Der Nationaltrainer der Türkei, Fatih Terim, hatte in seinen Kader zum Großteil Akteure aus der türkischen Liga nominiert. In seiner Anfangsformation fanden sich so bis auf den Leverkusener Calhanoglu und Barcelonas Arda Turan ausschließlich Spieler aus der heimischen Süperlig. Mit Malli (Mainz) und Sahin (Dortmund) nahmen zwei weitere Bundesliga-Profis sowie mit Mor (ebenfalls Dortmund) ein zukünftiger auf der Bank Platz.
Im Gegensatz zu den Türken verdient das Gros der Kroaten sein Geld im Ausland. Ausschließlich Legionäre präsentierte Coach Ante Cacic in seiner Startelf - in die schafften es mit Vida, Corluka, Badelj, Rakitic, Perisic und Mandzukic alte Bekannte aus der Bundesliga und natürlich auch Kapitän Srna und Modric. Leverkusens Jedvaj und Hoffenheims Kramaric hofften auf einen Joker-Einsatz.
Kroatien hätte fast einen Blitzstart erwischt, doch Rakitics Volley nach Srna-Flanke strich am langen Eck vorbei (2.). In einer munteren Anfangsphase ging es gleich zur Sache, Referee Jonas Eriksson legte sich zunächst auf eine großzügigere Linie fest. Trotz durchaus offensiver Ausrichtung beider Teams blieben weitere Chancen längere Zeit Fehlanzeige, weil aus verbissen geführten Zweikämpfen im Mittelfeld viele Unterbrechungen resultierten, immer wieder der Spielfluss stockte und manch guter Ansatz schon im Keim erstickt wurde.
Kroatien spielerisch überlegen
Mit Modric als erster Anspielstation hatten die Vatreni (Feurigen) etwas mehr Struktur in ihrem Spiel, während das Spiel der Terim-Elf an zu hoher Fehlerquote krankte. Der wie gewohnt sehr offensive Srna leitete auch die nächste Möglichkeit ein, Mandzukics Kopfball blieb aber hängen (17.). Die Cacic-Schützlinge drangen nun des Öfteren ins letzte Drittel vor, weiteren Kopfbällen von Brozovic (22.) und Mandzukic (24.) sowie einem Volleyschuss von Badelj (28.) fehlte es aber an Präzision.
Durchatmen bei Subasic
Den Mannen vom Bosporus ging Torgefährlichkeit bis dorthin ab. Wie aus dem Nichts hatte Tufan die Topchance zur Führung, nickte aber aus fünf Metern genau auf Subasic, der sich die Kugel gerade noch vor der Linie krallte (29.).
Ozan Tufan haderte - sein Kopfball war nicht platziert genug. Getty Images
Modric mit vollem Risiko - 1:0!
Danach prägten einige hitzige Szenen das Geschehen, die in Tosuns Ellenbogen-Einsatz gegen Corluka gipfelten. Gelb für den Türken und ein Turban für den Kroaten waren die Folge (33.). Die nächste nennenswerte Aktion brachte die Führung der Kroaten: Modric nahm Selcuks Befreiungsschlag aus der Distanz mit vollem Risiko, sein Volleyaufsetzer fand den Weg ins linke Eck - die verdiente Führung (42.). Mit Hakan Baltas Kopfball ans Außennetz meldete sich die Türkei noch einmal zu Wort (45.+1), ehe es in die Kabine ging.
Gruppe D - 1. Spieltag
Terim reagierte auf den Rückstand, brachte mit Wiederanpfiff Sen für Oghuzan. Der Joker hätte fast direkt gestochen, sein Schuss wurde aber vom eigenen Mann abgeblockt (48.). Das bessere Team blieben die Vatreni. Nach Rakitics von Tufan unsanft gestopptem Solo nagelte Srna die Kugel per Freistoß an die Latte (52.), und der Kapitän verzog wenig später nach Volkan Babacans zu kurzer Faustabwehr aus aussichtsreicher Position (55.).
Auch Perisic trifft nur Aluminium
Das Offensivspiel von Arda Turan & Co. blieb Stückwerk, Kroatien zielstrebiger wie gefährlicher. Brozovics Volleyabnahme fehlte nicht viel (61.), demselben Akteur nach Perisics Hereingabe in der Mitte eine längere Fußspitze (67.). Längst kontrollierte die Cacic-Elf die Partie nahezu nach Belieben, einzig die mangelhafte Chancenverwertung hielt den Kontrahenten im Spiel: Perisic traf aus drei Metern per Kopf nur die Latte (72.).
Die Schlussphase brach an. Während Caners zu unplatzierter Freistoß zur Beute von Subasic wurde (81.), betrieb Perisic erneut Chancenwucher und scheiterte frei vor Volkan Babacan am Keeper (83.). Am Ende war's egal, weil Corluka auch bei der letzten Gelegenheit der Türken durch Balta aufmerksam auf dem Posten war (90.+4).
Die Türkei misst sich am Freitag im zweiten Gruppenspiel in Nizza mit Titelverteidiger Spanien (21 Uhr). Kroatien trifft bereits vorher um 18 Uhr in Saint Etienne auf Tschechien.