EM

Hummels ja, Schweinsteiger nein

kicker-Kolumne: Wenn ich Bundestrainer wäre...

Hummels ja, Schweinsteiger nein

Hat keinen Anlass groß umzustellen: Bundestrainer Joachim Löw (r.).

Hat keinen Anlass groß umzustellen: Bundestrainer Joachim Löw (r.). Getty Images

Aus Paris berichtet kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

In Zeiten der Extrembeanspruchung ist jene Fußball-Weisheit, der zufolge eine siegreiche Mannschaft nicht zu verändern sei - never change a winning team -, längst veraltet. Nach der insgesamt gelungenen 2:0-Premiere bei dieser EM 2016 gibt es jedoch keinen Anlass zu großen Veränderungen der Startelf, auch wenn dieser Sieg auf einem zähen Werden gründete, gerade in der wackeligen Phase vor der Pause. Allerdings war beim Start noch nicht die Wunschelf aktiv. Eine solche Idealformation mag es zwar für einen pragmatischen Trainer nicht geben, doch im Hinterkopf darf sie schon existieren.

Deutschland - Vereinsdaten
Deutschland

Gründungsdatum

28.01.1900

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Trainersteckbrief Löw
Löw

Löw Joachim

Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe C
Pl. Verein Punkte
1
Deutschland Deutschland
4
2
Polen Polen
4
3
Nordirland Nordirland
3

Zu dieser deutschen Top-Elf 2016 wird immer ein Mats Hummels zählen. Der Innenverteidiger verkündete schon in Lille am vergangenen Sonntag unmissverständlich, dass er sich fit glaube für den zweiten EM-Akt. Nach seinem Muskelfaserriss in der Wade, erlitten im Pokalfinale gegen Bayern München, hat er knapp vier Wochen nicht mehr gespielt. Er braucht also für die anstehenden K.-o.-Aufträge möglichst bald Praxis. Für den 1:0-Torschützen Shkodran Mustafi wäre eine Versetzung auf die Bank zwar hart, allerdings hat die Aushilfe im Abwehrzentrum in seiner originären Defensivarbeit gegen die Ukraine mehrmals krass gepatzt. Eine seriöse und nachvollziehbare Begründung für diesen Personalaustausch ist also sehr wohl zu liefern. Und Profis müssen mit unsympathischen Entscheidungen leben. Weitere Veränderungen in der Viererkette, die sich ohnehin weiter finden muss, sind gegen die Polen mit ihren flotten Tempogegenstößen nicht nötig, obwohl Benedikt Höwedes rechts und Jonas Hector links in der Außenverteidigung nicht überzeugt haben.

Sami Khedira und Toni Kroos machten es in der defensiven Zentrale des Mittelfeldes dagegen gut, Kroos als präziser Passgeber und Khedira als unermüdlicher Querfeldeinläufer. Also stellt sich nicht im Ansatz die Frage, ob Bastian Schweinsteiger nach seinem Minutenglück in der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 2:0 zum Startspieler befördert werden sollte.

Die Offensive soll zeigen, dass sie es besser kann

Da die vier Offensivtechniker im vorderen Bereich der DFB-Auswahl allesamt gegen die Ukraine einen eher matten Start hingelegt haben, sollen alle vier gegen Polen zeigen, dass sie es besser können, woran grundsätzlich kein Zweifel besteht. Thomas Müller und Mesut Özil sind ohnehin prägende und fixe Figuren dieses Teams, die anderen beiden Edeltechniker Julian Draxler sowie Mario Götze sollen ebenfalls noch einmal für sich werben dürfen.

Allerdings muss das Modell mit der falschen 9, die Götze interpretiert, nicht die Ideal- und Dauerlösung darstellen. Mario Gomez als echter Mittelstürmer wird sicher noch dringend gebraucht. Und für einen starken Götze gibt es weitere Positionen, in den Regionen hinter oder neben Gomez. Genauso wäre es einen interessanten Versuch wert, den spielstarken Joshua Kimmich als rechten Verteidiger loszuschicken.

Bei einem Sieg heute Abend gegen Polen wären im letzten Gruppenspiel gegen ein gewiss extrem defensives Nordirland diese Reformen möglich.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

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