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Superstars in Smoggefahr

Uruguayer ohne Suarez - FIFA-Skandal wirft seine Schatten

Superstars in Smoggefahr

Stars der Copa America: Angel di Maria, Alexis Sanchez, Edinson Cavani und Neymar.

Stars der Copa America: Angel di Maria, Alexis Sanchez, Edinson Cavani und Neymar. Imago / Getty Images

Der frisch gekürte Triple-Sieger Luis Suarez fehlt im Kader von Uruguay wegen seiner Beiß-Sperre, der "Celeste" geht also der wichtige Zielspieler im Sturm ab. Ihn ersetzt Edinson Cavani, der sonst hängender agiert und nun wohl weiter vorne die Zuspiele der Kollegen verarbeiten und abschließen wird. Die Stärke des Titelverteidigers ist sowieso die Abwehr, das Zentrum bilden die beiden schonungslosen Verteidiger Diego Godin und José Maria Gimenez von Atletico Madrid. Erfahrung und Jugend sind bei diesen beiden in herzlicher Raubeinigkeit vereint. Die "garra charrua", die zähe und unnachgiebig aufmüpfige Kampfeshaltung der Uruguayer, basiert (nicht nur vom Namen her) auf der Mentalität der Vorfahren und wird von der "Celeste" nach wie vor ausgelebt, wie auch Gimenez eingesteht: "Deine Familie trommelt dir das mit jungen Jahren ein: Sie bringen dir bei, ein Kämpfer zu sein. So sind wir Uruguayer."

Gekämpft wird sowieso wieder nach Herzenslust bei dieser Copa America - wie immer, nicht nur in Uruguays Gruppe B. Das uruguayische Innenverteidigerpaar trifft dort gleich in der Vorrunde auf einen altbekannten Widersacher aus der spanischen Primera Division - Lionel Messi und die benachbarten "Hermanos" aus Argentinien sind nach dem Auftaktspiel gegen Jamaika mit Trainer Winfried Schäfer (Samstag, 21 Uhr) der zweite Gruppengegner.

Copa America - 1. Spieltag
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Uruguay - Vereinsdaten
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Gründungsdatum

01.01.1900

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01.01.1893

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"Meiner Meinung nach ist Messi der Stürmer, der am schwersten zu decken ist", bekannte Gimenez und dachte vielleicht ein wenig an Bayerns Jerome Boateng, als er sagte: "Er kann dich auf einem Bierdeckel ausspielen und dich taumelnd zurücklassen." Gemäß Godin sei Argentinien das gefährlichste Team der Copa. "Offenkundig hat Argentinien mit Leuten wie Messi, di Maria, Aguero, Higuain und Lavezzi eine der besten Angriffsreihen. Meiner Meinung nach sind sie der große Favorit", so Godin. Kühne Ziele wollen die Titelverteidiger keine aussprechen, zumindest wenn es nach Gimenez geht: "Wir machen, was wir immer gemacht haben: Wir halten uns bedeckt und schauen mal, was passiert."

Messi erwartet ein ausgeglichenes Turnier - Qualität pur in der Offensive

Lionel Messi

Noch ohne Titel mit Argentinien: Kapitän Lionel Messi. imago

Und wie schätzt Messi die Lage ein? Der Barça-Star präsentierte sich in den vergangenen Wochen stark wie selten zuvor, befindet sich nach dem Triple-Sieg mit den Katalanen auf Wolke sieben. Doch Messi wäre nicht Messi, wenn er nicht mehr wollen würde. "Es ist immer noch ein Traum, mit Argentinien einen Titel zu holen", erklärte er. Argentinien sei zwar einer der Favoriten, jedoch gebe es auch "große Gegner", die im Weg stünden. "Seit vielen Jahren war die Copa nicht mehr so ausgeglichen", so der Kapitän der Albiceleste. Prunkstück der Argentinier, die das Turnier seit 1993 nicht mehr gewonnen haben, ist zweifellos der Angriff. Neben Messi stehen auch noch Gonzalo Higuain (Neapel), Sergio Aguero (ManCity), Angel di Maria (ManUnited), Ezequiel Lavezzi (PSG) und Rückkehrer Carlos Tevez (Juventus Turin) im Kader - ein unfassbares Maß an Qualität für Trainer Gerardo Martino, der in der Abwehr auf Barça-Größe Javier Mascherano zählen kann.

