WM

Koch: Beckenbauer hat Vereinbarung unterschrieben

Dokument enthält diverse Abmachungen

Koch: Beckenbauer hat Vereinbarung unterschrieben

Traf eine Vereinbarung mit Jack Warner: der damalige Chef des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer.

Traf eine Vereinbarung mit Jack Warner: der damalige Chef des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer. imago

Diverse Medien, darunter auch die "Süddeutsche Zeitung", hatten bereits über eine Beteiligung Beckenbauers, dem damaligen Chef des WM-Organisationskomitees, an dem Vertragsentwurf berichtet. Laut SZ geht es in dem Dokument um eine "umfangreiche Kooperation" mit Warner, der immer wieder mit TV-Rechten gehandelt hatte und von der FIFA-Ethikkommission am 29. September lebenslang gesperrt wurde. Auch der Name von Beckenbauers "Schattenmann" Fedor Radmann, später auch im WM-Organisationskomitee, soll in dem Papier auftauchen.

Teil der Vereinbarung seien "keine direkten Geldleistungen" gewesen, sondern unter anderem Abmachungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst, erklärte Koch. Deutschland gewann die Abstimmung des FIFA-Exekutivkomitees am 6. Juli 2000 mit 12:11 Stimmen gegen Südafrika. Allerdings: Die drei CONCACAF-Mitglieder im FIFA-Exekutivkomitee stimmten damals nach sid-Informationen komplett für Südafrika.

Die Stellungnahme von Dr. Rainer Koch im Wortlaut:

"Dr. Rauball und ich haben uns darauf verständigt, dass wir konkrete Angaben zu dem Dokument machen möchten. Es handelt sich dabei um eine vertragliche Vereinbarung, die von Franz Beckenbauer auf der deutschen Seite und von Jack Warner auf der CONCACAF-Seite unterzeichnet worden ist. Eine Vereinbarung, die vier Tage vor der Vergabe-Entscheidung über die WM 2006 beschlossen worden ist.

In diesem Dokument hat Franz Beckenbauer darauf hingewiesen, dass die abschließende Wirksamkeit dieses Dokuments davon abhängig ist, dass nachfolgende Beschlüsse des DFB-Präsidiums auch mit erfolgen, da Franz Beckenbauer allein ja nicht vertretungsberechtigt für den Deutschen Fußball-Bund seinerzeit war.

Dr. Rainer Koch

Bestätigte Beckenbauers Beteiligung an der Vereinbarung mit dem CONCACAF-Chef Warner: Dr. Rainer Koch. imago

In diesem Vertrag sind diverse Leistungen, keine direkten Geldleistungen von deutscher Seite, zugesagt worden. Verschiedene sportliche Unterstützungsleistungen für den CONCACAF-Verband und auch eine direkte Ticketzusage für diverse WM-Spiele an Jack Warner in Person.

Es besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnis, ob diese Erklärung, diese vertragliche Vereinbarung vollzogen worden ist. All das muss aufgeklärt werden. Es ist auch keine Aussage zulässig, dass tatsächlich dieser Vertrag zu einem bestimmten Abstimmungsverhalten von Herrn Warner geführt hat oder eine derartige Intention vorlag. Auch dazu gibt es keine Inhalte in dem Vertrag selber.

Diese Vereinbarung hat uns lediglich veranlasst zu sagen, dass wir eben neben der 6,7-Millionen-Euro-Zahlung jetzt auch die näheren Umstände rund um die Vergabe-Entscheidung der WM einfach aufklären wollen. Weil wir lückenlos Klarheit schaffen wollen, wie damals die Abläufe waren. Schlussfolgerungen, Ergebnisse und Erkenntnisse können noch nicht abgeleitet werden. Das ist Aufgabe der Kanzlei Freshfield."

Rauball: Möglicher Bestechungsversuch

Dr. Reinhard Rauball, der nach Niersbachs Rücktritt zusammen mit Koch den DFB interimsmäßig als Präsident anführt, spricht gegenüber dem Bezahlsender "Sky" von einem möglichen Bestechungsversuch. "Das muss man so werten, dass zumindest über diese Fragen nachgedacht worden ist", so Rauball. "Wenn etwas schriftlich konzipiert ist, egal ob es dann formwirksam geworden ist oder nicht, dann ist das etwas, was diese Vermutung zulässt."

Im Zuge einer Anfrage des sid gab Beckenbauers Agentur, die MHM Group GmbH aus Kitzbühel, zunächst keine Stellungnahme ab.

sid/dpa/jch