Bundesliga

Sorgenkind Junuzovic: Stammplatz in Gefahr

Bremen: Der Nationalspieler steckt seit Wochen in einer Formkrise

Sorgenkind Junuzovic: Stammplatz in Gefahr

Selbstzweifel vor dem Nord-Derby: Zlatko Junuzovic ist im Formtief.

Selbstzweifel vor dem Nord-Derby: Zlatko Junuzovic ist im Formtief. picture alliance

So richtig und konkret wollte er die Frage nicht beantworten. Ob er verletzt sei? Der Grund für die Auswechslung schon zur Pause? Zlatko Junuzovic druckste herum in Wolfsburg, wo er so frühzeitig duschen durfte. Der Österreicher erzählte von leichten Problemen, ohne auch auf Nachfragen die genaue Stelle an seinem lädierten Körper zu benennen. Im Training, so seine Schilderung, habe es einen Zusammenprall gegeben. Die Folgen habe er heute noch gespürt. Doch, so der seit langem an einer Reizung der Kniekehle laborierende Junuzovic weiter, das sei es nicht allein gewesen. "Ich habe nicht gut gespielt. Ich bin mit meiner Leistung nicht zufrieden."

Ein ehrliches Bekenntnis des Nationalspielers, der das Gesicht des abermaligen Bremer Niedergangs in dieser Spielzeit ist. So wie Junuzovic in der letzten Saison als Symbol für den Aufschwung unter Trainer Viktor Skripnik galt. Damals war der Mittelfeldspieler der gefeierte Mann, von den Fans umjubelt, die ihn zum Bleiben an der Weser getrieben haben. "Bis an die Schmerzgrenze" ging damals Geschäftsführer Thomas Eichin, um den 28-Jährigen bei Werder zu halten - anders als bei seinem Landsmann Sebastian Prödl, der nicht für unverzichtbar erklärt worden ist.

Die größtenteils mittellosen Norddeutschen öffneten die schmale Geldschatulle und machten Junuzovic eine Verlängerung seines Vertrags schmackhaft. Dieser sagte zu und ist somit bei Werder der Top-Verdiener. In der letzten Saison war er unzweifelhaft auch eine Stütze: Gefeierter Spezialist bei den ruhenden Bällen, von denen 19 direkt oder indirekt ins gegnerische Tor fanden. Zudem herausragender Regisseur im Zentralbereich, wo die Grün-Weißen nicht gerade üppig besetzt sind.

Selbstzweifel vor dem Nord-Derby

Und nun? Junuzovic muss um seinen Stammplatz bangen. "Nur die Leistung zählt", sagt er. Diese sei zuletzt nicht gerade berauschend gewesen, gibt er ehrlich zu. Und er spricht vom Konkurrenzkampf im Team: "Es ist nicht festgelegt, wer gegen den HSV spielt. Klar, es kann auch mich treffen, dass ich nicht spiele." Schlusswort bei diesem Gedankengang, den er nach dem schwarzen Wochenende in Wolfsburg anstellte: "Ich muss mir Sorgen machen."

Damit ist das eingetreten, was die Bremer vor den Prestigeduell gegen den Hamburger SV unbedingt vermeiden wollten. Es sollten im Team keine Zweifel an der Leistungsfähigkeit entstehen vor dem Derby. Nun äußert einer der Anführer genau diese Selbstzweifel. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte Junuzovic nach einsetzender öffentlicher und auch von Manager Eichin deutlich vernehmbarer Kritik noch recht trotzig reagiert. Er wehrte sich gegen diese kritischen Stimmen und verwies auf diverse Statistiken, die seinen Wert für Werder bewiesen hätten.

Jetzt das genaue Gegenteil: Ein irritierter Nationalspieler, der sich der Wertschätzung seines Trainers nicht mehr gewiss ist. Dieser nominiert ihn seit Wochen im neuen 4-1-4-1-System auf einer Position, die dem Austria-Legionär nicht gerade behagt. Linksaußen muss Junuzovic agieren. Zentral oder auf der Halbposition ist er sicherlich besser aufgehoben. "In der Mitte fühle ich mich wohler", bestätigt der manchmal lustlos wirkende Profi, will indes nicht eine Diskussion über seine Rolle eröffnen, will schon gar nicht ein Alibi suchen.

So bleibt eine spannende Frage vor dem Samstag: Steht Junuzovic in der Startelf? Da Kapitän Clemens Fritz wegen der fünften Gelben Karte ausfällt, würde er als Spielführer die Elf aufs Feld führen. Natürlich hofft er auf seinen Einsatz vom Anpfiff an, schließlich zählt der HSV zu seinen Lieblingsgegnern: Von sechs Lokalkämpfen im Norden, an denen er beteiligt war, hat Bremen vier gewonnen, nur zwei Niederlagen kassiert. Besonders gern erinnert sich "Zladi" an die Partie aus dem März 2014: Werder siegte 1:0, der Torschütze hieß Junuzovic.

Hans-Günter Klemm

Zwei noch aktiv: Diese 21 spielten für Werder und den HSV