Brasiliens "Verbrechen" steckt noch in den Köpfen

Einer der angesprochenen großen Gegner ist natürlich Brasilien. Messis nicht ganz ernst gemeinte Bitte an seinen Vereinskollegen Neymar, es mit der Seleção doch etwas ruhiger angehen zu lassen, wurde logischerweise ausgeschlagen. "Überlass es dieses Jahr uns", habe ihn Messi angefleht. Eben weil der Brasilianer jung sei und noch oft die Südamerika-Meisterschaft spielen könne. Neymars lapidare Antwort: "Das werde ich nicht zulassen. Wir müssen gegen ihn gewinnen."

Ganz klar: Brasilien strebt nach den bitteren Pleiten bei der Heim-WM 2014 im Halbfinale gegen Deutschland (1:7) und im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande (0:3) nach Wiedergutmachung, auch wenn Thiago Silva sagt: "Ein Sieg bei der Copa América wird nicht das auslöschen, was wir bei der WM verbrochen haben." Peru (mit den Deutschland-Legionären Farfan, Zambrano, Pizarro und Reyna), Kolumbien (mit Superstar James von Real Madrid) und Paraguay (mit den Bundesliga-Akteuren Valdez und Bobadilla) heißen die Gruppengegner des fünfmaligen Weltmeisters und achtmaligen Copa-Siegers. Mit dabei im Kader Brasiliens: Roberto Firmino von der TSG Hoffenheim. Wolfsburgs Luiz Gustavo musste das Turnier hingegen wegen einer Knie-Operation absagen.

Chile mit drei Bundesligaprofis - Wirbel um Smog und den FIFA-Skandal

Nicht zuletzt dank des Heimvorteils ist auch Chile einer der hoch gehandelten Mannschaften. Bei der WM schied das Team von Trainer Jorge Sampaoli äußerst unglücklich gegen Brasilien aus. Mit Albornoz (Hannover), Jara (Mainz) und Diaz (HSV) sind drei Bundesliga-Spieler mit von der Partie, Topstars des Teams sind aber andere. Im Tor steht Barcelonas Keeper Claudio Bravo, im Mittelfeld zieht Arturo Vidal von Juventus die Fäden. In vorderster Front steht Alexis Sanchez vom FC Arsenal.

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Smog in gleich vier der acht Turnierstädte sorgt allerdings für dicke Luft im Vorfeld. Concepción und Santiago, wo Halbfinale und Endspiele stattfinden, sowie Temuco und Rancagua vermelden im Winter der südlichen Erdhalbkugel gesundheitsgefährdende Feinstaub-Werte. Erste Gegenmaßnahmen wie Fahrverbote für Autos wurden schon ausgerufen. Trotz der alarmierenden Werte will Claudio Orrego, Gouverneur von Santiago, nicht vom Zeitplan abweichen. "Wir haben mit den Behörden gesprochen. Wenn es eine Sache gibt, die wir nicht machen können, dann ist es, das Match abzusagen", sagte er der französischen Nachrichtenagentur "AFP" in Hinblick auf das Eröffnungsspiel.

Zudem steht das Turnier unter dem Einfluss der jüngsten Vorkommnisse bei der FIFA. Denn auch der südamerikanische Verband CONMEBOL steckt tief im Korruptions-Sumpf des Weltverbandes. Unter den Korruptionsverdächtigen waren auch zwei hochrangige Funktionäre aus Südamerika. Der Uruguayer Eugenio Figueredo (2013-2014) wurde in Zürich festgenommen. Der Paraguayer Nicolás Leoz (1986-2013) steht unter Hausarrest in Asunción. Auch ein Großteil der weiteren Angeklagten kommt aus Südamerika.

atr/las

Die Deutschland-Legionäre bei der Copa América