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FIFA wählt Spitzen-Ethiker ab - Keine WM-Vorvergabe

FIFA-Kongress: WM 2026 mit 16 europäischen Teilnehmern

FIFA wählt Spitzen-Ethiker ab - Keine WM-Vorvergabe

Hans-Joachim Eckert wurde von der FIFA von seinem Amt als Vorsitzender der Rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission abgewählt.

Hans-Joachim Eckert wurde von der FIFA von seinem Amt als Vorsitzender der Rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission abgewählt. Getty Images

Der Münchner Jurist Eckert ist seit Juli 2012 Vorsitzender der Rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, der Schweizer Borbely war seit Mai 2013 stellvertretender Vorsitzender der Untersuchungskammer der Ethikkommission, nach dem Rücktritt des damaligen Chef-Ermittlers Michael J. Garcia wurde er im Mai 2015 vom FIFA-Kongress als neuer Vorsitzender bestätigt. Eckert und Borbely, deren Amtszeiten endeten, wollten ihre Posten für vier weitere Jahre behalten und wurden noch in der Kongresswoche in Manama erwartet.

Die Ethik-Kommission hatte unter der Führung von Eckert und Borbely in den letzten Jahren knapp 200 Voruntersuchungen im FIFA-Korruptionsskandal durchgeführt und dabei auch vor großen Namen nicht haltgemacht. Unter anderen wurden in Folge der Ermittlungen der ehemalige Verbandschef Joseph S. Blatter sowie der frühere UEFA-Boss Michel Platini zu mehrjährigen Sperren verurteilt. Auch gegen den derzeitigen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino hatte die Kommission Ermittlungen eingeleitet, diese aber eingestellt.

"Integrität der FIFA gefährdet"

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte sich vor seiner ersten Sitzung als Mitglied der FIFA-Regierung für einen Verbleib der beiden renommierten Juristen ausgesprochen. "Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely ihre Arbeit fortsetzen, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der FIFA einen entscheidenden Beitrag geleistet haben", sagte er.

In einer ersten Stellungnahme kritisierten die beiden Juristen die Entscheidung des FIFA-Councils hart: "Scheinbar hat die FIFA-Spitze eigene und politische Interessen höher gewichtet als die langfristigen Interessen der FIFA", hieß es in der Mitteilung. "Dabei hat sie in Kauf genommen, dass die Integrität der FIFA gefährdet wird und damit deren Zukunft aufs Spiel gesetzt." Am Mittwoch werden sie sich voraussichtlich auf einer Pressekonferenz äußern.

Als neue Chefermittlern schlug das FIFA-Council die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas vor, die rechtsprechende Kammer soll der frühere Präsident des Europäischen Gerichtshofs Vassilios Skouris aus Griechenland leiten. Auch der frühere Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof, Luís Miguel Poiares Maduro, aus Portugal wurde nicht wieder als Vorsitzender der Governance Kommission vorgeschlagen. DFB-Chef Grindel ist Mitglied des Gremiums, das die politische Integrität der FIFA-Strukturen überwacht.

Keine Vorvergabe der WM 2026 - Europa mit 16 Startern

Das FIFA-Council erteilte zudem einer Vorvergabe der WM 2026 an die USA, Kanada und Mexiko eine Absage. Die drei Länder hatte beantragt, dass der FIFA-Kongress das Bewerbungsverfahren noch weiter beschleunigt, damit das Trio bereits in Bahrain den Zuschlag unter gewissen Bedingungen erhalten würde.

Nun haben auch andere Anwärter drei Monate Zeit, ihr Interesse zu bekunden. Verbände aus Europa und Asien sind wegen der WM 2018 in Russland und 2022 in Katar ausgeschlossen. Allerdings ist derzeit kein weiterer Kandidat für die von 32 auf 48 Teams ausgeweitete Weltmeisterschaft in Sicht.

Durch die Ausweitung werden die einzelnen Konföderationen bei der WM 2026 mehr Teilnehmer stellen als bisher. Das FIFA-Council segnete am Dienstag den neuen Schlüssel ab, durch den Europa 16 statt wie bislang 13 WM-Startplätze erhält. Afrika wird neun Mannschaften stellen, Asien acht, Nord-/Mittelamerika sowie Südamerika schicken jeweils sechs Vertreter, zudem ist ein ozeanisches Team dabei. Zwei weitere Teilnehmer sollen in einem Play-off-Turnier ermittelt werden.

jer/dpa