Dortmund gelegt worden ist, ist hochinteressant." Denn: Der Konkurrenzkampf jetzt im Kader sei zudem "enorm wichtig. Das Potenzial ist vorhanden, es wird aber vor allem zu Beginn schwierig werden, das alles zu handlen."

"Bankspieler" Götze - Was ist mit Schürrle?

Der BVB hat aber nicht nur Talente geholt, sondern sich auch mit den beiden Weltmeistern André Schürrle (VfL Wolfsburg) und Rückkehrer Mario Götze (FC Bayern München) verstärkt. Die beiden versprechen viel, doch können sie es auch auf den Platz bringen? "Bösartig formuliert hat Dortmund einen Bankspieler verpflichtet", preschte Jakob mit einer klaren Meinung über Götze, der auch bei der EM 2016 in Frankreich nicht überzeugt hatte, voran. "Er ist aber natürlich ein Junge, der spielen muss und auch wieder spielen wird. Genauso wie Schürrle." Beide seien deswegen beim BVB sehr gut aufgehoben, weil sie dort ihre Einsatzzeiten bekommen und das Vertrauen der Verantwortlichen wieder spüren werden.

Mario Götze (links) und André Schürrle

Die neuen Dortmunder Stars: Mario Götze (links) und André Schürrle. kicker

Bruchhagen konnte dem nur beipflichten: "Schürrle muss spielen - und das hat er bei Chelsea oder dann auch in Wolfsburg nicht oder nicht mehr so gut." Küpper hingegen war von der Schürrle-Verpflichtung kurz nach dem Deal mit Götze nicht begeistert: "Dieser Transfer hat mich dann doch überrascht." Bruchhagen widersprach dem etwas: "Tuchel kennt Schürrle. Er wird wissen, wie er ihn einbauen kann."

Die Götze-Gefahr?

So oder so, da waren sich die Experten einig, sind gerade die zwei Spieler, die gemeinsam den Siegtreffer im WM-Finale 2014 gegen Argentinien zu verantworten haben, gefordert. Auf den Punkt brachte es Jakob: "Nicht Dortmund ist in der Pflicht, sondern die Spieler. Sie müssen zeigen, dass sie ihr Geld wert sind."

Offensiver Angriff auf die Bayern?

Ein anderes Thema, auf das die Runde zwangsläufig zu sprechen kam: Fehlt die Giftigkeit gegenüber den Bayern? Müller hatte dazu eine eindeutige Meinung: "Es nützt nichts, jetzt Parolen Richtung Meisterschaft auszustoßen." Dem stimmte Küpper sofort zu: "Du kriegst als Spieler solche Sätze um die Ohren gehauen."

Solche Geschichten gibt es vielleicht einmal im Jahrtausend. Wir werden das nie wieder in einer großen Liga erleben!

Hansi Küpper über die Märchen-Meisterschaft von Leicester City

Christian Heidel, Manager des FC Schalke, hatte jüngst dennoch vorgeschlagen, dass man eine kleine "Meisterschale" für den Zweiten der Liga vergeben könne. Der Titel sei auf Jahre hinaus fest in Münchner Hand. Diesem Statement widersprach Jakob vehement - und bezog sich dabei auf die Überraschungsmeisterschaft von Leicester City in der Premier League: "Ich will nicht sagen, dass nächstes Jahr die große Sensation bevorsteht. Etat hin, Etat her: Bayern ist der große Favorit. Doch ich weigere mich zu sagen, dass die Bayern auf jeden Fall Meister werden." Möglich sei immer was. Nicht so für TV-Moderator Küpper: "Solche Geschichten gibt es vielleicht einmal im Jahrtausend. Wir werden das nie wieder in einer großen Liga erleben!"

Heribert Bruchhagen (rechts) und Hansi Müller

Diskutierten fleißig mit: Heribert Bruchhagen (rechts) und Hansi Müller. Getty Images

Die Bundesliga lebt

"Schalke kann in dieser Saison auf Rang vier oder fünf landen, Borussia Mönchengladbach darf man auf gar keinen Fall vergessen und in Leverkusen bewegt sich was." Küpper wunderte sich derweil, dass es beim VfL Wolfsburg immer schnell Ärgernisse gibt: "Das hat mich schon überrascht, das Verhalten von Draxler zum Beispiel. Wolfsburg sehe ich ganz oben deswegen nicht, aber Dieter Hecking ist ein exzellenter Trainer. Zudem hat man mit Daniel Didavi einen starken Mittelfeldmann verpflichtet."

Insgesamt war man sich also in der Runde einig: Rekordmeister München ist und bleibt der große Favorit. Dortmund ist aber auf einem guten und neuen Weg, sich über Jahre hinaus als ärgster Widersacher des FCB positionieren zu können. Dahinter rumort es in der Liga - und bei vielen Adressen auch positiv: Leverkusen, Gladbach und Schalke wurden genannt. Alles in allem waren sich die Experten einig: Langweilig wird es in der Bundesliga nicht.