WM

Abgesetzte FIFA-Ethiker: "Mehrere hundert Fälle offen"

Rojas und Skouris sollen übernehmen

Abgesetzte FIFA-Ethiker: "Mehrere hundert Fälle offen"

Nicht mehr Spitze der FIFA-Ethikkomission: Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely (v.l.).

Nicht mehr Spitze der FIFA-Ethikkomission: Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely (v.l.). Getty Images

"Das wirft die Reformen um Jahre zurück, die FIFA wird deswegen leiden", sagte der frühere Chef-Ermittler Cornel Borbely am Mittwoch in Manama. Es gebe keine Phase des Übergangs. "Mehrere hundert Fälle sind noch offen", sagte Borbely und betonte, dass es noch "viele laufende Untersuchungen" gebe.

Der FIFA-Council hatte am Dienstag entschieden, den Schweizer und den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert nicht zur Wiederwahl vorzuschlagen. Damit können beide vom Kongress am Donnerstag in der bahrainischen Hauptstadt nicht gewählt werden. "Ich bin nicht sicher, wie lange es dauern wird, bis jemand anders mit diesen Fällen umgehen wird", sagte Eckert. Borbely merkte an, dass nach dem Austausch aller Mitglieder der beiden Ethikkammern außer zwei die "erfahrensten Verfolger und Richter" nun weg seien. "Wir haben viel Know-how aufgebaut, wie man diese Fälle verfolgen muss."

"Absetzung politisch motiviert"

Von ihrer Amtsenthebung erfuhren die beiden nach eigenen Angaben nach der Landung in Bahrain durch die Medien. "Die Absetzung war unnötig und deswegen ausschließlich politisch motiviert", sagte Borbely. Seit 2015 habe die Untersuchungskammer 194 Voruntersuchungen durchgeführt und die rechtsprechende Kammer über siebzig Funktionäre verurteilt.

"Was werden die Strafverfolger in Bern machen, was werden die Strafverfolger in den USA machen?", fragte Eckert, der durch die Personalentscheidungen auch offene Fragen für die strafrechtlichen Verfolgungen in der Schweiz und den USA im Korruptionsskandal rund um den Weltverband sieht.

Eckert war seit knapp fünf Jahren Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, Borbely hatte vor zwei Jahren das Amt des Chefs der Untersuchungskammer angetreten. Beide wollten ihre Posten für vier weitere Jahre behalten. Unter ihrer Führung wurden unter anderen der ehemalige Verbandschef Joseph Blatter sowie der frühere UEFA-Boss Michel Platini zu mehrjährigen Sperren verurteilt und auch Verfahren im Skandal um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland geführt.

Das FIFA-Council schlug die Kolumbianerin María Claudia Rojas als neue Chefermittlerin vor, die rechtsprechende Kammer soll vom früheren Präsident des Europäischen Gerichtshofs, Vassilios Skouris aus Griechenland, übernommen werden.

kid/dpa