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Schwenker lässt Ämter ruhen

Rudolph erneuert seine Vorwürfe - der THW reagiert

Schwenker lässt Ämter ruhen

THW-Manager Uwe Schwenker

Weiterhin Geschäftsführer des THW Kiel: Uwe Schwenker. imago

Die drei ehrenamtlichen Funktionen habe er "aufgrund des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Kiel in den letzten Wochen nicht wahrgenommen" und werde sie "bis zur Klärung der Vorwürfe auch weiterhin ruhen lassen", ließ Schwenker in der Erklärung vom Montag verlauten. Nach Bekanntwerden der Manipulationsvorwürfe hatte er zunächst auch sein Amt in Kiel ruhen lassen, um die Anschuldigungen zu klären, seine Arbeit in der vergangenen Woche aber wieder aufgenommen. Zum Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals in Zagreb am Sonntag hatte Schwenker das Team wegen einer Magen-Darm-Grippe allerdings nicht begleitet.

Rudolph wird konkret

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Der Präsident des Ligarivalen HSV Hamburg, Andreas Rudolph, hat seine Vorwürfe gegen Schwenker indes bekräftigt. "Im Juli 2007 habe ich mit Schwenker in meinem Haus auf Mallorca zusammengesessen. Dort hat mir Schwenker gesagt: Andreas, ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass man die Champions League nur mit Schiedsrichter-Bestechung gewinnt", sagte Rudolph am Montag in Hamburg. Schwenker habe diese Aussage "nach dem Genuss von reichlich Alkohol" getätigt. Dies habe er auch der Kieler Staatsanwaltschaft, die gegen Schwenker wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, in einer schriftlichen Aussage mitgeteilt.

Andreas, ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass man die Champions League nur mit Schiedsrichter-Bestechung gewinnt.

Uwe Schwenker angeblich zu Andreas Rudolph

Rudolph forderte den THW zur rückhaltlosen Aufklärung der angeblichen Bestechungsaffäre auf und verlangte von Schwenker und HBL-Präsident Reiner Witte zudem den Rücktritt von allen Ämtern. "Aus gegebener Veranlassung, insbesondere mit Rücksicht darauf, wie der THW Kiel mit den Manipulationsvorwürfen bisher umgegangen ist, fordert der HSV Hamburg den THW Kiel und dessen Gremien hiermit auf, unbedingt ihren Beitrag zur rückhaltlosen Aufklärung der Vorwürfe zu leisten", heißt es in einer Erklärung, die HSV-Aufsichtsratschef Rüdiger Heß am Montag verlas.

THW: Kritik an Rudolphs Gang an die Öffentlichkeit

Dem THW reagierte auf Rudolphs Gang an die Öffentlichkeit am frühen Abend mit Unverständnis: "Der Aufforderung des HSV Hamburg an den THW Kiel und dessen Gremien hätte es nicht bedurft. Wie mehrfach erklärt, hat der THW Kiel die ihm bisher zugänglichen Erkenntnismöglichkeiten ausgeschöpft, ohne dass sich der Verdacht von Spielmanipulationen bestätigt hat", teilte der THW in einer Presseerklärung mit. "Weiter gehende Aufklärung ist erst im Zuge der unmittelbar bevorstehenden Einsichtnahme in die staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakte zu erwarten. Vielleicht hätte auch der HSV Hamburg diesen Zeitpunkt abwarten sollen."

Kieler Staatsanwaltschaft will in Kroatien ermitteln

Im Fall Kiel wird neben den beiden Untreue-Verfahren gegen Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic laut "Focus" wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue gegen zwei weitere Beschuldigte ermittelt. Dabei soll es sich um den kroatischen Geschäftsmann Nenad Volarevic und einen THW-Buchhalter handeln. Bei der Überprüfung der Bücher des Rekordmeisters sind die Fahnder offenbar auf dubiose Überweisungen und Barabhebungen in Höhe von mehr als 100.000 Euro gestoßen.

"Die Frage ist nicht mehr, ob Geld geflossen ist, sondern wohin", sagte Oberstaatsanwalt Uwe Wick im Focus. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass das Geld für Schiedsrichter-Bestechungen verwendet wurde. Entsprechende Vorwürfe hatte am Donnerstag Jesper Nielsen, der Gesellschafter und Hauptsponsor der Rhein-Neckar Löwen, in einer richterlichen Vernehmung erhoben. Die Kieler Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen auf den Balkan ausweiten und hat Kroatien um Rechtshilfe gebeten.