Handball

"Maß aller Dinge": Kiel lehrt Konkurrenz wieder das Fürchten

THW lässt im Topspiel die Muskeln spielen

"Maß aller Dinge": Kiel lehrt Konkurrenz wieder das Fürchten

Diebische Freude: Die THW-Profis hatten da gerade zwei Punkte aus der Hauptstadt entführt.

Diebische Freude: Die THW-Profis hatten da gerade zwei Punkte aus der Hauptstadt entführt. imago

Nach dem deutlichen 26:18 im Spitzenspiel bei den Füchsen konnte die Aussage von THW-Manager Thorsten Storm nur als Warnung verstanden werden. "Ich glaube, dass sich die Mannschaft noch steigern wird. Wir können noch besser spielen", erklärte der 52-Jährige, was auch in Flensburg und Mannheim nicht auf taube Ohren gestoßen sein wird.

In der Hauptstadt war es eine wahre Machtdemonstration der Kieler, hinten stand der THW stabiler, vorne machte er nicht die Fehler der ersten Wochen. Und so blieb der in dieser Pflichtspielsaison bislang verlustpunktfreie Klubweltmeister aus Berlin chancenlos. Die Verjüngung des Kaders scheint doch viel schneller zu funktionieren als gedacht.

Speziell Nikola Bilyk schlug in seinen ersten Wochen im hohen Norden voll ein. Der Österreicher überzeugt in seiner ersten Saison, gegen die Füchse war er mit fünf Treffern bester Werfer - mit gerade einmal 19 Jahren. Genauso alt ist auch erst der Schwede Lukas Nilsson, der zum Saisonstart ebenfalls zu gefallen wusste. Viele vergessen dabei immer wieder Raul Santos (24), doch auch der österreichische Linksaußen (aus Gummersbach gekommen) kommt immer besser in Fahrt.

"Vielleicht die jüngste Mannschaft, die der THW jemals hatte"

Frech, jung, unbekümmert: Nikola Bilyk (hinten) und Raul Santos mischen mit Kiel die Liga auf.

Frech, jung, unbekümmert: Nikola Bilyk (hinten) und Raul Santos mischen mit Kiel die Liga auf. imago

"Das ist vielleicht die jüngste Mannschaft, die der THW jemals hatte. Das bauen wir hier gerade alle zusammen auf", führte Storm weiter aus: "Wir haben eine richtig tolle Mannschaft. Das, was die Mannschaft abgeliefert hat, war klasse. Da freut sich der ganze Klub." Freilich auch über den Sprung an die Tabellenspitze. "Da möchten wir jetzt auch gerne bleiben", grinste der bärenstarke Torhüter Niklas Landin.

Allerdings galt es den Erfolg richtig einzuordnen, schließlich spielten die Füchse im rechten Rückraum ohne einen Linkshänder. Kent-Robin Tönnesen und Europameister Fabian Wiede fehlten verletzt. "Ich wusste, dass vieles für uns sprechen könnte", sagte THW-Coach Alfred Gislason deswegen auch. Füchse-Manager Bob Hanning, der im Vorfeld noch davon gesprochen hatte, der Hauptstadtklub sei in eine "neue Dimension" vorgestoßen, stellte klar: "Ich bin viel weniger unzufrieden, als man vielleicht annehmen mag. Wir müssen ehrlich sein: Wir haben heute auf keiner Position das direkte Duell gewinnen können."

Wir wollen Schritt für Schritt an den THW herankommen.

Füchse-Manager Bob Hanning über eines der Ziele

Groll hegte Hanning keineswegs ob des Leistungsabfalls. "Die Grundsituation ist immer noch die gleiche. Wir haben bis jetzt eine überragende Saison gespielt", so der 48-jährige Essener. Das übergeordnete Ziel? "Wir wollen Schritt für Schritt an den THW herankommen." Das dürfte allerdings ob der jugendlichen Leichtigkeit und Frische der Zebras nicht allzu einfach werden. Hanning bezeichnete den deutschen Serienmeister abschließend als "das Maß aller Dinge". Ganz so weit ist es aber wohl (noch) nicht wieder.

msc