EM

Komfortable Verhandlungssituation für Koller

Österreichs Nationaltrainer zögert bei Vertragsverlängerung

Komfortable Verhandlungssituation für Koller

Marcel Koller hat Österreich zur ersten sportlichen EM-Teilnahme der Geschichte geführt.

Marcel Koller hat Österreich zur ersten sportlichen EM-Teilnahme der Geschichte geführt. getty images

Marcel Koller lässt sich nicht hetzen. Seine Position ist komfortabel. Zwei EM-Qualifikationsspiele stehen noch aus, Österreich ist bereits für die Endrunde im kommenden Jahr in Frankreich qualifiziert. Der Verband will nun seinen nach der Europameisterschaft auslaufenden Vertrag verlängern. Koller zögert. Die Schweiz soll ihn weiter als Nationaltrainer auf dem Zettel haben. Auch Borussia Mönchengladbach denkt über den 54-Jährigen nach. Die Schweizer Boulevard-Zeitung "Blick" berichtet gar von einem ersten Treffen mit Gladbach-Sportchef Max Eberl.

"Aktuell gibt es keine Gespräche, keine Tendenz", sagte Koller im Gespräch mit dem "kicker" (Montagsausgabe) und scheint sich alle Optionen offen halten zu wollen. Die angenehme Verhandlungsposition hat er sich hart erarbeitet. Koller formte das ÖFB-Team zu einer auf europäischem Niveau konkurrenzfähigen Mannschaft. Nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren wurde er zunächst kritisch beäugt, heute gilt er als Volksheld, hat Österreich die erste sportliche Qualifikation für ein EM-Turnier beschert. "Ich habe diese Kritik am Anfang nicht so ernst genommen, weil mich diese Leute auch nicht gekannt haben", sagte Koller wenig nachtragend. "Sie waren auch schlecht informiert oder haben wahrscheinlich aus Eigeninteresse so geredet. Ich wusste und weiß, was ich kann, daher war diese Kritik für mich nicht wichtig."

Zwei Siege gegen eine Hammergruppe

Am Freitag spielt Österreich in Montenegro, zum Abschluss der EM-Qualifikation empfängt das ÖFB-Team am Montag Liechtenstein. Kollers Team kann ohne jeden Druck aufspielen, der Gruppensieg ist seiner Mannschaft nicht mehr zu nehmen. Die Qualifikation als Gruppensieger abzuschließen, das war Koller wichtig: "Damit eben nicht alle sagen: Ja klar, jetzt wurde das Teilnehmerfeld aufgestockt, jetzt seid ihr auch dabei". Koller will in den ausstehenden Spielen nicht experimentieren. Für ihn ist die Qualifikation noch nicht gelaufen. Er fordert von seinen Spielern zwei weitere Siege, denn ein Ziel bleibt: Lostopf zwei.

Am 12. Dezember werden in Paris die sechs Vierergruppen der EM-Vorrunde ausgelost. Mit zwei Siegen in den ausstehenden beiden Partien könnte Österreich den Sprung in den zweiten Lostopf schaffen und somit die Chance auf eine vermeintlich leichtere Gruppe erhöhen. "Es gibt daher keinen Grund nachzulassen", so Koller.

Die Einteilung der qualifizierten Mannschaften in die insgesamt vier Lostöpfe erfolgt anhand des UEFA-Koeffizienten, der sich aus den Leistungen der Nationalteams innerhalb der vergangenen zweieinhalb Turnierzyklen (1 Zyklus = WM/EM-Turnier und Qualifikation) zusammensetzt. In der FIFA-Weltrangliste könnte Österreich zudem in die Top Ten vorrücken, derzeit liegt die ÖFB-Auswahl auf Rang elf. Als Koller die Mannschaft im November 2011 übernahm, rangierte Österreich auf Platz 72.

Windtner hat ein Ass im Ärmel

Auch könnte Koller mit zwei Erfolgen seine Verhandlungssituation weiter optimieren. ÖFB-Boss Leo Windtner will eine Entscheidung darüber, ob Koller seinen Vertrag verlängert oder nicht, in jedem Fall noch vor der Europameisterschaft. Ein Ass hat er dabei definitiv im Ärmel: Die guten Aussichten auf eine WM-Teilnahme Österreichs 2018 in Russland - es wäre die erste seit der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich. Das zu schaffen, habe für Koller "sicherlich einiges an Erotik", so Windtner.

kon