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Gewinner und Verlierer: Bayern, S04, BVB und mehr

Der kicker.tv Talk - FOLGE 32

Gewinner und Verlierer: Bayern, S04, BVB und mehr

Die Expertenrunde: Jakob, Effenberg, Hagemann, Rolfes und Kerner (v.l.).

Die Expertenrunde: Jakob, Effenberg, Hagemann, Rolfes und Kerner (v.l.). kicker

Gewinner: FC Bayern München

Ein klarer Gewinner der Saison ist der FC Bayern München, der souverän zum sechsten Mal in Folge Meister wurde. Für Stefan Effenberg war der Gewinn der Meisterschaft "eindrucksvoll", allerdings könne man erst "von einer guten Saison für den FC Bayern" sprechen, wenn das Double gewonnen würde. "Vom Pokalfinale hängt vieles ab", betonte der 49-Jährige und verwies darauf, "dass ein Spiel immer alles passieren kann und das ist gefährlich." Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Münchner hatte zweifellos Jupp Heynckes, der am 19. Mai in Berlin endgültig sein letztes Spiel als FCB-Trainer bestreiten wird.

Bayern München - Vereinsdaten
Bayern München

Gründungsdatum

27.02.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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FC Schalke 04 - Vereinsdaten
FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Hamburger SV - Vereinsdaten
Hamburger SV

Gründungsdatum

29.09.1887

Vereinsfarben

Blau-Weiß-Schwarz

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VfB Stuttgart - Vereinsdaten
VfB Stuttgart

Gründungsdatum

09.09.1893

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Trainersteckbrief Heynckes
Heynckes

Heynckes Jupp

Trainersteckbrief Korkut
Korkut

Korkut Tayfun

Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
84
2
FC Schalke 04 FC Schalke 04
63
3
TSG Hoffenheim TSG Hoffenheim
55

Über die Sonderstellung des 73-Jährigen herrschte Einigkeit. So lobte Effenberg, der einst selbst von Heynckes zum Profi gemacht worden war, dessen "herausragende Qualität der Menschenführung", während Simon Rolfes darauf hinwies, dass Heynckes "ein Aushängeschild der Bundesliga" und "ein Vorbild für eine ganze Trainergeneration" sei. Jörg Jakob (kicker-Chefredaktion) stellte einen besonderen Charakterzug des Trainers in den Vordergrund. " Wir leben in einer Phase, in der auch die Trainer Stars sind. Da geht es darum, sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Das sieht man bei Jupp Heynckes nicht, Er stellt die Mannschaft und die Arbeit vorneweg, aber nicht sich selbst persönlich."

Gewinner: FC Schalke 04

Zweiter in der Bundesliga, Halbfinale im Pokal: Auch der FC Schalke 04 hat eine beachtliche Runde gespielt und kann ganz klar als Gewinner betrachtet werden. Effenberg fand aber das Haar in der Suppe, indem er mit Nachdruck auf das Halbfinal-Aus im DFB-Pokal hinwies. "Du hast eine gute Saison gespielt, aber du scheidest zu Hause als Favorit aus, das ist schon eine herbe Niederlage." Der Schalker Erfolg hängt unmittelbar mit einem Namen zusammen: Domenico Tedesco. "Keiner konnte zu Beginn der Saison ahnen, dass der Mann mit der Mannschaft so einschlägt", sagte Jakob über den 32-Jährigen, dessen größte Leistung Effenberg zufolge war, dass er "Schalke 04 zu einem Team geformt hat. Das ist aller Ehren wert, das hat er richtig gut hingekriegt." Spielerisch hätten die Knappen nicht den "Wahnsinnsfußball, wie in Dortmund einst gespielt hat", gezeigt. "Das war kontrollierter Fußball. Aber das reicht in der Bundesliga zum zweiten Platz." Jakob lobte indes die "disziplinierte" Spielweise der Schalker, die "verdient Vize-Meister" geworden sind.

Gewinner: Tayfun Korkut und Jürgen Klopp

Nicht immer einer Meinung: Jörg Jakob und Stefan Effenberg (r.).

