Handball

Neuer Zündstoff im Streit zwischen HBL und EHF

Reduzierung der deutschen CL-Startplätze sorgt für Unmut

Neuer Zündstoff im Streit zwischen HBL und EHF

Champions-League-Stimmung in Flensburg vor dem Duell gegen Kiel: Bald sollen nur noch zwei deutsche Teams in der CL starten dürfen.

Champions-League-Stimmung in Flensburg vor dem Duell gegen Kiel: Bald sollen nur noch zwei deutsche Teams in der CL starten dürfen. picture alliance

Erst die umstrittenen Reformpläne, nun die Reduzierung der deutschen Startplätze: Schon in der kommenden Saison könnten in der Champions League nur noch zwei statt drei deutsche Klubs an den Start gehen. In der Bundesliga stößt das auf wenig Gegenliebe.

"Ich bedauere diese Entscheidung, da die deutschen Champions-League-Teilnehmer sich über Jahre nicht nur als sportliche Aushängeschilder für den gesamten Wettbewerb, sondern auch als Publikumsmagnete erwiesen haben. Die Champions League beraubt sich eines ihrer Zugpferde", sagte Jennifer Kettemann, die Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen, dem "Mannheimer Morgen".

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Rhein-Neckar Löwen Rhein-Neckar Löwen
28
2
SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt
27
3
Füchse Berlin Füchse Berlin
27

Damit spricht sie der Bundesliga aus der Seele. Die Königsklasse mit nur zwei deutschen Klubs? Undenkbar. "Ich unterstreiche die Ausführungen von Jennifer Kettemann zu 100 Prozent", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID.

Die Champions League beraubt sich eines ihrer Zugpferde.

Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin Rhein-Neckar Löwen

Kiels Manager Thorsten Storm bezeichnete den EHF-Beschluss als "Rückschritt für den deutschen Klubhandball". Es sei "sehr schade für die Sportler, Fans und Vereine, die den deutschen Handball in Europa präsentieren", sagte Storm dem SID: "Wir als Vereine können das leider nur zur Kenntnis nehmen. Ich glaube aber, dass auch eine bessere Lösung für die HBL-Klubs möglich gewesen wäre."

Streitigkeiten gibt es seit Monaten

Die Streitigkeiten mit der EHF sind keinesfalls neu. Seit Monaten feilschen die Verbände um Spielpläne und Termine. Vor drei Wochen erst war die HBL zu den Reformplänen der Champions League auf Konfrontationskurs gegangen. Das derzeit angedachte Format einer Europaliga ab 2020 mit einer weiteren Aufblähung des ohnehin übervollen Spielplans würde man nicht unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme aller 18 Bundesliga-Klubs. Man sei "zum weiteren Dialog bereit" und an einer "einvernehmlichen und partnerschaftlichen Lösung" interessiert.

Von einer Beruhigung der Lage ist allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil. Der EHF-Beschluss vom Wochenende bringt die deutschen Klubs in Rage. Und so stellte Löwen-Managerin Kettemann dessen Sinnhaftigkeit infrage. "Diese Entscheidung wird die Terminproblematik der nun verbleibenden zwei deutschen Teilnehmer nicht lösen, deshalb hätte ich mir eine andere Entscheidung gewünscht und würde es begrüßen, wenn alle Beteiligten gemeinsam nach einer Lösung suchen, statt auf ihren Standpunkten zu verharren."

HBL-Chef Bohmann hofft noch auf die Wildcard

Ligachef Bohmann hat den dritten deutschen Startplatz noch nicht abgeschrieben. Er appelliert an die europäischen Regelhüter, dass die Wildcard, von der zuletzt zwei Mal der Branchenprimus Kiel profitiert hatte, auch weiterhin "nach transparenten Gesichtspunkten durch die EHF vergeben" werden solle. "Ich würde mir wünschen, dass wir die Konflikte mit der EHF nicht vermischen", sagte Bohmann. Spätestens mit der Europaliga ab 2020 dürfen allerdings definitiv nur noch zwei Klubs aus der Bundesliga an den Start gehen.

ski/sid

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