Handball

Beben beim HSV: Nach Rudolphs Rücktritt droht das Aus

Präsident und Geldgeber erklärt seinen Rückzug

Beben beim HSV: Nach Rudolphs Rücktritt droht das Aus

Will nicht mehr den Kopf hinhalten: Andreas Rudolph trat als HSV-Präsident zurück.

Will nicht mehr den Kopf hinhalten: Andreas Rudolph trat als HSV-Präsident zurück. imago

"Grund für meine Entscheidung sind die Turbulenzen der letzten Wochen, nicht nur um die Mannschaft und den Verein des HSV Handball, sondern ganz besonders um meine Person", teilte Rudolph in einer Erklärung am Donnerstag mit. Der 59-Jährige war mit kurzer Unterbrechung seit 2005 Präsident des amtierenden Champions-League-Siegers, der unter seiner Führung zudem zweimal den DHB-Pokal (2006 und 2010) und einmal die deutsche Meisterschaft gewann (2011). Rudolph soll den Verein über die Jahre mit rund 20 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen unterstützt haben, immer wieder hatte der Medizintechnik-Unternehmer Finanzlöcher gestopft.

Ohne weitere Zuwendungen droht dem HSV offenbar die Insolvenz. Der Verein hatte zuletzt die Märzgehälter an Spieler und Mitarbeiter erst verspätet überwiesen und war die Miete für die o2-Arena schuldig geblieben. Liekefett soll vor Ostern bereits mit einem Insolvenzantrag zum Amtsgericht unterwegs gewesen sein, als Rudolph sich doch noch einmal besann und verkündete: "Ich zahle."

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Rhein-Neckar Löwen Rhein-Neckar Löwen
55
2
THW Kiel THW Kiel
55
3
SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt
50
Handball Sport Verein Hamburg - Vereinsdaten
Handball Sport Verein Hamburg

Gründungsdatum

01.01.1999

Vereinsfarben

blau, weiß, rot

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Geschäftsführer Liekefett reagiert geschockt

Umso bestürzter fallen nun die Reaktionen auf seinen Rücktritt aus. "Ich bin komplett geschockt", sagte Geschäftsführer Holger Liekefett: "Wenn wir nicht schnell einen Bürgen oder Investor finden, dann wird es nur eine Konsequenz geben: Wir bekommen keine Lizenz und müssen die Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden. Alles auf Null", meinte Liekefett, der seinen Posten erst vor zwei Monaten angetreten hatte, um neue Sponsoren zu erschließen. "Wir stehen vor einem riesigen Scherbenhaufen. Alleine werde ich das nicht bewerkstelligen können."

Wenn wir nicht schnell einen Bürgen oder Investor finden, dann wird es nur eine Konsequenz geben: Wir bekommen keine Lizenz und müssen die Mannschaft abmelden.

HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett

Die Lizenzen für die kommende Saison erteilt die HBL am 15. Mai. Rudolph hatte im April zugesichert, einen Fehlbetrag im Etat von rund zwei Millionen Euro mit einer weiteren Finanzspritze bis Saisonende auszugleichen und damit die Lizenz zu sichern. Ob er sich an diese finanziellen Zusagen nach seinem Rücktritt halten wird, ist unklar. Die Berichterstattung über seine Person und auch die Reaktionen innerhalb des Vereins hätten in sehr verletzt und ihm keine andere Entscheidung möglich gemacht, erklärte Rudolph.

"Es ist nun an der Zeit, dass andere Personen in die Verantwortung treten und den Weg für 'Reset for the future' frei machen", ließ Rudolph in seiner Erklärung weiter verlauten: "Ich hoffe, dass dieser Rücktritt auch das letzte dringliche Signal an die Stadt Hamburg ist, zu helfen, den HSV Handball nicht fallen zu lassen."

Liekefett ist um Optimismus bemüht: "Wir schließen hier nicht ab. Wir werden jede Chance ergreifen. Wir müssen uns in irgendeiner Form behelfen und Hilferufe aussenden." Zunächst sind die Verantwortlichen darum bemüht, den Rest der laufenden Saison ordnungsgemäß zu Ende zu bringen. Am Abend teilte der Verein mit: "Der HSV Handball setzt sich intensiv mit der Situation auseinander und wird Stellung beziehen, sobald es Neuigkeiten gibt."