Nicht immer einer Meinung: Jörg Jakob und Stefan Effenberg (r.). kicker

Sowohl Jürgen Klopp, der beim FC Liverpool begeisternden Offensivfußball mit enormen Tempo spielen lässt und mit den Reds das Champions-League-Finale erreicht hat, also Tayfun Korkut, der Aufsteiger VfB Stuttgart an die Schwelle nach Europa geführt hat, wurden als Gewinner der Saison eingeordnet. Während das bei Klopp nicht sonderlich überraschend sein dürfte, sieht die Sache bei Korkut dann doch ein wenig anders aus. Der Deutsch-Türke hatte beim Amtsantritt in Stuttgart großen Gegenwind und hatte bei so manchem Anhänger einen besonders schweren Stand. Inzwischen hat sich alles geändert, immerhin brachte er den Erfolg zurück ins Ländle. Für Effenberg ist der Fall Korkut ein Paradebeispiel für Dinge, die seiner Meinung nach in Deutschland falsch laufen. "Ich verstehe es grundsätzlich nicht, wenn ein Spieler oder ein Trainer, der kommt, zuerst niedergemacht wird. Und dann sagt man: Oh sorry, ich habe mich geirrt. Das ist nicht fair, aber das gehört in Deutschland anscheinend dazu."

Verlierer: Hamburger SV

Einer der großen Verlierer ist der Hamburger SV, darüber waren sich alle Experten einig. "Die Probleme des HSV sind ja keine Probleme aus dem letzten vier Wochen, sondern aus den letzten vier Jahren", stellte Johannes B. Kerner fest und war damit auf einer Linie mit Jakob. "Es geht auch darum, ob du in der ersten Liga ständig zweitklassige Entscheidungen triffst." Der drohende Abstieg käme nicht überraschend und wäre für Rolfes auch keineswegs "unverdient". "Fußballdeutschland hat sich darauf vorbereitet, weil sich das in den letzten Jahren angebahnt hat. Es wäre ein Abstieg mit Ansage", ergänzte Jakob. Sofern der Dino runter muss, dann sieht Rolfes darin auch eine Chance - der Ex-Nationalspieler zog dabei einen Vergleich zum VfB: So könnte man "Sachen bereinigen und Strukturen neu schaffen, so wie es Stuttgart gemacht hat".

Ich weiß nicht, ob sich genug investiert haben. Sie haben einen Transferüberschuss. Ob das immer richtig ist für eine Mannschaft, die sich nach oben entwickeln will?

Johannes B. Kerner über Borussia Dortmund

Verlierer: Borussia Dortmund

Der BVB wird die Spielzeit auf Platz drei beenden und hat sein Ziel, Champions League, erreicht. Und dennoch kann der BVB auch als Verlierer gesehen werden. Kerner verriet warum. "Wir müssen sie messen an den eigenen Ansprüchen. Und die eigenen Ansprüche waren ja, dass sie Bayern-Jäger Nr. 1 sind und bleiben. Das hat nicht geklappt. Insofern sind sie hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben." Kritik übte Kerner an der Transferpolitik der Westfalen. "Ich weiß nicht, ob sich genug investiert haben. Sie haben einen Transferüberschuss. Ob das immer richtig ist für eine Mannschaft, die sich nach oben entwickeln will?"

Als "starkes Zeichen" wertete Rolfes die Installation von Matthias Sammer und Sebastian Kehl. Effenberg sieht das ebenfalls positiv und ist sich auch sicher, dass die Borussia "im nächsten Jahr ein anderes Bild abgeben wird". Für Jakob ist "die entscheidende Personalie Kehl", da dieser an der Mannschaft dran sei. Ansonsten betrachtet Jakob die Entscheidung etwas differenzierter. Zwar sei "es immer ein Zeichen von Stärke", wenn man als Führungsperson jemand holt, der kein "Ja-Sager" ist, jedoch ist auch ein "Zeichen dafür, dass gerade Leute wie Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc unglaublich an Substanz verloren haben in dem Jahr zuvor - diesem Seuchenjahr, mit dem Anschlag, mit der Auseinandersetzung mit Tuchel. Es ist vieles schwierig gelaufen, auch in der Saison davor."

