Nationalelf

Müller hadert: "Daran habe ich mehr zu knabbern"

Deutschlands Abwehr steht - "aber offensiv hat viel gefehlt"

Müller hadert: "Daran habe ich mehr zu knabbern"

"Mich ärgert weniger, dass ich noch kein EM-Tor geschossen habe...": Thomas Müller nach dem 0:0 gegen Polen.

"Mich ärgert weniger, dass ich noch kein EM-Tor geschossen habe...": Thomas Müller nach dem 0:0 gegen Polen. Getty Images

Aus Saint-Denis berichtet Sebastian Wolff

Jerome Boateng saß als zum "Spieler des Spiels" gekürtes Symbol auf dem Podium im Presseraum des Stade de France - für eine Mannschaft, die kompromissloser verteidigte als noch zum Auftakt gegen die Ukraine (2:0) und lediglich zweimal, bei Miliks Kopfball-Chance unmittelbar nach der Pause und seinem Luftloch danach, mit dem Glück im Bunde war. Zufrieden war der Münchner dennoch nicht. "Als Mannschaft haben wir gut verteidigt, aber offensiv hat viel gefehlt." Seine Analyse fällt daher ungeschminkt aus : "Wir spielen ganz gut bis ins letzte Drittel, kommen dann aber nicht am Gegner vorbei. Wir müssen Tore erzielen, sonst kommen wir nicht weit."

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Boateng ist nicht allein mit seiner Ansicht. Es fehlt etwas im Spiel des Weltmeisters, der jedoch am Donnerstagabend ganz bewusst das letzte Risiko vermied. "Wir waren gewarnt", erklärt Benedikt Höwedes, "wir wussten, dass die Polen auf Konter aus sind und wollten da nicht hineinlaufen." Immerhin, und das ist der positive Aspekt der Partie, das gelang. Der Schalker und Jonas Hector machten deutlich besser als im Auftaktmatch die Seiten zu, Mats Hummels avancierte bei seinem Comeback nach fahriger Anfangsphase zum Stabilisator in der Innenverteidigung und erhielt dafür ein Lob von seinem Nebenmann. "Mats", sagt Boateng, "ist wichtig für uns, es war zu sehen, dass wir gut eingespielt sind."

Ausgerechnet über die Offensivabteilung lässt sich dies nicht konstatieren. Vieles blieb Stückwerk beim Versuch, das polnische Bollwerk zu knacken, wirkte nicht aufeinander abgestimmt: Julian Draxler besetzte fast nie den ihm zugedachten linken Flügel, sondern zog immer wieder in die Mitte; Mesut Özil hatte lediglich einzelne Momente, in denen er auftauchte; Thomas Müller bestach zwar durch Eifer, fand aber kaum spielerischen Lösungen; und Mario Götze fand gar kein Durchkommen.

Löw bemängelt die Durchsetzungsfähigkeit

"Im letzten Drittel hatten wir Probleme", weiß Löw, "wir haben dort nicht das Tempo erhöht, sondern abgebrochen. Offensiv war es nicht das, was wir von unserer Mannschaft erwarten können." Die von ihm vorgegebene Ausrichtung sieht der Bundestrainer ausdrücklich nicht als Knackpunkt an: "Polen ist stark in der Luft, und wir sind eine Mannschaft, die eigentlich stark am Boden kombiniert. Aber uns hat die Durchsetzungsfähigkeit gefehlt."

Ein Umstand, der Müller wurmt: "Mich ärgert weniger, dass ich noch kein EM-Tor geschossen habe, sondern ich habe mehr daran zu knabbern, dass ich eigentlich auch noch keine richtigen Chancen hatte. Als Offensivspieler wünscht man sich mehr Möglichkeiten." Dafür bedarf es neuer Lösungen . Der Vortrag der deutschen Offensive gegen Polen wird nicht ausreichen, um zum Finale nach Paris zurückzukehren.