Bei Welt- und Europameisterschaften schaut Real Madrid ganz genau hin. Tun sich für die Königlichen interessante Spieler hervor, zögern die Chefeinkäufer der Blancos nicht lange. Im Sommer 2006 schlug der spanische Rekordmeister beim italienischen Weltmeister-Kapitän Fabio Cannavaro und Ruud van Nistelrooy (Niederlande) zu. Zwei Jahre später machten die EM-Fahrer Klaas Jan Huntelaar und Rafael van der Vaart nachhaltig auf sich aufmerksam. Die deutschen Gala-Vorstellungen in Südafrika 2010 riefen bei Real Mesut Özil und Sami Khedira auf den Plan. 2012 folgte Kroatiens Luka Modric, 2014 dann Kolumbiens WM-Held James Rodriguez, Weltmeister Toni Kroos und Costa Ricas famoser Schlussmann Keylor Navas.
Raiola: "Paul ist das wert, was der Markt anbietet"
Eine unmissverständliche Strategie, die die Blancos da verfolgen. Und im Sommer 2016? Da steht weiter Frankreichs Superstar Pogba ganz hoch im Kurs, am Montag meldete sich Raiola zu Wort. Der italienische Berater, der Zlatan Ibrahimovic, Dortmunds Henrikh Mkhitaryan und eben Pogba zu seinen Klienten zählt, plauderte in der spanischen "Marca" aus dem Nähkästchen.
Ob Real wirkliches Interesse hat? "Das ist kein Geheimnis. Ich sitze jedes Jahr mit Real Madrid zusammen, aber auch mit Manchester United, Barcelona, City, Liverpool oder Chelsea - das ist mein Job. Während der letzten beiden Jahre wurde mein Verhältnis zu Real Madrid wieder klar und professionell. Zuvor war das nicht so", gestand Raiola ein. Der 48-Jährige wurde aber auch noch konkreter: "Wir sprechen mit zwei oder drei Klubs und einer davon gefällt Paul wegen des sportlichen Projekts sehr."
So jemanden wie ihn gibt es nicht noch einmal auf dem Markt, auch wenn der Bruder von Toni Kroos sagt, dass sein Bruder 120 Millionen Euro mehr wert ist.
Pogba-Berater Mino Raiola
Die Gespräche mit dem spanischen Hauptstadtklub laufen, überbewerten will Raiola das nicht. "Wir befinden uns in der Anfangsphase. Als Verhandlung kann man das nicht bezeichnen", wird Pogbas Berater zitiert. Und wer sonst noch den kantigen Mittelfeldmotor jagt? "Die Scheichs. Es sind Vereine, die das Geld zahlen können, das Paul wert ist. Er ist ein außergewöhnliches Talent. So jemanden wie ihn gibt es nicht noch einmal auf dem Markt, auch wenn der Bruder von Toni Kroos sagt, dass sein Bruder 120 Millionen Euro mehr wert ist. Paul ist das wert, was der Markt anbietet."
Dabei bezog sich Raiola auf einen EM-Gastkommentar von Kroos-Bruder Felix (Union Berlin) in der Kreiszeitung Syke, in der er vor acht Tagen folgendes geschrieben hatte: "Neulich habe ich gelesen, dass Juventus Turin Paul Pogba nur an Real Madrid verkaufen würde, wenn sie dafür 120 Millionen Euro plus Toni Kroos bekommen würden. Wie bitte? Das muss doch umgekehrt sein. Juventus müsste 120 Millionen Euro zahlen und Pogba noch oben drauf legen, um Toni zu bekommen." Da gehen die Meinungen also sehr weit auseinander, was man über die gegenseitige Wertschätzung von Real und Pogba nicht behaupten kann.
Pogbas Bewunderung für Zidane
Erstes Jahr als Profitrainer, erster Champions-League-Titel: Zinedine Zidane. picture alliance
Das gab auch Raiola abschließend zu: "Real Madrid, Zidane und die Madridistas repräsentieren für Paul immer etwas Besonderes. Er bewundert sie. Pogba bewundert Zidane. Das hat er mir immer gesagt. Und das wird bei seiner Entscheidung wichtig sein." Mehr als ein Fingerzeig also. Zudem scheint es, als müsste der 23-Jährige nicht "alleine" nach Madrid ziehen. Auch Frankreichs zweifacher EM-Torschütze Payet von West Ham United soll ganz oben auf dem Zettel stehen. Nach übereinstimmenden spanischen Medienberichten hat der Offensivmann bereits gegenüber den "Hammers" den Wunsch geäußert, sich Real anschließen zu wollen.
Ebenfalls auf Zidanes Wunschzettel soll Landsmann N'golo Kanté vom englischen Überraschungsmeister Leicester City stehen, für ihn wäre wohl eine Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro zu zahlen. Und dann hält sich ja auch noch hartnäckig das Gerücht, der "verlorene Sohn" Alvaro Morata könnte wieder in Madrid aufschlagen. Der wechselwillige spanische Nationalstürmer, aktuell noch in Diensten von Juventus Turin, wird auch von einigen englischen Top-Klubs gejagt. Ex-Real-Star Guti hofft dennoch auf eine Rückkehr, nach Moratas Doppelpack gegen die Türkei twitterte der 39-Jährige: "Großartig! Du hast dir das verdient, mein Freund. Hoffentlich machst du diese Tore bald im Bernabeu." Mal sehen, wer bis zum Transferschluss dann wirklich in Madrid landet.