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Terrorgefahr: Wilmots sorgt sich um seine Spieler

Belgiens Coach schließt Rückkehr nach Schalke nicht aus

Terrorgefahr: Wilmots sorgt sich um seine Spieler

"Wir haben vollstes Vertrauen in Frankreich": Belgiens Coach Marc Wilmots.

"Wir haben vollstes Vertrauen in Frankreich": Belgiens Coach Marc Wilmots. picture alliance

"Die Nationalmannschaft von Belgien ist ein Vorbild für gelungene Integration, für ein Miteinander von Kulturen und Religionen, und wir sind im Moment die Nummer 1 der Welt, also sehr erfolgreich mit unserer Idee vom Leben. Es wäre doch das größte für diese Terroristen, wenn sie das angreifen könnten, bei einem Spiel live im Fernsehen, wenn sie Fans oder einen berühmten Spieler mit in den Tod reißen könnten. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein", sagte Wilmots im Interview mit dem Fachmagazin kicker (Montagausgabe). Nach den Anschlägen in Paris und der höchsten Gefahrenstufe in der Hauptstadt Brüssel hatte Belgien sein Freundschaftsspiel gegen Spanien im November abgesagt. Wilmots: "Wir arbeiten sehr eng mit der Polizei und mit den Sicherheitsbehörden zusammen."

Wilmots spricht im Zuge der Länderspiel-Absagen in Belgien und Deutschland von "sehr schwierigen Entscheidungen", denn: "Fußball soll für Freude stehen, nicht für Angst und Tod. Für ein einziges Spiel musst Du sowie nicht ins Risiko gehen. Aber: Wo ist die Grenze? Wie reagierst Du, wenn es nicht bei einem Spiel bleibt? Was machen wir alle beim nächsten Mal? Es wird eine sehr schwierige Entscheidung bleiben."

Keine Zweifel an EM

Zweifel an einer sicheren EM in Frankreich hat Wilmots, der seit 15 Jahren ein Haus in Bordeaux bewohnt, nicht: "Die EM muss in Frankreich stattfinden. Wir haben vollstes Vertrauen in Frankreich, in die Polizei und die Behörden. Die werden ihre Arbeit tun und viel in die Sicherheit investieren." Eine Gruppe von Verrückten dürfe nicht "das Leben von Millionen Menschen in Europa diktieren. Wir müssen weiterleben. Auch der Fußball".

Wilmots: "Auf Schalke fehlen viele Zutaten"

Marc Wilmots und Chefredakteur Jean-Julien Beer

Marc Wilmots und Chefredakteur Jean-Julien Beer kicker

Im kicker-Interview spricht Wilmots auch über seinen geplatzten Wechsel vor dieser Saison zum FC Schalke 04. Die Macher aus Gelsenkirchen hätten ihn in zwei Länderspielpausen kontaktiert, erst im September 2014 vor der Verpflichtung von Roberto di Matteo - und dann im Juni 2015 nach dem Rauswurf des Schweizers. Wilmots verweist zwar auf seine Ausstiegsklausel, wonach der belgische Verband ihn für zwei Millionen Euro Ablöse ziehen lassen muss, "aber nicht fünf Tage vor einem Länderspiel, ich lasse mein Nationalteam nicht von jetzt auf gleich im Stich". Er habe den Kader und das Umfeld von Schalke 04 analysiert sich dann entschieden, lieber die EM in Frankreich anzugehen: "Für mich war früh klar: So, wie die Strukturen auf Schalke waren, kann ich nicht erfolgreich arbeiten. Da fehlten mir zu viele Zutaten."

Rückkehr nach Schalke nicht ausgeschlossen

Dass ihn Schalkes Manager Horst Heldt nur drei Stunden vor dem entscheidenden EM-Qualifikationsspiel der Belgier im Juni in Wales im Hotel angerufen habe, um ihm seinerseits abzusagen, hält Wilmots auch heute noch "für einen Witz und eine Frechheit, das kann man nicht machen. Und das ist der beste Beweis dafür, dass es richtig war, nicht zu Schalke zu gehen". Grundsätzlich aber schließt der frühere "Eurofighter" eine Rückkehr nicht aus: "Schalke ist mein Verein, ich mag die Fans und alle Leute da. Ich komme aber nur zurück nach Schalke, wenn alles so passt, wie ich es haben möchte, um Erfolg zu kriegen. Ich habe da einen Menschen auf Schalke, für den ich so viel Respekt habe: Das ist Rudi Assauer. Es war immer sein Traum, einmal Meister mit Schalke zu werden. Das wäre ein gutes Projekt. Wenn man das erreichen will, muss ich nicht zweimal nachdenken. Aber ich bin nicht mit Schalke verheiratet – es gibt auch noch andere Vereine."

Im großen Interview in der Montags-Ausgabe des kicker erklärt Wilmots zudem, wie er es geschafft hat, aus Belgien die Nummer 1 der Fußball-Welt zu formen, warum der Erfolg seines Teams so wichtig ist für das Leben der Menschen in Belgien, wen er bei der EM 2016 zu den Favoriten zählt – und warum er jetzt von Cristiano Ronaldos Berater Jorge Mendes gemanagt wird.

Jean-Julien Beer