Bundestrainer Joachim Löw warf nach dem 3:1-Sieg in Nordirland die Rotationsmaschine an - und brachte gleich sieben Neue. Ter Stegen, Boateng, Hummels, Plattenhardt und Rudy bekamen eine Verschnaufpause. Kroos reiste ja bereits zurück nach Madrid , Draxler fehlte erkrankt . Dafür begannen Leno, Süle, Mustafi, Can, Brandt, Sané und Stindl.
Aserbaidschans Nationaltrainer Robert Prosinecki stellte im Vergleich zur 1:2-Heimniederlage gegen Tschechien "nur" viermal um: Abisov und Khalilzade verteidigten für Sadygov und Pashayev. Darüber hinaus rückten Garayev und Sheydaev für Aues Nazarov und Qurbanov in die erste Elf.
Ein Geniestreich hilft
Vom Start weg merkte man der deutschen Mannschaft an, dass sie in dieser Konstellation nicht wirklich oft zusammen spielt. Es fehlte an Abstimmung, Timing, Präzision - und auch Ideen. So musste ein Standard her, bei dem Aserbaidschan die nötige Ordnung vermissen ließ: Nutznießer war Goretzka, der mit der Hacke sehenswert ins linke obere Eck traf - 1:0 (8.).
Süle muss runter
Das half aber nicht wirklich, um dringend nötige Sicherheit ins Spiel zu bekommen. Im Gegenteil: Nach 13 Minuten bot sich Richard die große Möglichkeit aufs 1:1, doch Süle störte ihn frei vor Leno im letzten Moment entscheidend. Neun Zeigerumdrehungen später folgte der nächste kleine Nackenschlag, denn Süle musste vom Platz. Der Bayern-Verteidiger klagte über muskuläre Probleme im linken Oberschenkel , Rüdiger ersetzte ihn (22.).
Rüdiger genarrt, Leno patzt, Mustafi verletzt
Bis zum nächsten Hochkaräter fürs DFB-Team dauerte es noch ein wenig. Dann hätte es aber zwingend 2:0 stehen müssen: Müller bediente Stindl, der Gladbacher gab den Ball gedankenschnell zurück. In der Mitte stand Wagner, der die Kugel aus vier Metern nicht an Agayev vorbeibrachte. Vom Aluminium prallte die Kugel noch an Wagners Bein - und neben den linken Pfosten (31.). Drei Minuten später war es passiert: Ein langer Ball segelte in Richtung Sheydaev, Mustafi konnte wegen einer Verletzung nicht folgen. Im Strafraum narrte Aserbaidschans Angreifer dann Rüdiger, ließ auch Schlussmann Leno schlecht aussehen - 1:1 (34.). Deutschland hätte durch Wagner (37.) und Sané (45.+2) noch antworten können, ließ aber die nötige Kaltschnäuzigkeit vermissen.
Wagner bricht den Bann
Die Länderspiele der DFB-Elf
Nach dem Wechsel wollte die deutsche Mannschaft die Verhältnisse schnell wieder zurechtrücken, doch Brandt ließ die große Doppelchance aus (47.). Sieben Minuten später stand es dann aber doch 2:1, weil die DFB-Elf die Schlagzahl erhöhte. Brandt flankte an den zweiten Pfosten, wo Wagners wuchtiger Kopfball die Linie passierte (54.). Für den Hoffenheimer war es das fünfte Tor im fünften Länderspiel.
Rüdiger und Goretzka stechen zu
Anschließend merkte man deutlich, wie die Kräfte beim krassen Außenseiter schwanden. Der nach der Pause emsige Stindl traf nur den Pfosten (61.). Rüdiger machte es kurz darauf besser - und besorgte nach einem Kimmich-Standard die Vorentscheidung (64.). Goretzka sorgte in der Folge für ein standesgemäßes 4:1, das Sané mit Übersicht und Präzision vorbereitete (66.).
Dampfhammer: Can feiert Premiere
Anschließend rückte Can in den Fokus, der erst in Agayev seinen Meister fand (72.), dann aber doch noch zu seinem ersten Länderspieltor überhaupt kam. In der 81. Minute zischte sein Versuch der Marke Gewaltschuss über Agayevs Kopf hinweg ins Tor - 5:1. Weil Mirzabekov kurz vor Schluss nur noch den Pfosten traf (85.), blieb es beim Kantersieg.
Dieser bedeutete also den zehnten Dreier im zehnten Qualifikationsspiel. Das war zuvor nur der spanischen Nationalmannschaft vergönnt gewesen, die vor der Weltmeisterschaft 2010 den Maximalwert erreichte. Nimmt man das Torverhältnis dazu, gehört der Bestwert nun Deutschland, das sagenhafte 43:4 Treffer verbuchte. Ein neuer Weltrekord.