Verlierer: Videobeweis

2017/18 war auch die Saison des Videobeweises, der für zahlreiche Debatten gesorgt hat. Das war auch bei kicker.tv - Der Talk nicht anders. Kerner und Effenberg sehen die neue Technik grundsätzlich positiv, weil sie Objektivität ins Spiel bringt. Dennoch sei die Art und Weise, wie das Projekt durchgeführt wurde, nicht gut gewesen. "Aus Fehlern musst du lernen", sagte Effenberg, betonte aber zugleich, dass man "die Fehler in dieser Zahl" nicht hätte machen dürfen. Für den 49-Jährigen lag das Problem primär darin, dass "die Schiedsrichter nicht richtig geschult waren". Rolfes hingegen monierte, dass nicht klar war, "wann den eingegriffen wird. Das hätte man einfacher strukturieren können." Für Kerner wurde gar ein "Strukturell ein Fehler gemacht". Der 53-Jährige vermisst schlichtweg die Möglichkeit der Challenge. Er machte sich dafür stark, dass die Spieler oder aber Trainer entscheiden mögen, "ob sie einen Videobeweis in Anspruch nehmen wollen" und verwies dabei auf das erfolgreich praktizierte System im Hockey.

"Die Mannschaft hat pro Spiel einen Videobeweis. Wenn du Recht hattest, dann lädt sich dieser wieder auf. Wenn du Unrecht hattest, dann ist er weg." Ein Risiko, dass damit Unfug getrieben würde, sieht Kerner nicht, weil ein Team eben nur einmal einen Videobeweis bemühen könnte, "dann wirst du damit klug umgehen". Jakob widersprach, weil der Fußball und Hockey seiner Meinung nach nicht vergleichbar sind. So ging er davon aus, dass es in Zukunft kalibrierte Linien geben wird. Diese aber "passen nicht zum Fußball". Abseits müsse klar zu sehen und "keine Millimeter-Entscheidung" sein. "Ich bin nicht überzeugt", betonte er und führte aus: "Diese Saison hat mich bestätigt. Die Skepsis ist deutlich größer geworden. Es wird noch immer herumgedoktert." Das Grundproblem sei ohnehin gewesen, dass zuvor "zu wenig getestet" worden war und sich dann in der Bundesliga "für eine Operation am offenen Herzen" entschieden habe.

Verlierer: Europapokal-Teilnehmer

Richtete einen flammenden Appell an die Bundesliga-Klubs: Simon Rolfes.

Richtete einen flammenden Appell an die Bundesliga-Klubs: Simon Rolfes. kicker

Ein großes Thema waren auch die Montagsspiele, die in ganz Fußball-Deutschland auf wenig Gegenliebe stießen. An so manchem Stammtisch wurde gewettert, dass das Streben der DFL nach mehr Einnahmen die Ursache dafür war. Ein Irrglaube, wie Jakob erklärte: "Das wollten die Vereine. Montagsspiele waren ein Beschluss der Vereine und nicht der DFL. Sie wurden nicht wegen des Geldes eingeführt, sondern damit die europäischen Vertreter der Bundesliga ein bisschen mehr Zeit haben, um sich zu erholen."

Dass es die fünf Spiele gar nicht gebraucht hätte, war aber auch klar. Der Grund lag laut Jakob auf der Hand: "Weil sich die Bundesliga abgesehen vom FC Bayern in Europa sehr, sehr schlecht dargestellt hat." Kerner nutzte die Gelegenheit, um einen flammenden Appell an alle Bundesliga-Klubs zu senden: "Die Bundesliga-Vereine haben in der Europa League keine gute Rolle gespielt. Sie haben sich teilweise mit Kusshand verabschiedet. Das darf nicht sein. Darunter leidet der deutsche Fußball international. Es muss das Bestreben aller Bundesligisten sein, die die Möglichkeit haben europäisch zu spielen, dort auch ordentlich abzuschneiden, zumindest die K.-o.-Phase zu erreichen."

drm