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Harzverbot? "Da könnten dann einige aufhören"

Bundesliga reagiert auf geplante Revolution mit Empörung

Harzverbot? "Da könnten dann einige aufhören"

Die Handball-Bundesliga ohne Harz? Für Aktive und Verantwortliche eigentlich unvorstellbar.

Die Handball-Bundesliga ohne Harz? Für Aktive und Verantwortliche eigentlich unvorstellbar. imago

"Wir werden das Benutzen von Harz weltweit verbieten": Diese Aussage von Moustafa, der Ägypter ist seit 2000 als IHF-Präsident installiert, gegenüber der "Stuttgarter Zeitung" rief in der Bundesliga Schockzustände hervor. Unter dem Motto "Eine harzfreie Zukunft des Handballs" veröffentlichte der Weltverband ein Informationsschreiben. Die Entscheidung sei gefallen, "dass in der Zukunft die Benutzung von Harz nicht länger erlaubt sein wird".

Eine Aussage, die nicht nur in Deutschland für Unverständnis und Kopfschütteln gesorgt haben dürfte. Der Hintergrund: Die japanische Firma Molten habe nach zwei Jahren einen selbstklebenden Ball entworfen, dessen Entwicklung "spätestens bis Ende 2017" abgeschlossen sein wird. Auf dem IHF-Kongress im kommenden Jahr soll deswegen über ein Harzverbot abgestimmt werden.

"In einem Jahr sind wir soweit, Harz komplett verbieten zu können"

"Bisher wurde knapp eine Million Euro in das Projekt gesteckt, die Arbeit ist zu 80 Prozent erledigt", berichtete Moustafa. Das Harz sei schließlich gesundheitsgefährdend und verschmutze die Böden in den Sporthallen, die häufig auch für den Schulsport genutzt werden. "Ich denke, in einem Jahr sind wir soweit, Harz komplett verbieten zu können", so Moustafa weiter: "Dieses gilt dann für alle Spiele - von der Weltmeisterschaft bis zur Kreisliga und selbstverständlich auch für den Jugendbereich."

Wir haben einen wunderschönen Sport - den müssen wir nicht irgendwie krampfhaft verändern und kaputt machen.

Europameister Rune Dahmke hat keine Lust aufs Harzverbot

Die Reaktion aus der Bundesliga fiel entsprechend heftig aus. "Wir haben einen wunderschönen Sport - den müssen wir nicht irgendwie krampfhaft verändern und kaputt machen", erklärte Kiels Europameister Rune Dahmke. Auch Flensburgs Manager Dierk Schmäschke lehne ein Verbot "total ab". Nationalspieler Martin Strobel ergeht es ähnlich: "Ich wüsste nicht, wie ein Handballspiel ohne das Ganze auf dem Niveau funktionieren soll." Durch das Harz haftet der Ball deutlich besser an der Hand als ohne (gerade für Kreisläufer erleichtert das das Fangen mit einer Hand), auch in puncto Wurfkraft, Wurfpräzision und Variantenreichtum ist das Harz unverzichtbar. Es wäre erneut ein schwerer Eingriff in eine eigentlich funktionierende Sportart .

"Das ist ja völliger Blödsinn": Christian Zeitz hält nichts vom Harzverbot.

"Das ist ja völliger Blödsinn": Christian Zeitz hält nichts vom Harzverbot. picture alliance

Im Interview mit „Handball-World“ vertrat auch Bundesliga-Rückkehrer Christian Zeitz eine starke Meinung. "Das ist ja völliger Blödsinn. Das wird, denke ich mal, nicht eingeführt werden", gibt der Kieler Routinier die Hoffnung nicht auf: "Auch wenn das Ganze in den Medien jetzt so hochkocht, wird ein Harzverbot keine Zukunft haben." Dabei dachte er an technisch weniger versierte Kollegen. "Da könnten dann einige Spieler aufhören, Handball zu spielen."

msc

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